Pandemie sorgte für schlechte Besucherzahlen

Museum Solnhofen freut sich über finanzielle Unterstützung

16.8.2021, 06:16 Uhr
Das Babykrokodil ist eines der Highlights in der Ausstellung im Museum Solnhofen.

© Jürgen Leykamm, NN Das Babykrokodil ist eines der Highlights in der Ausstellung im Museum Solnhofen.

Stolze 15.000 Euro sind es, über die sich nun der Verein freuen durfte. Eine Summe, die gerade jetzt sehr willkommen sei, wie Rathauschef Tobias Eberle bei der Feierstunde betonte. Seien doch „kulturelle Einrichtungen von der Pandemie besonders betroffen“. Martin Röpers Worte fielen noch deutlicher aus: „Die Corona-Krise war für uns ein Totalschaden“ – zumindest bezüglich der enormen internationalen Resonanz, die man sich im Jubiläumsjahr erhofft hatte.

Im März 2020 konnte noch das neue Babykrokodil vorgestellt werden. Ein Publikumsliebling, „der bis heute alle Rekorde schlägt“, macht der Museumsleiter deutlich. Danach kam der erste Lockdown und es ging nichts mehr. Unterm Strich galt es im vergangenen Jahr ein Defizit von 95 000 Euro zu verbuchen.

Das muss gestopft werden, sodass das Geld an anderen Ecken in Solnhofen fehlt – zum Beispiel für den Straßenbau. So ist man in dem Altmühlort froh über die fortwährende Unterstützung durch den Landkreis. Der Bezirk wolle die seine aber nun zurückfahren, bedauerte 2. Bürgermeister Joachim Schröter. Was die Gelder für den laufenden Betrieb anbetrifft, übe der Freistaat große Zurückhaltung. „Aber an dem Thema sind wir dran“, versicherte er.

Weltweite Beachtung

Das Museum selbst sei indes aller Förderung wert, stellte Fördervereinsvorsitzender Thomas Herrscher fest. „Fossilien von hier sind in Berlin, Frankfurt, München, London, New York und in der ganzen Welt zu finden“, hob er den hohen Stellenwert hervor. „Solnhofener Platten haben etwas zu erzählen!“ Sie bildeten ein imposantes Dokument der Erdgeschichte, die etwa durch die Funde des Urvogels als „Missing Link erklärt und bewiesen wird“.

Die Wilhelm und Christine Hirschmann Stiftung hat dem Museum Solnhofen 15 000 Euro gespendet. Museumschef Martin Röper (3. v. li.) und Vereinsvorsitzender Thomas Herrscher nahmen den Scheck von Stiftungsvorstandsvorsitzendem Roland Baumgärtl und seinem Stellvertreter Friedrich Engelhard (v. li.) entgegen. Mit im Bild sind Harald Sager und Günther Misoph.

Die Wilhelm und Christine Hirschmann Stiftung hat dem Museum Solnhofen 15 000 Euro gespendet. Museumschef Martin Röper (3. v. li.) und Vereinsvorsitzender Thomas Herrscher nahmen den Scheck von Stiftungsvorstandsvorsitzendem Roland Baumgärtl und seinem Stellvertreter Friedrich Engelhard (v. li.) entgegen. Mit im Bild sind Harald Sager und Günther Misoph. © Jürgen Leykamm, NN

So habe das Museum einen gewaltigen Bildungsauftrag, genieße aber nur geringe Förderung. Umso erfreuter zeigte sich Herrscher über die wiederholte Bereitschaft der Hirschmann Stiftung, Gelder fließen zu lassen. Hier seien gleich mehrere Förderkriterien erfüllt. Sei doch auch die Lithografie repräsentiert, die mit ihrer Erfindung von Künstlern entdeckt wurde und zugleich den Grundstein (im wahrsten Sinn des Wortes) für Presse und Literaturveröffentlichungen legte, spannte Herrscher wieder den Bogen zu Alois Senefelder.

Eine Urkunde, die auf die Spende verweist, soll nun einen Platz im Museum finden. Das Geld selbst fließt in den Kauf von bisherigen Leihgaben, wie dem Fossil eines 150 Millionen Jahre alten Raubtieres unter Wasser. Mit solcherlei Maßnahmen soll der Bestand gesichert werden, erklärte Röper die aktuelle Marschroute: „Das geht vor Neueinkauf!“

Anerkennung als Geo-Zentrum

Überhaupt sei die Inventarisierung der Sammlung in den Pandemiezeiten eine zentrale Aufgabe. Auch die Ernennung zum „Geo-Zentrum“ des gesamten Solnhofener Steinbruchgebiets mit dem Museum als Mittelpunkt sei ein wichtiger Schritt im ersten Corona-Jahr gewesen, sagte der Leiter, der sich zugleich über einen Zuwachs an bedeutenden Schenkungen freut.

Langsam also ist man auf dem Weg dahin, dass die Einrichtung die öffentliche Anerkennung bekommt, die sie bei Experten rund um die Welt längst hat: „Wir sind ein Regionalmuseum, dass in seiner Art in Europa einzigartig ist“, verdeutlichte Röper. Das neue Ausstellungskonzept, das die Exponate nach Lebensräumen zusammenfasst, für die wiederum bestimmte Farben stehen, tue das Übrige dazu.

Was es mit dem erdgeschichtlichen Solnhofen auf sich hat, erklärt eine mediale Visualisierung, bei der der Besucher selbst die Zeit vom heutigen Altmühlort bis zum Urkontinent Pangäa zurückdrehen kann. Ebenso findet er die Antwort, warum es den Urvogel nur hier gab.

Untersuchungen hätten ergeben, dass der Archäopteryx zu den ersten Vögeln zählte, „die den aktiven Flug erlernten“, sagte Röper. Im Solnhofener Archipel machte dies auch Sinn, weil sie so den Feinden „durch Insel-Hopping entfliehen konnten“.

Eine neue Krebssammlung, eine legendäre Kalkspat-Druse oder die Kombination einer Negativ- und einer Positiv-Platte eines Kugelzahnfisches, die erst nach langen Umwegen wieder zueinanderfanden, verfehlen ihre Wirkung ebenso keineswegs. Auch ein Hingucker: „Das Drama der Urzeit“ – ein Fossil, das einen Raubfisch zeigt, der gerade einen Flugsaurier aufspießt, als dieser einen kleinen Fisch schlucken will. Die doppelte Aktion kostete einst allen drei Beteiligten das Leben.

Die Archäopteryx-Nachbildung wird von den Besuchern im Bürgermeister-Müller-Museum auch immer ganz genau inspiziert.

Die Archäopteryx-Nachbildung wird von den Besuchern im Bürgermeister-Müller-Museum auch immer ganz genau inspiziert. © Jürgen Leykamm, NN

Neue Ideen zur Museumsgestaltung gibt es bereits. Zu der großen Plastik eines Dinosauriers am Eingang könnte sich die eines Urvogels gesellen. Im Treppenaufgang wiederum würde sich eine Erdkugel aus Solnhofener Platten recht gut machen, befand Schröter. Dann bekäme der Solnhofener Slogan „Die Welt in Stein“ endlich eine ganz konkrete Manifestierung.

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