Sechs Jahre Haft

Mutmaßliche Rechtsterroristin aus Franken legt nach Urteil Revision ein

6.8.2021, 16:53 Uhr
Susanne G. war bei der rechtsextremen Kleinpartei "Der III. Weg" aktiv. Dort trat sie auch als Ordnerin bei Veranstaltungen auf. 

© Jonas Miller Susanne G. war bei der rechtsextremen Kleinpartei "Der III. Weg" aktiv. Dort trat sie auch als Ordnerin bei Veranstaltungen auf. 

Die 55 Jahre alte Susanne G. aus der Gemeinde Leinburg, die vor einer Woche wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdeten Straftat und der Bedrohung von Kommunalpolitikern zu sechs Jahren Haft verurteilt worden ist, hat gegen das Urteil Revision eingelegt. Das bestätigte das Oberlandesgericht München gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Scharfe Patrone lag bei

Die Richter hatten es als erwiesen angesehen, dass die Heilpraktikerin mit rechtsextremer Gesinnung Grußkarten mit Morddrohungen sowohl an Armin Kroder, den Landrat des Nürnberger Landes, als auch an Schnaittachs Bürgermeister Frank Pitterlein versandt hatte. Ebenso hat sie die türkisch-islamische Gemeinde Röthenbach und den Eckentaler Flüchtlingsverein Fleck e.V. im Winter 2019/2020 mit Briefen, denen eine scharfe Patrone beilag, bedroht.

Nach ihrer Festnahme vor fast einem Jahr in einem Fürther Hotel fand man in ihrem Auto Waffen und ein ganzes Arsenal an Materialien zum Bau einer Bombe. Die Frau, die unter einer Hakenkreuzfahne schlief und Hitlers "Mein Kampf" auf dem Nachttisch liegen hatte, war auch Aktivistin der rechtsextremen Kleinpartei "Der III.Weg".


Das plante die Heilpraktikerin aus Franken


Auf ihrem Mobiltelefon fanden sich Bilder von privaten Feiern mit den Neonazis Ralf Wohlleben und André E., die zum Umfeld der rechtsextremen Terrorgruppe NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) gehören. Mit beiden hatte sie intensive Briefkontakte noch während der Haftzeit der beiden Männer gepflegt, in denen die Physiotherapeutin auch als "Susl mit den Zauberhänden" tituliert wurde.

Grußkarten mit bedrohlichem Inhalt erhielt auch der türkisch-islamische Moscheeverein in Röthenbach/Pegnitz.

Grußkarten mit bedrohlichem Inhalt erhielt auch der türkisch-islamische Moscheeverein in Röthenbach/Pegnitz.

Rechtsanwalt Maximilian Bär, der in der Nebenklage Schnaittachs Bürgermeister Pitterlein vertrat, zeigte sich wenig überrascht von der Entwicklung. Man habe davon ausgehen müssen, dass die Heilpraktikerin in Revision gehe. Doch es bleibe abzuwarten, wie der Bundesgerichtshof entscheide, noch liege die schriftliche Urteilsbegründung nicht vor, sagte Bär.

Bürgermeister Pitterlein hatte sich über das Strafmaß von sechs Jahren für die mutmaßliche Rechtsterroristin am Ende doch erleichtert gezeigt. Die Nebenklage hatte acht Jahre Haft gefordert.

Susanne G. (sitzend in der Mitte) wurde von den  Szeneanwälten Wolfgang Nahrath (links) und Nicole Schneiders (rechts) vertreten.

Susanne G. (sitzend in der Mitte) wurde von den  Szeneanwälten Wolfgang Nahrath (links) und Nicole Schneiders (rechts) vertreten. © Sven Hoppe/dpa

Susanne G. war von den Szene-Anwälten Nicole Schneiders und Wolfgangs Nahrath vertreten worden, die beide im NSU-Prozess Ralf Wohlleben verteidigt hatten. Er hatte dem NSU die Waffe beschafft, mit der zehn Menschen ermordet worden waren. Schneiders und Nahrath sind in der NPD aktiv. Nahrath (58) war früher Vorsitzender der inzwischen verbotenen rechtsextremistischen Wiking-Jugend.