"Nicht auf Spezialkräfte warten"

Massaker in Texas: So werden Amokläufer an Bayerns Schulen gestoppt

Tobi Lang

Redakteur

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29.5.2022, 13:45 Uhr
Ende Juli rückte das SEK an die Dr.-Theo-Schöller-Schule nach Nürnberg aus. Die Polizei ist vorbereitet auf derartige Einsatzlagen. 

© NEWS5 / Grundmann, NEWS5 Ende Juli rückte das SEK an die Dr.-Theo-Schöller-Schule nach Nürnberg aus. Die Polizei ist vorbereitet auf derartige Einsatzlagen. 

19 tote Kinder, zwei Lehrerinnen, die im Kugelhagel starben - und weltweites Entsetzen: Die Bilder des tödlichen Schulmassakers im texanischen Uvalde hallen nach. Medienberichten zufolge warteten insgesamt 19 Polizisten auf den Fluren, während der Amokläufer tötete. Sie unternahmen keine Versuche, in den Raum einzudringen - und warteten auf Spezialkräfte. "Es war die falsche Entscheidung", sagt der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw. "Dafür gibt es keine Entschuldigung."

Jetzt spricht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nach dem "schrecklichen Schulmassaker", wie es aus seinem Ressort heißt, über das Einsatzkonzept im Freistaat. Schon 2002 nach einem Amoklauf in Erfurt, bei dem ein junger Mann 16 Menschen erschoss, habe man deutschlandweit einheitliche Standards gesetzt, erklärt der CSU-Politiker.

Herrmann über Amokläufe: "Stoppen, um weitere Opfer zu verhindern"

Dabei gibt es einen klaren Unterschied zum Vorgehen in Texas. "Seitdem haben die ersten an einem Tatort eintreffenden Polizeikräfte den klaren Auftrag, nach Möglichkeit sofort den Amokläufer zu stoppen, um weitere Opfer zu verhindern", sagt Herrmann. "Es kann nicht auf das Eintreffen von Spezialkräften gewartet werden."

Die Polizei trainiert regelmäßig speziell und intensiv für "lebensbedrohliche Einsatzlagen", wie es heißt. "Ebenfalls wichtig ist eine effektive Bewaffnung und Schutzausstattung", sagt Herrmann, der derzeit Vorsitzender der Innenministerkonferenz ist. Der Freistaat habe deshalb in den letzten Jahren mehr als 120 Millionen Euro investiert.

Neue Waffen für Bayerns Polizei

Herrmann erklärt: "Neben einer hochwirksamen ballistischen Schutzausrüstung mit Helmen und Schutzwesten haben wir alle Einsatzkräfte mit neuen Dienstpistolen ausgerüstet." Die Waffe vom Typ SFP9 habe im Vergleich zum alten Modell eine doppelt so hohe Magazinkapazität - eine Vorsichtsmaßnahmen gerade mit Blick auf Amokläufe. "Darüber hinaus haben wir ab dem Jahr 2019 für die Bayerische Polizei sukzessive rund 900 Kompakt-Gewehre FN SCAR-L beschafft." Die modernen Mitteldistanzwaffen sind ebenfalls für Bedrohungslagen und Terroranschläge vorgesehen.

Doch auch die Schulen selbst sind gefordert. Sie erarbeiten Sicherheitskonzepte, die speziell auf Räumlichkeiten und Umgebung abgestimmt sind. "Diese werden von den Schulen in enger Absprache mit der Polizei ständig fortentwickelt", sagt Herrmann. "Auch die Zusammenarbeit mit den Rettungs- und Hilfsdiensten wird regelmäßig geübt."