Amtsgericht Neumarkt: Beweist Zigarettenstummel sexuellen Missbrauch?

NEUMARKT - Die DNA auf einer Zigarettenkippe, die am mutmaßlichen Tatort gefunden wurde, gehört zweifellos zu dem jungen Mann, der einen Bub sexuell missbraucht haben soll.

Das war zwar schon bekannt, aber Jugendrichter Marcel Dumke holte sich über die Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei hinaus die fachliche Stellungnahme und verlas die Ergebnisse der Untersuchungen, die das Labor der Uni Erlangen-Nürnberg vorgenommen hatte. Dazu zitierte er den Angeklagten und die im Urlaub befindliche Staatsanwältin Lisa Rackl ins Amtsgericht. Nach zehn Minuten war alles vorbei.

Im Kofferraum gesessen

Wie berichtet, wird dem 30 Jahre alten Angeklagten vorgeworfen, er habe, obwohl ihm ein Bub, der den Familienhund Gassi führte, dabei zusehen konnte, im Kofferraum eines Pkw gesessen und onaniert. Mehr noch, er habe das Kind aufgefordert, ihm "einen zu blasen".

Der Beschuldigte bestreitet die Tat. Sein Verlobter gibt ihm ein Alibi. Zur Tatzeit seien die beiden jungen Männer im Garten gesessen, hätten getrunken und geplaudert.

Bekannt aus dem Fernsehen

Nachdem sein Verteidiger aus gesundheitlichen Gründen das Mandat niedergelegt hatte, hatte sich der 30-Jährige an das Büro des Münchener Anwalts Stephan Lucas gewandt. Der ist bekannt aus der Fernsehserie "Richter Alexander Holt", in der er unter seinem richtigen Namen als Strafverteidiger mitspielte.

Seine erste Amtshandlung beim Jugendgericht Neumarkt war es, Richter Marcel Dumke als befangen abzulehnen. Dieser Antrag wurde inzwischen als unbegründet zurück gewiesen.

Gutachten fehlt noch

Nach wie vor ist noch nicht durch ein Gutachten geklärt, wie lange der ominöse Zigarettenstummel mit Ascheresten dort gelegen haben kann. Angeblich hatte es in der Nacht vor dem fraglichen 8. August 2020 geregnet. Ob auch genau an dieser Stelle im südlichen Landkreis Neumarkt, ist noch nicht meteorologisch gesichert. Die eigentliche Verhandlung mit der Anhörung der restlichen Zeugen ist für 26. April vorgesehen.