Den Pollen kann man derzeit nicht entkommen

Nerviger Blütenstaub: Darum ist die "gelbe Plage" in diesem Jahr besonders hartnäckig

André Ammer

Region und Bayern

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13.5.2022, 05:55 Uhr
Nerviger Blütenstaub: Darum ist die

© imago images

Er sorgt für Hochbetrieb in den Autowaschstraßen, haftet an Fensterscheiben und Balkongeländern und löst bei vielen Allergikern Triefnasen und juckende Augen aus. In besonders waldreichen Regionen Bayerns zeigt sich der Blütenstaub auch am Himmel: Zeitweise treibt dort der Wind dichte gelbe Wolken vor sich her.

Verantwortlich für die ungewöhnlich hohe Konzentration von Blütenstaub ist vor allem das Wetter der vergangenen Monate, das von zu seltenen und zu unergiebigen Regenfällen geprägt war. Vor allem der März war viel zu trocken, zeitweise lag die Niederschlagsmenge mehr als 50 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Deshalb hatten in den vergangenen Wochen unter anderem die Fichten zum Massenblühen angesetzt, was Wissenschaftler als eine Art Stressreaktion auf die Trockenheit interpretieren.

Früher hatte es unter Forstexperten geheißen, dass die Fichten alle sechs bis sieben Jahre ein besonders starkes Blühjahr, die sogenannte Fichtenmast, haben. Diese Faustregel scheint sich angesichts des Klimawandels überholt zu haben, denn schon vor zwei Jahren blühte diese Baumart überdurchschnittlich stark.

Biologen interpretieren dieses Phänomen als eine Strategie zur Arterhaltung: Angesichts von häufiger vorkommenden Hitzesommern und ausgetrockneten Böden versuchen die Fichten in ihrer Not, noch für möglichst viel Nachwuchs zu sorgen, bevor sie aufgrund des chronischen Wassermangels verkümmern oder sogar absterben. Die Fichtenmast schwächt die Bäume zusätzlich, weil sie während der Blüte ihre Stärkereserven verbrauchen und zusätzlich Wasser ziehen.

Die Natur explodiert geradezu

Dieses Stressblühen ist auch bei anderen Baumarten zu beobachten, und die sonnigen Tage nach einem überdurchschnittlichen regenreichen April haben dafür gesorgt, dass die Natur derzeit geradezu explodiert. Obstbäume und Staudengewächse, Blumen, Gräser und landwirtschaftliche Nutzpflanzen - alles blüht und gedeiht und lässt die Pollenkonzentration in der Luft in die Höhe schießen. Zudem fehlt aktuell der Regen, der Pollen und Blütenstaub aus der Luft wäscht und am Boden bindet.

Der Pollenausstoß der verschiedenen Pflanzen kann von Tag zu Tag extrem schwanken, wie die jüngsten Messdaten des bayerischen Polleninformationsnetzwerks (ePIN) zeigen. Seit 2019 überspannt dieses weltweit erste elektronische System zur Messung der Pollenkonzentration in der Luft den Freistaat, liefert rund um die Uhr Daten und stellt die Infos den Allergiegeplagten online zur Verfügung.

Erst im Juni wird es wohl etwas besser

Die acht Messstationen in den verschiedenen Ecken Bayerns dokumentieren aktuell gehörige regionale Unterschiede bei der Pollenkonzentration, weil die Vegetation natürlich unterschiedlich weit ist. Der Pollenmonitor in Feucht (Nürnberger Land) maß zuletzt vor allem hohe Konzentrationen von Gräser-, Kiefern- und Eichenpollen.

Laut dem Deutschen Wetterdienst ist erst im Juni mit einem merklichen Rückgang der Pollenbelastung zu rechnen. Putzen und Wischen ist deshalb derzeit eine echte Sisyphusarbeit, daher sollte man gut abwägen, ob man mit dem Großreinemachen nicht noch ein bisschen warten sollte.

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