München: 100-Millionen-Euro-Spende für Uni

5.8.2008, 00:00 Uhr
München: 100-Millionen-Euro-Spende für Uni

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Polsat ist der zweitgrößte polnische Privatsender. Zur «Familie« gehören zwei Kanäle im Stil der deutschen Sender Sat1, Pro7 oder RTL, die vor allem Serien, Seifenopern und Spielfilme ausstrahlen sowie ein Sport- und ein Gesundheitskanal. Der Umsatz lag 2005 bei umgerechnet rund 220 Millionen Euro, der Netto-Gewinn bei 74 Millionen Euro. Der Hauptkonkurrent TVN kommt auf ähnliche Kennzahlen. Doch wird der Marktwert von TVN auf 2,3 Milliarden Euro veranschlagt, der von Polsat dagegen nur auf etwa 1,2 Milliarden.

Solorz-Zak lebte selbst in München

Wie der Stifter bei der feierlichen Unterzeichnung des Kooperationsvertrags mit Thomas Goppel, dem bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, betonte, möchte er mit dem Millionen-Betrag, dass «auf diesem für die Allgemeinheit infolge der demografischen Entwicklung, nämlich der Überalterung der Gesellschaft, so bedeutsamen Gebiet ein Forschungszentrum geschaffen wird, das höchsten internationalen Ansprüchen genügt«. München als Standort für seine Spende habe er sich deshalb ausgesucht, so Solorz-Zak, «weil ich in dieser Stadt einige Zeit gelebt habe und weil die Universität auf dem Gebiet Schlaganfall und Demenz hervorragende Arbeit leistet.«

Das neue Institut wird sich schwerpunktmäßig auf die Schlaganfallforschung und die Erforschung der vaskulären Demenz - der zweithäufigsten Demenzerkrankung (nach der Alzheimer-Demenz) - konzentrieren. Vaskuläre Demenz ist eine Variante, die von Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst wird. Demenz ist der Begriff für nachlassende geistige Fähigkeiten als Folge einer Hirnschädigung.

Freistaat gibt 30 Millionen

Das ISD wird mit den Mitteln des Freistaates ein 30 Millionen Euro teures Gebäude errichten und erstausstatten, sicherte Goppel zu. Das Klinikum wird die Betriebs- sowie die Baunterhaltskosten übernehmen.

Schlaganfall und Demenz - beide Erkrankungen haben ähnliche Ursachen, doch völlig verschiedene Gesichter. Ein Schlaganfall verändert das Leben von einer Sekunde zur anderen. Schleichend schreitet indes die Verengung der Hirngefäße voran, die zu geistigem Verfall führt: Die Worte klingen plötzlich lallend. Das Schlucken fällt schwer. Manchmal fühlt sich eine Gesichtshälfte leicht taub an, ein Arm oder Bein: Die ersten Anzeichen eines Schlaganfalls wirken harmlos. Kein Schmerz warnt vor der Gefahr. Doch entscheiden wenige Stunden über das Leben des Betroffenen. Wird er gelähmt als Pflegefall leben müssen oder wieder laufen und sprechen können?

Die beste Hilfe bieten im Notfall sogenannte Stroke Units. Diese Abteilungen von neurologischen Kliniken sind auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert. Auch am Klinikum der Universität München gibt es ein solches Zentrum. Die Münchner sind sogar auf dem Gebiet der Demenzforschung weltweit führend. In Zukunft sollen die Patienten der Uni-Klinik noch schneller von den neuesten Forschungen profitieren.

«Magnet der Spitzenforschung«

«Das wird ein Magnet der Spitzenforschung«, freute sich Minister Goppel. Ein Gewinn ist das Zentrum aber auch für die Patienten: «Die Verbindung von Forschung und Behandlung wird außerordentlich eng sein», sagt Prof. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor des Klinikums. Für viele Betroffene könnte eine verbesserte Therapie die Rettung bedeuten. Denn beim Schlaganfall gibt es vor allem einen Gegner: die Zeit.

In Deutschland verlieren jedes Jahr mehr als 80.000 Menschen diesen Kampf. Viele weitere leben danach mit schweren Folgeschäden, je nachdem welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Sie können nicht mehr sprechen, haben Depressionen oder Probleme, sich zu konzentrieren. Oft bleibt eine Körperseite gelähmt.

Institut bis 2012 fertig

«Am Beispiel von Herrn Solorz-Zak wird deutlich«, so Erich Steinsdörfer vom Deutschen Stiftungszentrum im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, «was Stiftungen im Allgemeinen sowie diese im Besonderen langfristig für die Zukunft unserer Gesellschaft leisten können.« Das in Essen beheimatete Zentrum betreut, berät und verwaltet über 400 Stiftungen aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Bildung, Soziales.

Zum zeitlichen Ablauf des Projekts sagte Erich Steinsdörfer gegenüber unserer Redaktion: «Die Planungen laufen bereits auf Hochtouren. Als zeitlicher Rahmen ist der 1. Januar 2012 vorgegeben: Dann soll das neue Institut bezugsfertig sein.«