Partydroge in der Champagnerflasche

Nach tödlicher Vergiftung in Weiden: Was wir wissen - und was nicht

14.2.2022, 19:27 Uhr
Ein Polizeifahrzeug steht vor einem Lokal in der Weidener Innenstadt. Nach einem Restaurantbesuch ist ein 52-Jähriger möglicherweise an einer Vergiftung gestorben. Sieben weitere Personen seien verletzt worden, einige sogar schwer.

© Armin Weigel, dpa Ein Polizeifahrzeug steht vor einem Lokal in der Weidener Innenstadt. Nach einem Restaurantbesuch ist ein 52-Jähriger möglicherweise an einer Vergiftung gestorben. Sieben weitere Personen seien verletzt worden, einige sogar schwer.

1. Was ist passiert?

Es war eine ausgelassene Runde, die sich Samstagnacht in einem italienischen Restaurant in der Weidner Innenstadt getroffen hatte. Die acht Stammgäste im Alter zwischen 33 und 52 Jahren wollten sich gemeinsam eine Datingshow eines Privatsenders anschauen, an der ein Mitglied dieser Clique teilgenommen hatte.

Die Aufzeichnung dieser Show wurde ab 23.45 Uhr ausgestrahlt, kurz nach Mitternacht orderte der Freundeskreis Champagner. Die Dreiliterflasche Moet & Chandon, die die Chefin des Hauses zum Tisch brachte, war laut einem der Inhaber "originalverpackt und wurde vor den Augen der Gäste am Tisch geöffnet".

Zeugen zufolge hatte der Schaumwein eine eigentümliche lila Färbung, und schon nach einem ersten Probeschluck hatten Mitglieder der Freundesrunde den Geschmack beanstandet. "Der war wohl auffällig, um nicht zu sagen: scheußlich", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer.

Bald darauf hätten alle Vergiftungserscheinungen gezeigt. Als die Polizei eintraf, lagen bereits mehrere Personen auf dem Boden.

2. Wie geht es den vergifteten Menschen?

Die fünf Männer und drei Frauen wurden teils schwer verletzt in verschiedene Krankenhäuser gebracht. Ein 52-Jähriger aus dem nahen Landkreis Schwandorf starb noch in der Nacht zum Sonntag.

Zwei Personen konnte inzwischen das Krankenhaus verlassen, die anderen befinden sich noch in Behandlung.

3. Was haben die Ermittler bislang herausgefunden?

"Hinweise auf äußere Gewalteinwirkung ergaben sich nicht", teilt die Polizei am Montagnachmittag in Bezug auf den Leichnam mit. Die Ermittler gehen von einer Drogenvergiftung als Ursache aus.Das Ergebnis der toxikologisch-chemischen Untersuchung stehe noch aus.

In der Flasche Champagner hat sich die Droge Ecstasy befunden - und zwar "in erheblicher Konzentration", wie der Oberstaatsanwalt Schäfer am Montag sagte. Er verwies auf Ergebnisse einer ersten toxikologischen Untersuchung des Flascheninhaltes. Das in der Flasche enthaltene Ecstasy sei hochkonzentriert gewesen. Schon eine geringe Menge habe ausgereicht, um körperliche Reaktionen hervorzurufen.

Einen gezielten Anschlag schließen die Ermittler aus. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur gehen die Ermittler zudem derzeit nicht davon aus, dass einer der Gäste die Droge in die Flasche schüttete. Ein Teilnehmer aus der Runde hatte zudem das Öffnen der Flasche gefilmt.

4. Wo tappen sie noch im Dunkeln?

Unklar ist, wie die Droge in die Flasche geraten ist.

5. Wie gehen die Ermittlungen weiter?

Eine Sonderkommission "Markt" der Kriminalpolizeiinspektion Weiden hat die Ermittlungen übernommen, die laut Polizeiangaben "nach wie vor auf Hochtouren" laufen.

Am Tatort, dem Restaurant, haben die Beamten mehrere Beweismittel sichergestellt, "die zeitnah auch chemisch untersucht werden." Unterstützung kommt vom Rechtsmedizinischen Institut der Universität Erlangen. Auch das Landeskriminalamt ist kontaktiert worden.

Darüber hinaus liegt ein Fokus auf der Herkunft der Champagnerflasche. "Der Vertriebsweg wird genau ausgeleuchtet", sagte Schäfer. Es werde geprüft, ob beziehungsweise wo oder von wem die Flasche manipuliert wurde. Es wäre durchaus möglich, eine Flasche zu öffnen, die Drogen einzufüllen und die Flasche wieder so zu verschließen, dass es nicht auffällt. Der Hersteller sei bislang noch nicht kontaktiert worden, so Schäfer.

Wer in der Nacht auf Sonntag etwas beobachtet hat oder sonstige Hinweise geben kann, den bittet die Polizei, sich unter der Telefonnummer 0961 401 22 22 zu melden.

6. Was bedeutet die Vergiftung für das Weidener Restaurant?

Einem Polizeisprecher zufolge bleibt das Restaurant vorerst geschlossen.

7. Was sagt der Weidener Oberbürgermeister?

Der Oberbürgermeister, Jens Meyer (SPD), sprach am Montag von einem "tieftraurigen Tag". Der Eindruck von den Polizeiarbeiten vor Ort habe ihn tief bewegt. "Ich bin betroffen und fassungslos." Er sprach den Angehörigen des Toten sein Beileid aus und wünschte den Verletzten eine schnelle und vollständige Genesung. "Lassen Sie mich bitte wissen, wenn ich etwas für Sie tun kann", schrieb er an die Opfer gerichtet.

8. Muss sich die Bevölkerung Sorgen machen?

Feuerwehr und Kriminalpolizei haben laut Oberbürgermeister Meyer bestätigt, dass für die Bürgerinnen und Bürger von Weiden derzeit "keine weitere Gefahr" bestehe.


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