Prozess gegen 44-Jährigen am Landgericht

Nach tödlicher Messerattacke auf Busfahrer in Hof: Urteil ist gefallen

10.1.2022, 12:36 Uhr
An dieser Bushaltestelle in Hof kam es am 6. Juli 2021 zu der tödlichen Messerattacke gegen einen 63-jährigen Busfahrer, der einen Streit schlichten wollte.

© NEWS5 / Fricke, NEWS5 An dieser Bushaltestelle in Hof kam es am 6. Juli 2021 zu der tödlichen Messerattacke gegen einen 63-jährigen Busfahrer, der einen Streit schlichten wollte.

Ein 63-jähriger Busfahrer aus Polen ging am Morgen des 6. Juli 2021 im oberfränkischen Hof dazwischen, um einen Streit zu schlichten - und bezahlte mit dem Leben. Der Mann war mit einer polnischen Reisegruppe unterwegs und hatte am Bahnhof von Hof gegen 0.30 Uhr eine Pause eingelegt. Einige der Fahrgäste legten am Gehsteig neben dem Reisebus eine Raucherpause ein.

Dabei sind wohl mehrere Fahrgäste mit dem mutmaßlichen Täter, einem 43 Jahre alten Mann aus Sachsen, in Streit geraten. Dieser schlief auf der Bank und fühlte sich durch den Lärm gestört. Als dieser einen Reisenden angriff und leicht verletzte, ging der aus Polen stammende Busfahrer dazwischen. Dabei soll der 43-Jährige den Busfahrer mit einem Taschenmesser schwer verletzt haben. Die Reisenden setzten einen Notruf ab und leisteten Erste Hilfe. Ein Notarzt konnte dem 63-Jährigen aber nicht mehr helfen. Er starb noch vor Ort. Der mittlerweile 44-Jährige wurde in einer Psychiatrie untergebracht.

Die Staatsanwaltschaft Hof hatte Mitte September 2021 beim Landgericht beantragt, den Mann dauerhaft in einer Psychiatrie unterzubringen. Darüber hat das Gericht nun entschieden. Der 44-Jährige wird dauerhaft in eine psychiatrische Klinik untergebracht. Der Tatbestand des Totschlags war nach Ansicht des Gerichts erfüllt, der Mann ist aber schuldunfähig: Er leidet an einer paranoiden-halluzinatorischen Schizophrenie.

Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Nebenklage sprachen sich laut einem Gerichtssprecher in ihren Plädoyers übereinstimmend für eine Unterbringung aus. Das Urteil ist rechtskräftig, da auch von Seiten der Verteidigung auf weitere Rechtsmittel verzichtet wurde.

Seit Anfang Dezember lief der Prozess. Bevor das Landgericht Hof sein Urteil verkündete, hielten Verteidiger, Staatsanwalt sowie die Anklage der Opferfamilie am Vormittag ihre Plädoyers. Das Urteil fiel nur 2,5 Stunden nach Verhandlungsbeginn. Der 44-Jährige hatte beim Auftakt des Sicherungsverfahrens im Dezember den Angriff eingeräumt und zum Sohn des Busfahrers gesagt: "Es tut mir leid. Ich wollte Ihren Vater nicht töten. Es war ein Unfall." Laut Staatsanwaltschaft gerät er wegen seiner Schizophrenie regelmäßig in einen stark angespannten Zustand, in dem es keines besonderen Anlasses bedarf, damit er gewalttätig wird.

Mutmaßlicher Täter beging bereits zuvor Messerattacke

Eine andere Tat, die der Mann bereits einen Monat vor der tödlichen Attacke beging, birgt dabei besondere Brisanz. Der Angeklagte aus Reichenbach im sächsischen Vogtland hat bereits Anfang Juni mit einem Messer auf einen Nachbarn eingestochen. Seine eigene Mutter hatte die Behörden in Sachsen wegen des Vorfalls bereits Wochen vor dem tödlichen Messerangriff auf den Busfahrer gewarnt. Der Anwalt der Opferfamilie hatte im Dezember im BR-Gespräch erklärt, er prüfe, wie Behördenmitarbeiter aus Sachsen zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Dies war jedoch nicht Gegenstand des aktuellen Prozesses.


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