"Mittagsmörder" schrieb historischen Roman "Die Elfen"

17.2.2015, 11:30 Uhr

© Hans Kammler

Er wolle, so teilte der heute 74-jährige Klaus G. mit, "nicht immer nur im Zusammenhang mit Kriminellem" gesehen werden - er wünsche "Frohe Weihnachten". Seinem Schreiben hat er die selbst verfasste Erzählung "Die Elfen" beigelegt.

Das 138 Seiten starke Werk spielt im westlichen Mittelfranken um 1700. Ein junger Amtmann wird aufs Land versetzt, soll sich um die Besteuerung der Bauern kümmern und darum, dass in den fürstlichen Wäldern nicht gewildert wird. Auch der mysteriöse Tod seines Amtsvorgängers bedarf der Aufklärung. Schon bald findet er heraus, dass der Sohn des einflussreichen Barons wildert und vermutlich den Vorgänger des jungen Amtmannes umgebracht hat.

Eine Tragödie verfasst

Klaus G. hat keine historische Detektivgeschichte verfasst. Vielmehr legt der Mann, der es unter dem makaberen Spitznamen „Mittagsmörder“ zu trauriger Berühmtheit brachte und in Büchern über Deutschlands bekannteste Serienmörder mehrere Kapitel füllt, eine Tragödie vor. Erschienen ist die Erzählung im Verlagshaus Schlosser - Parallelen zu G.s eigener Lebensgeschichte sucht der Leser indes vergebens.

Im Februar 2012 hatte sich Klaus G. schon einmal an die Nürnberger Nachrichten gewandt. Er bekomme mit, dass in Hersbruck - dort wuchs G. auf - noch immer ausgiebig über ihn diskutiert werde, schrieb er. Er habe noch immer Kontakt zu Menschen aus Hersbruck und Umgebung, die ihn im Gefängnis besuchen. Daher wolle er den Eindruck, er sei "kaltschnäuzig, skrupellos und ein gnadenloser Killer", nicht so stehen lassen. Heute bereue er seine Taten "zutiefst, und auch die Angehörigen tun mir leid".

Am 27. Juli 1967 wurde Klaus G. nach zweijähriger Untersuchungshaft zu "lebenslangem Zuchthaus", wie es damals hieß, verurteilt. Seither hielten ihn Dutzende Gitter, Schlösser und Mauern in der Justizvollzugsanstalt Straubing davon ab, sich an das Ufer der Donau zu setzen oder einen Stadtbummel zu machen - etwa um mit eigenen Augen zu sehen, dass die Frauen heute nicht mehr optisch Doris Day nacheifern.

Wenige Kubikmeter

Klaus G. war 27 Jahre alt als er hinter Schloss und Riegel kam. Damals amtierte Konrad Adenauer in seinem letzten Jahr als Bundeskanzler und Telefone hatten noch Wählscheiben. Klaus G. begann, in seiner Welt, die nur noch wenige Kubikmeter maß, Geige zu spielen. Er sang im Gefängnis-Chor, interessierte sich für Philosophie und schrieb seit etlichen Jahre an seinem Buch.

Klaus G. brachte im September 1962 den Sparkassenleiter im mittelfränkischen Ochenbruck um. Zehn Wochen später erschoss er in der Sparkassenfiliale in Neuhaus im Nürnberger Land einen weiteren Mann. Am 29. März 1963 tötete er die Inhaberin eines Waffengeschäftes und deren Sohn. Am 1. Juni 1965 flüchtete er vor der Nürnberger Polizei und erschoss den Hausmeister eines Kaufhauses.

Weil der Mörder, der immer zur Mittagszeit getötet hatte, als gefährlich galt, bekam er in all den Jahren im Gefängnis nie Lockerungen, wie Freigang oder Urlaub. Doch 2012 verlangte das Bundesverfassungsgericht, Klaus G. freizulassen.