Treideln: Schifffahrt mit Pferdeantrieb

Mit einem PS über den alten Ludwigskanal

28.7.2021, 18:12 Uhr
 100 Jahre ist Elfriede alt. Das Treidelschiff legt in Schwarzenbach an der Gaststätte „Zum Ludwigskanal“ ab.

© Foto: Günter Distler  100 Jahre ist Elfriede alt. Das Treidelschiff legt in Schwarzenbach an der Gaststätte „Zum Ludwigskanal“ ab.

Auch wenn das Schiff "Elfriede", Baujahr 1920, mit ihren 22 Metern Länge, knapp vier Metern Breite und einem Eigengewicht von 15 Tonnen nicht gerade klein ist. Theoretisch könnte es bis zu 50 Tonnen tragen. Doch die Touristen an Bord, die hier von Florian mit einem Seil sanft entlang schilfbewachsener Ufer über das stille Gewässer gezogen werden, bringen das natürlich nicht auf die Waage.

Die früher einmal beförderte Last war deutlich schwerer. "Getreidelt" wurden hier beispielsweise Baumstämme oder auch Sandsteinblöcke aus den Steinbrüchen bei Wendelstein oder Worzeldorf. Bis zu 120 Tonnen wog die Fracht, auch wenn es mit dieser Form des Warenaustauschs im Prinzip wieder sehr schnell vorbei war.

Schon im 8. Jahrhundert hatte Kaiser Karl der Große die Vision von einer Wasserstraße, um das Fluss-System des Rheins und Mains über die Schwäbische Rezat mit der zur Donau fließenden Altmühl zu verbinden. Aber erst König Ludwig I. realisierte tausend Jahre später ein solches Bauwerk.

1828 wurde der Kanal in Auftrag gegeben, 1836 war Baubeginn, neun Jahre später die Fertigstellung. Mit Hilfe von 100 Schleusen überwindet die nach dem Monarchen benannte Wasserstraße den Höhenunterschied von 79 Metern bei Kehlheim bis hinauf zum Scheitel auf dem Fränkischen Jura und den 183 Metern in Bamberg.

Für die gesamte Strecke brauchten die Treidelschiffe früher inklusive der Schleusungen und Übernachtungen circa sechs Tage. Doch rentabel war der 172 Kilometer lange Wirtschaftsweg mit darauf gezogenen Schiffen nur wenige Jahrzehnte. Von Anfang an stand das Bauwerk in Konkurrenz zur Eisenbahn.

Nachdem 1871 die Bahnstrecke Nürnberg - Regensburg eröffnet wurde und auch sonst das Schienennetz stetig wuchs, sank die Beförderungsleistung auf dem Ludwig-Main-Donau-Kanal rapide, hatten die vielen Schleusenwärter immer weniger zu tun. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Kanal teils schwer beschädigt und schließlich 1950 aufgelassen.

Geschichte an Bord

All das erfährt man auch an Bord von Elfriede, die noch bis zum 19. September zweimal im Monat im Burgthanner Ortsteil Schwarzenbach (Kreis Nürnberger Land) an der Gaststätte "Zum Ludwigskanal" ablegt. Von dort zieht "Florian" das Schiff dann über etwa zwei Kilometer hinweg bis zum Dörlbacher Einschnitt. Dort wird umgespannt und dann geht es wieder gemächlich zurück zur Anlegestelle, die gesamte Fahrzeit beträgt etwa 45 Minuten.

Da bleibt dann auch noch genug Zeit, beispielsweise für eine Wanderung rund um den Wendepunkt des Treidelschiffes am Dörlbacher Einschnitt. Wie auch heute noch üblich wurden die Bauarbeiten am Kanal seinerzeit abschnittsweise an die Auftragnehmer vergeben.

Der Dörlbacher Einschnitt sollte über 900 Meter lang werden und bis in eine Tiefe von 15 Metern reichen, ein für frühere Zeiten gewaltiger Aushub. Hunderte Sprengungen waren nötig, um durch den Jura-Kalkstein zu kommen.

Es gibt auch noch ein zweites Treidelschiff, das heute Gäste statt Güter über den Ludwigskanal befördert. Die "Alma Viktoria" startet rund elf Kilometer südlich von Neumarkt in Mühlhausen. Durch die Landschaft geht die etwa eineinhalbstündige Fahrt zunächst der Schleuse 25 entgegen, die als einzige aus damaliger Zeit noch in Betrieb ist und auf halbem Weg der insgesamt sechseinhalb Kilometer langen Treidelstrecke nach Pollanten liegt.

Knapp drei Meter Wasserhöhe überwindet die "Alma Victoria" auf der Hin- und Rückfahrt, geschleust wird wie in der Vergangenheit noch von Hand. Am 14. August startet der Lastkahn wieder, der erstmals im Rahmen der Landesgartenschau in Neumarkt 1998 als Attraktion eingesetzt wurde.

Von Mühlhausen aus ist es auch nicht mehr weit ins historische Berching mit seiner komplett erhaltenen Stadtmauer mit 13 Türmen. Auch sind hier am Ludwigskanal die alten Schleusenwärterhäuschen und moosüberwachsenen Schleusen erhalten geblieben und durch die Altstadt können sich die Besucher wie auf dem Wasser in aller Ruhe treiben lassen.

Eine Hin- und Rückfahrt mit dem Treidelschiff ab der Gaststätte "Zum Ludwigskanal" für Erwachsene kostet 5 Euro, Kinder bis 12 Jahre zahlen 2 Euro. Elfriede kann auch für Sonderfahrten gebucht werden. Mehr Infos unter www.burgthann.de/leben/sehenswertes/das-treidelschiff-elfriedes.

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