Mutmaßlicher Kopf von Kinderpornografie-Netzwerk Familienvater aus Bayern - Landrat ist "entsetzt"

5.5.2021, 12:35 Uhr
Einer der festgenommenen Tatverdächtigen ist ein Familienvater aus Bayern.

© Lisa Forster, dpa Einer der festgenommenen Tatverdächtigen ist ein Familienvater aus Bayern.

Am Montag gab das Bundeskriminalamt (BKA) bekannt, nach mehrmonatigen Ermittlungen eines der weltweit größten Kinderpornografie-Netzwerke zerschlagen zu haben. Drei Männer wurden in Deutschland verhaftet und ein weiterer Tatverdächtiger in Paraguay gefasst, wie das BKA in Wiesbaden mitteilte.

Tatverdächtiger in Bayern festgenommen

Nun wurde bekannt: Einer der Köpfe der Bande soll ein Familienvater aus Bayern sein. Wie Bild und Münchner Merkur berichten, hatten Einsatzkräfte der Bundespolizei das Haus des Tatverdächtigen Alexander G. im Landkreis Mühldorf am 13. April gestürmt und den Programmierer abgeführt.

Der 48-Jährige soll Administrator und damit einer der führenden Köpfe des Netzwerks gewesen sein. Den Medienberichten zufolge hat G. selbst vier Kinder, zwei von ihnen sind noch minderjährig.

Landrat: "Ich bin entsetzt über diese Taten"

Er sei "entsetzt über diese Taten und verurteile sie auf das Schärfste. Es geht hier um entsetzliche Verbrechen an Körper und Seele der Kleinsten und Schutzbedürftigsten in unserer Gemeinschaft", so Mühldorfs Landrat Max Heimerl gegenüber dem Münchner Merkur.

Bei einem weiteren Tatverdächtigen, der in Paraguay verhaftet wurde, hat die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft die Auslieferung beantragt. "Wir haben keine Erfahrungswerte, wie lange so etwas dauert", sagte eine Sprecherin.

Staatsanwaltschaft stellt Auslieferungsantrag für mutmaßliches Bandenmitglied

Nach Auskunft der paraguayischen Staatsanwaltschaft will sie den Mann wegen Kinderpornografie anklagen, der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt ist hiervon nichts bekannt. Für den Verdächtigen liegt ein internationaler Haftbefehl des Amtsgerichts Frankfurt am Main vor, auf dessen Grundlage soll die Auslieferung des Deutschen in die Mainmetropole erfolgen. Er war auf Ersuchen der deutschen Strafverfolgungsbehörden festgenommen worden.

"Boystown" soll mehr als 400.000 Mitglieder gehabt haben und international ausgerichtet gewesen sein. Unter den geteilten Bild- und Videoaufnahmen sollen sich auch Aufnahmen von schwerstem sexuellen Missbrauch von Kleinkindern befunden haben.

"Wir haben es mit einer sehr gefährlichen Person zu tun"

"Er wird jetzt verhört, hat einen Pflichtverteidiger gestellt bekommen und wir werden ihn wegen Kinderpornografie anklagen", sagte die paraguayische Staatsanwältin Irma Llano. Der 58 Jahre alte Verdächtige werde nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, in Großbritannien und Australien gesucht.

Er sei 2010 nach Paraguay eingereist, verfüge über keine paraguayischen Papiere und halte sich seit seiner Einreise illegal im Land auf. "Wir haben es mit einer sehr gefährlichen Person zu tun", berichtete Llano. Er habe in Deutschland "eine Vorgeschichte in Bezug auf Kindesmissbrauch und Kinderpornografie". Laut Auskunft der Frankfurter Behörde ist der gebürtig aus Norddeutschland stammende Mann nicht vorbestraft.

Auch der Festgenommene soll wichtige Position gehabt haben

"Als wir ihn festgenommen haben, saß er vor seinem Computer, er war mit dem Deep Web verbunden und in diesem Moment stand er mit seinem internationalen Netzwerk in Verbindung", berichtete ein Polizist in Paraguay.

Nach der Einschätzung der Staatsanwaltschaft in dem südamerikanischen Land hatte der Festgenommene innerhalb des Netzwerks eine wichtige Position. Er habe die Seite verwaltet und entschieden, wer Zugang zu den Inhalten haben und diese teilen durfte. Auch nach Angaben der deutschen Behörden handelt es sich bei dem Mann um einen der Administratoren der Darknet-Plattform.