Alltag in einem Krankenhaus in Pakistan

22.1.2014, 07:00 Uhr
Alltag in einem Krankenhaus in Pakistan

© Distler, privat

Seine Eltern haben sich große Sorgen gemacht und seien überglücklich gewesen, als er wieder heil in Düsseldorf gelandet sei. Dr. Michael Nosseir ist ein lebhafter Mann und erinnert sich an seine Zeit in Pakistan mit einem Lächeln, obwohl er viel Leid gesehen hat und der Einsatz nicht ungefährlich war. „Diese Erfahrung hat mich menschlich weitergebracht“, sagt der 37-Jährige, der am Klinikum Neumarkt als Anästhesist und Notfallmediziner arbeitet.

Alltag in einem Krankenhaus in Pakistan

Während die Eltern um den Sohn bangten, machte der sich neugierig und offen für eine andere Kultur auf in das ferne Land, in dem ärztliche Versorgung nicht selbstverständlich ist. Die Menschen in Pakistan müssen oft eine stundenlange Anreise in Kauf nehmen. Manchmal ist der Weg zu beschwerlich und Hilfe kommt zu spät. „Für eine Frau konnten wir nichts mehr tun. Die Entzündung war zu weit fortgeschritten.“

Internationales Team

Eine prägende Erfahrung, die von den positiven Momenten überlagert wird. Denn meist konnte das Team von „Ärzte ohne Grenzen“ — dazu gehörten auch Mediziner aus Großbritannien oder Österreich — helfen. Frauen, die hochschwanger ein gesundes Kind in der Klinik zur Welt brachten oder Menschen, deren Schusswunde rechtzeitig versorgt werden konnte. „In Deutschland würde man meist eine Vollnarkose machen. In Pakistan wurden die Patienten oft nur sediert“, sagt Nosseir, der in der Klinik in der landestypischen Kleidung seinen Dienst tat.

Michael Nosseir sagt von sich, er sei ein Abenteurer. Geboren und aufgewachsen im Ruhrgebiet, studierte er in Bochum Medizin. Dann war es Zeit für einen Tapetenwechsel. Er zog nach Nürnberg und pendelt nach Neumarkt, wo er am Klinikum seit 2010 arbeitet.

Die Arbeit gefalle ihm sehr gut, sagt er. Doch für „Ärzte ohne Grenzen“ zu arbeiten war ein Traum, der sich im November für vier Wochen erfüllt hat. Er sei offen für alles gewesen, sagt der Mediziner. Die Organisation schickte ihn schließlich nach Pakistan. Über Dubai ging der Flug nach Islamabad. Von dort reiste der Nürnberger mit dem Auto weiter zu seinem Ziel: Hangu, eine Stadt südwestlich von Peshawar. Dort starben bei einem Selbstmordattentat im Jahr 2011 24 Menschen.

Gefährliche Situationen habe es nicht gegeben, sagt Nosseir. Schwierig war hingegen die medizinische Versorgung vor Ort: ein altes Beatmungsgerät; Medikamente, die in Deutschland nicht verabreicht werden, in Pakistan hingegen schon. Ein Kollege musste bei der Verständigung mit den Einheimischen helfen. „Ich musste oft improvisieren.“

Hübsch eingerichtete Krankenzimmer gab es dort nicht, geschweige denn Einzelzimmer. „Es gab Einzelzimmer. Ein Zimmer für alle“, sagt der Mediziner, der während seines Einsatzes auf dem Klinikgelände gewohnt hat. Kalt sei es oft in den Räumen gewesen. Eine Heizung? Fehlanzeige. Das könnten sich die meisten Menschen dort gar nicht leisten. Dennoch seien sie zufrieden, leben mit und von der Natur. In Pakistan musste er auf viele Annehmlichkeiten des täglichen Lebens in einer westlichen Großstadt verzichten: eine heiße Badewanne oder ein kühles Bier. „Man weiß solche Dinge danach sehr zu schätzen“, sagt Nosseir.

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