Neues Projekt: U-Bahn soll Gemüse zum Sprießen bringen

9.11.2018, 05:50 Uhr
Das Urban Lab möchte in Nürnberg ein Gewächshaus bauen, das mit der Abwärme der U-Bahn beheizt wird.

© Daniel Karmann/dpa Das Urban Lab möchte in Nürnberg ein Gewächshaus bauen, das mit der Abwärme der U-Bahn beheizt wird.

"Pflanzennahverzehr“ heißt das Projekt, das der Biologe Ulrich Hirschmüller zusammen mit dem Urban Lab umsetzen will. Die Nürnberger Initiative setzt sich für mehr Beteiligung der Bürger bei der Stadtplanung ein. Die Ähnlichkeit des Projektnamens mit dem öffentlichen Personennahverkehr ist dabei nicht rein zufällig.

Denn geht es nach Hirschmüller, dann sollen schon bald das Fahren mit der U-Bahn und die Produktion von Lebensmitteln miteinander verbunden sein. "Wir wollen ein Gewächshaus bauen, das mit der Abwärme der U-Bahn beheizt wird", erklärt der Biologe, "dort wollen wir dann im Winter Kräuter und Gemüse anpflanzen."

Wien als Vorbild

Als Vorbild dient dabei ein Kunstprojekt in Wien aus dem vergangenen Jahr. Im Rahmen der Wiener Biennale, eines alle zwei Jahre stattfindenden Kunstfestivals, hatte der Künstler Markus Jeschaunig mitten in der Stadt ein kleines Gewächshaus errichtet. Positioniert war dieses auf einem Luftschacht der U-Bahn. Aus der Bahn strömte warme Luft und beheizte so das Haus. Sofort umsetzen lässt sich das in Nürnberg allerdings nicht - auch wenn das Projekt mittlerweile Unterstützung bekommt.

Im Rahmen der Bewerbung als Kulturhauptstadt im Jahr 2025 hatte die Stadt Nürnberg einen sogenannten Open Call ausgerufen. Dabei konnten künstlerische Projekte eingereicht werden. Diese wurden anschließend im Internet zur Abstimmung gestellt. Die Idee des Gewächshauses bekam dabei die meiste Zustimmung. Die Finanzierung von knapp 5000 Euro übernimmt die Stadt.

Sechs Quadratmeter - etwas größer als eine Tischtennisplatte

In einer ersten Phase wollen die Mitglieder des Urban Labs jetzt nach möglichen Standorten suchen. Dort sollen dann auch Feinstaubmessungen vorgenommen werden. Anschließend wird das Gewächshaus - mit sechs Quadratmetern gerade etwas größer als eine Tischtennisplatte - gebaut. Im Winter kommenden Jahres soll das erste Gemüse geerntet werden. Viel zu essen wird es dort allerdings noch nicht geben.

"Es geht nicht darum, einen ganzen Stadtteil damit zu ernähren", erklärt Hirschmüller, "wir wollen lediglich einen Denkanstoß geben, wie sich die Fläche in der Stadt besser nutzen lässt." Das könnte auch dringend nötig sein. Denn die Menschen in den Städten werden immer mehr. Nach einem Bericht der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 zwei von drei Personen weltweit in einer Stadt leben. Und auch die Weltbevölkerung insgesamt nimmt immer weiter zu.

Viele Vorteile

"Für noch mehr Menschen brauchen wir in Zukunft auch mehr Flächen, um Lebensmittel anzubauen", erklärt Hirschmüller. "Der herkömmlichen Landwirtschaft geht da nämlich langsam die Puste aus." Das "Urban Farming", also die städtische Landwirtschaft, soll daher einen Beitrag zur Sicherstellung der Lebensmittelversorgung leisten. Hirschmüller sieht auch bei dem Gewächshaus-Projekt viele Vorteile.

"Die Lebensmittel sind viel frischer und eine Verpackung braucht es auch nicht", sagt der Biologe. Zudem würden die Menschen so wieder einen Bezug zu ihren Lebensmitteln bekommen. Ulrich Hirschmüller möchte daher sein Projekt auch Schulklassen vorstellen: "Das Gewächshaus soll in dieser Hinsicht ein Lern- und Inspirationsort werden."

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