Michael Helmbrecht - Kämpfer gegen die Menschenfeinde

NÜRNBERG

In der Nacht vom 29. auf 30. Dezember 2011 erlebte Michael Helmbrecht seine persönliche „Kristallnacht“. Das rechtsextreme „Freie Netz Süd“ hatte die Zerstörung des Autos von (Zitat) „Anti-Nazi-Sprecher Helmbrecht“ auf seiner Webseite gefeiert. Das war kurz nachdem bekanntgeworden war, dass Neonazis, die sich „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) nannten, mindestens zehn Menschen in Deutschland ermordet hatten.

Auch wenn „bei meinem Auto die Täter bis heute nicht ermittelt“ sind: „Die Polizei war hochmotiviert. Das war nicht immer so“, stellt Helmbrecht fest. Doch nach Meinung des langjährigen Vorsitzenden des vielfach für Zivilcourage ausgezeichneten „Bürgerforum Gräfenberg“ haben die „NSU-Morde“ viel verändert. Am Bewusstsein gegen rechtsextreme Gewalt in der Gesellschaft, speziell aber bei Polizisten und Verfassungsschützern.

Dennoch gilt für Helmbrecht weiter: „Man muss immer noch Angst haben, wenn man hinschaut. Nicht wenn man wegschaut.“ 2011 trat der Sozialwissenschaftler als Bürgerforumssprecher zurück, um von Nürnbergs OB Ulrich Maly den Vorsitz der „Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg“ zu übernehmen. „Wir Bürger sind mitverantwortlich für das Gemeinwohl. Wir brauchen ein Netzwerk der Demokraten. Deshalb ist es so wichtig, dass in der Allianz gegen Rechts so viele verschiedene Gruppen involviert sind.“

Helmbrecht nennt die Neonazis nicht „Rechtsextreme“ sondern „Menschenfeinde“. Davon gibt es laut Verfassungsschutzbericht Bayern 1000. Er findet es „prinzipiell richtig, der NPD durch ein Verbot Ressourcen zu entziehen“. Doch es brauche, neben polizeilichen Maßnahmen, auch Prävention und Aufklärung, wie durch die außerordentlich aufmerksamen Medien in Nürnberg und im Umland. Aber es gebe auch Landstriche, in denen Medien das Thema verbergen. „Und hinter dem Rücken bildet sich dann eine Szene.“

Dabei sei „altnazistisches Gedankengut wenig anschlussfähig. Sozialstaatlichkeit, ökologisches Gedankengut, Globalisierungskritik, Antiislamismus“ seien die Themen der neuen Rechten. Deshalb ist für Michael Helmbrecht ganz besonders wichtig: „Es darf keinen Rückzug des Sozialstaats geben, sonst übernehmen NPD und Co. Eliten, passt auf: Wenn ihr rumschraubt am Sozialstaat, wird’s gefährlich!“