Muss die Stadt Fürth die Zeche zahlen?

21.9.2007, 00:00 Uhr
Muss die Stadt Fürth die Zeche zahlen?

© Syrigos

Für die Tausendjährige war es das größte und zugleich wohl teuerste Ereignis im Jubiläumsjahr: Ihr Eisenbahn- und Bus-Festival am vergangenen Wochenende könnte die Stadt Fürth teuer zu stehen kommen. Statt der erhofften 40000 kamen «nur« 35000 Besucher, aber die Aufwendungen sind dadurch nicht weniger geworden, wohl aber die kalkulierten Einnahmen.

Der Saldo wird für die Verantwortlichen der Stadtverwaltung ein wahres Rechenkunststück, soll doch am Ende ein namhafter Betrag übrig bleiben. Er wird benötigt, um die brandgeschädigten Dampflok 45010 des Nürnberger DB-Museums wieder in einen vorzeigbaren Zustand zu verwandeln. Ob dieses ehrgeizige Vorhaben gelingt?

In der Stadtspitze herrscht dazu Funkstille, denn noch wird gerechnet. Die Beteiligten, allen voran Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung und das Organisationsteam der Stadt, hoffen, dass das Wunder gelingt. Die Frage, was wäre, wenn nicht, wird erst einmal nicht gestellt. Befürchtungen in diese Richtung sind aber auch nicht aus der Luft gegriffen, denn es gab einfach zu viele Kosten und unangenehme Überraschungen.

Streit um die

Kostenaufteilung

Eine davon geht ausgerechnet vom Begünstigten des ganzen Spektakels, der Deutschen Bahn (DB) AG und ihrem Museum in Nürnberg aus. Offiziell herrscht darüber zwar ebenfalls Stillschweigen, doch hinter den Kulissen gab es bereits im Vorfeld der Großveranstaltung so viele Irritationen, Verzögerungen und Streit um die Kosten und deren Aufteilung, dass dies nicht geheim bleiben konnte.

So erhielten die Veranstalter schon im Vorfeld erste Abfuhren, weil etliche geplante «Mitspieler« es ablehnten, zusammen mit der DB oder gar zu deren Gunsten an dem Spektakel mitzuwirken. Nicht selten lautete die Begründung dafür, dass man mit dem Staatsbahnkonzern schon zu oft negative Erfahrungen gemacht hätte.

Die blieben auch den Fürther Planern nicht erspart, als es ums Geld ging - um viel Geld: Die

in Fürth ausgestellten Schienenfahrzeuge mussten überwiegend über Hunderte von Kilometern herangeführt werden und die Nutzung der staatlichen Bahngleise lässt sich die DB teuer bezahlen: Für jeden Zug mit Ausstellungsobjekten, der gen Fürth und wieder zurück rollte, mussten die Veranstalter «Maut« bezahlen. Diesen Trassenpreis berechnet die Bahn pro Kilometer, gestaffelt nach Qualitätsklassen von Strecken und Zügen.

Vor Ort war von Betroffenen zu hören, dass ein Antrag der Stadt auf zumindest teilweisen Erlass dieser Gebühren von der Bahn zunächst wohlwollend entgegengenommen, letztlich aber abgelehnt worden sei. Die Begründung klang in den Ohren der Antragsteller wie Hohn: Dies würde «Dritte«, also andere Wettbewerber, «diskriminieren«, sei die Stadt beschieden worden. Die will sich dazu öffentlich nicht äußern. Erfahrene Schienennutzer wollen ferner erfahren haben, dass ein Antrag auf Rabatt in Form eines Zuschusses von DB-Vorstand Otto Wiesheu abgelehnt worden sei. Der habe stattdessen eine Spende gegeben - 1000 Euro.

Die «hochherzige« Gabe, so polterten viele private Museumsbahner, die für ihre Teilnahme in Fürth abkassiert werden, komme durch ihre Zahlungen zig-fach wieder in die Bahnkassen zurück. Dagegen ließe die DB ihre eigenen Fahrzeuge aus Halle/Saale und Koblenz «wohl wieder zum Nulltarif« hin und zurück bringen. Der Trick dabei: Die Fahrpläne trügen den internen Vermerk: «Konzernveranstaltung - Keine Berechnung«.

«Augen zu und durch« hieß denn in Fürth die Devise nach so viel Ernüchterung. Dies vor allem, nachdem weitere Animositäten aufgetreten seien. So habe das DBMuseum bestimmte Fahrzeuge in Fürth nicht sehen wollen, berichten Vereins-Eisenbahner. Die Idee der Initiatoren des Festivals, die beim Depotbrand im Oktober 2005 schwer beschädigte Dampflok sogar betriebsfähig wiedererstehen zu lassen, hätte die DB schon im Vorfeld abgelehnt. Auch sollten alle Arbeiten nur im Dampflokwerk Meiningen und nicht etwa in billigeren ausländischen Werken durchgeführt werden dürfen, zitieren bahninterne Quellen die Konzernrichtlinie.

Trotz so vieler Auflagen ging in Fürth letztlich erfolgreich und unfallfrei eines der größten deutschen Eisenbahnfeste über die Bühne. Nimmt man die Kombination von Bahn und Bus als Maßstab, darf die Veranstaltung gar als größte seit der 150-Jahrfeier der Bahn 1985 im benachbarten Nürnberg gelten. Dass es hinter den Kulissen vor allem in der Nacht zu Samstag kräftig geknirscht hatte, «weil die Fahrzeugaufstellung das absolute Chaos war« (so beteiligte Eisenbahner), bekamen die Besucher nicht mit.

Auch die Tatsache, dass der größte Ärger ausgerechnet einem Team der DB widerfuhr, blieb (fast) unbemerkt: Trotz «Bewachung« hatten Schmierfinken es in derselben Nacht geschafft, den S-Bahn-Triebzug der Nostalgiegruppe München zu besprühen. Die stinksauren Oberbayern sorgten im Morgengrauen durch eine Dreiecksfahrt über Nürnberg dafür, dass ihr Zug den Besuchern die saubere Seite zeigte. Bei den Bussen gab es dagegen nur die Schokoladenseite zu sehen, lobten die Besucher fast durchweg.

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