Auch der Gekreuzigte bedarf ab und an einer Kur

17.4.2014, 11:00 Uhr
Auch der Gekreuzigte bedarf ab und an einer Kur

© Hubert Bösl

Es ist nicht das erste Mal, dass der schwere, hölzerne Corpus zur Kur muss. Bereits Thomas Riegers Vater Franz hat sich des Körpers vor gut 20 Jahren angenommen, um die Spuren, die Wind und Wetter eingegraben hatten, zu beseitigen und ihn wieder auf Vordermann zu bringen. Nun ist es wieder soweit.

Das Kreuz gehört Anni Lang und ihrer Familie und es gab dem Haus seinen Namen: Herrgotts- Weberhaus heißt es im Volksmund nur. Anni Lang, Ehren-Vorsitzende des Historischen Vereins, weiß auch um die Geschichte: Es muss um 1870 gewesen sein, dass ein Weber unbekannten Namens, der in dem Haus wohnte, das Kreuz am Giebel aufrichten ließ. Anni Lang: „Weber gab es viele, das war nun unverwechselbar der Herrgotts-Weber.“ Auch einen Diebell-Weber gab es; der wohnte im Haus, in dem vor ihm eine Familie Diebell gewohnt hatte.

Wer den Corpus schnitzte, das Kreuz zimmerte und das Dach schmiedete: Unbekannt. Bekannt ist, warum es das noch gibt. Weil der Vorbesitzer in den letzten Kriegstagen, damals schon ein alter Mann, mit den Lehrlingen von Metzgermeister Josef Götz alles von der Fassade nahm und in die nahe Johanneskirche brachte. Wenig später brannte das Herrgotts-Weberhaus mit dem Rest der Neumarker Altstadt erst lichterloh, dann ab. Die Kirche blieb verschont.

Malermeister Rieger hat den Corpus in mühevoller, stundenlanger Kleinarbeit gereinigt; vor allem der Bereich der Beine, der nicht vom Dacherl geschützt wird, war arg verwittert. Pediküre hieß es dann, mit Holzspachtelmasse brachte er die Zehen wieder in Form. Nun wird der Corpus beige-grau eingelassen; das Schamtuch wird erst gelb bemalt, anschließend sorgfältig mit Blattgold belegt.

Bis zum Mai soll das Schmuckstück wieder am Giebel hängen, sagt Anni Lang. Da muss es auch wieder hin: Es steht unter Denkmalschutz.

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