"Neukamm gab der Diakonie eine evangelische Profilierung"

10.8.2018, 18:24 Uhr

Sein Besuch im Dezember 1970 in Warschau in der Delegation mit dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) war eines seiner prägendsten Erlebnisse: "Wir haben den Kniefall selbst nicht gesehen, wir waren zu weit hinten – aber wir haben schnell gemerkt, dass etwas Außerordentliches geschieht", erzählte Karl Heinz Neukamm im vergangenen Jahr dem Evangelischen Pressedienst. Da feierte der ehemalige Präsident der Diakonie Deutschland sein 65-jähriges Dienstjubiläum. Am Dienstagabend ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

"Neukamm war einer der bekanntesten evangelischen Sozialpolitiker der Gegenwart und setzte sich nachdrücklich für die evangelische Profilierung der Diakonie ein", würdigte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie Neukamms Engagement.

Neukamm wurde 1929 im oberfränkischen Pegnitz geboren. Nach der Schulzeit und dem Abitur in Bayreuth studierte er Theologie in Erlangen und Göttingen. 1962 berief ihn die bayerische Landeskirche zum Landesjugendpfarrer. In dieser Funktion gehörte er auch der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland an, deren Vorsitz er 1967 übernahm. 1966 wurde er zum neuen Rektor der Rummelsberger Anstalten gewählt. Neukamm war der "Reformkandidat der Brüderschaft", wie der Rummelsberger Historiker Thomas Greif in einem Aufsatz schreibt.

In den folgenden Jahren übernahm Neukamm ein Fülle von Ehren- und Nebenämter, er gehörte der Generalsynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland an, war in der bayerischen Landessynode und der Synode der EKD. 1975 übernahm Neukamm, Vater von sieben Kindern, die ehrenamtliche Präsidentschaft des Diakonischen Werks Bayern. Von 1984 bis 1994 war Neukamm Präsident des Diakonischen Werks Deutschland, das seinen Sitz in Stuttgart hatte.

Kurz vor der Wende war es Neukamm, der dem ehemaligen Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski (1932-2015) einen Unterschlupf in Bayern verschaffte. Als Diakonie-Präsident setzte sich Neukamm aber auch stark für die Pflegeversicherung ein, die 1993 eingeführt wurde.

Nach seinem aktiven Dienst war er bis 2000 Beauftragter des Rates der EKD für Spätaussiedler und Heimatvertriebene.

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