Abstrakte Kunst nun auch für Gehörlose

23.2.2015, 20:18 Uhr
Abstrakte Kunst nun auch für Gehörlose

© Foto: Fritz-Wolfgang Etzold

Susanne Kaßler, laut eigener Aussage die einzige Gebärdensprachedolmetscherin in Neumarkt, wird die Erklärungen der Museumsführer ab März bei den Sonderausstellungen in Gebärdensprache übersetzen.

Kaßlers Hände schwirrten bei der Probeführung am Donnerstag in Windeseile durch die Luft, ihr Mund verzog sich, als wenn sie einzelne Vokale sprechen würde, ließ aber keinen Ton heraus.

Behutsam und respektvoll

Die junge Frau ist äußerst routiniert und leitete den Dialog zwischen den Gehörlosen Angela Benschuh und Edeltraud Biagosch sowie Führerin Pia Dornacher behutsam und respektvoll. „Naja, ich bin eben Muttersprachlerin“, antwortet sie, als man sie auf ihr Talent anspricht und meint damit, dass sie schon als Kind auf die Gebärdensprache angewiesen war, weil beide Elternteile gehörlos sind.

Dennoch absolvierte sie noch eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung – und gibt nun Führungen im Museum Lothar Fischer. Drei Stück pro Jahr, jeweils zu den Wechselausstellungen, sind angesetzt, erklärt Museumsleiterin Dornacher. Die Begriffe gehen der Dolmetscherin nicht aus – auch nicht bei der abstrakten Kunst: „Es gibt so viele Zeichen und notfalls kann man es buchstabieren.“

Kulturangebote sind beliebt

Die Gehörlose Angela Benschuh findet das Angebot klasse: „Gehörlose nehmen gerne an kulturellen Veranstaltungen teil und auch viele Museen bieten mittlerweile zu bestimmten Zeitpunkten Führungen für uns an. Moderne Kunst ist aber für mich persönlich etwas vollkommen neues.“

Benschuh selbst hat sich gleich für die Führung am 1. März um 15 Uhr angemeldet und ist gespannt, wie viele weitere der 65 Gehörlosen in der Stadt Neumarkt sich ebenfalls dafür begeistern können.

Der Eintritt kostet vier Euro, plus zwei Euro für die Führung. Anmeldungen per E-Mail an: info@museum-lothar-fischer.de sind erwünscht.

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