Archäologie am Kanal: Schleuse wird ausgegraben

20.8.2015, 13:30 Uhr
Archäologie am Kanal: Schleuse wird ausgegraben

Die italienischen Steinmetze der 1830er Jahre haben beim Bau des Ludwigskanals sicher nie daran gedacht, dass die aus massiven Steinquadern gebaute Kammerschleuse erst schnöde zugeschüttet und Jahrzehnte später, im August 2015, wieder ausgebuddelt werden würde. Ein Ärgernis, dass jetzt ein offenbar uninformierter Baggerfahrer beim Ausgraben ziemlich massive Schäden am talseitigen Schleuseneingang angerichtet hat. „Bei den weiteren Arbeiten wird nichts kaputt gemacht, wir setzen kleines Gerät ein“, versichert Thomas Plagemann vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg.

Das Millionenvorhaben ist in vollem Gange: Im Zuge des Ausbaus der Bundesstraße 299 wird der ursprünglich schnurgerade, teils verfüllte Ludwigskanal auf gut 300 Metern wieder hergestellt, um einige Meter verlegt und ziemlich kühn verschwenkt. Dadurch halten sich die Kosten für die Straßenbrücke und eine Geh- und Radwegunterführung von der Bögl-Firmenzentrale zur gegenüberliegenden Bushaltestelle in Grenzen.

Der südliche Teil des alten neuen Kanals ist der Part des Straßenbauamtes. Die Wiederauferstehung der Schleuse 31 und die restlichen 50 Meter der Rekonstruktion der historischen Wasserstraße werden die Aufgabe des Regensburger Wasserwirtschaftsamtes sein.

Die Behörde folgt hier nicht etwa einer nostalgischen Sentimentalität: Der Alte Kanal hat längst zur Ableitung von großen Mengen Oberflächenwasser eine wichtige Funktion, umso mehr als durch Bebauung und Versiegelung in und um Neumarkt zunehmende Mengen anfallen. Der Kanal ist zwar ein ruhendes Gewässer, leitet aber das kühle Nass von Neumarkt und der sogenannten Scheitelhaltung aus in Richtung Süden ab.
Im Bereich der noch zugeschütteten Schleuse 31 stellt eine Druckleitung von nur 80 Zentimetern Durchmesser ein Nadelöhr dar. „Wir wollen vermeiden, dass bei Starkregen irgendwann die Firma Bögl unter Wasser gesetzt wird“, sagt Thomas Plagemann. Das Wasserwirtschaftsamt wird im Herbst die erforderlichen Mittel — mehrere Hunderttausend Euro — beantragen. Man hoffe, das Geld 2016 oder 2017 zu bekommen.
Gut zu wissen, dass der Finanzstaatssekretär Albert Füracker der örtlich zuständige CSU-Wahlkreisabgeordnete ist und kürzlich bei einem Treffen mit dem Chef des Landesamtes für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, in Mühlhausen zu erkennen gegeben hat, wie sehr ihm der Ludwigskanal am Herzen liegt.

Archäologie am Kanal: Schleuse wird ausgegraben

Wie bei richtigen archäologischen Funden gibt es noch zahlreiche Fragezeichen: Ist ein neuzeitliche Fremdkörper aus Beton hohl oder massiv betoniert? Schützt er im Innern vielleicht bisher unbekannte Leitungen? In welchem Zustand wird sich das gewöhnlich sehr solide gebaute Mauerwerk der Schleuse befinden? Sind vielleicht sogar die Anschläge der Tore erhalten?

Der Kanal-Ombudsmann Plagemann vom Wasserwirtschaftsamt ist unsicher. Einerseits hofft er, dass die Schleusenmauern durch den Schutz des Erdreiches kaum Frostschäden abbekommen haben und „aussehen wie neu“. Andererseits bangt er: „Es kann auch im Chaos enden.“
Den Planungen zufolge soll die Schleuse 31 eines Tages wieder

funktionsfähig sein: Die originalgetreu nachgebauten Tore sollen auch dafür sorgen, dass der „bergseitige“ Wasserspiegel gehalten werden kann. Und es wäre zumindest theoretisch wieder möglich, mit Hilfe des historischen Hebewerkes ein Schiff oder Boot zu schleusen.
 

 

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