Auch Schildkröten brauchen einen "Perso"

27.7.2016, 11:50 Uhr
Auch Schildkröten brauchen einen

© Foto: Bösl

An dieser Stelle muss zunächst einmal ein kleine "Ente" korrigiert werden: Von 179 registrierten Chamäleons im Landkreis Neumarkt schrieben die NN kürzlich im Zusammenhang mit einem Fundtier, dessen Besitzer die Parsberger Polizei gesucht hat. Eine Anfrage am Landratsamt hat nun aber ergeben: Die Zahl 179 bezieht sich allein auf das Jemen-Chamäleon, also nur auf eine bestimmte Art.

Ein Kennerblick genügt: "Das ist das mit diesem großen Kamm auf dem Kopf", sagt Sylvia Hermann, die an der Unteren Naturschutzbehörde für die meldepflichtigen Tiere zuständig ist. Es gibt aber noch weitere Chamäleon-Unterarten – und damit noch mehr dieser relativ einfach zu haltenden Reptilien im Landkreis.

Sylvia Hermann führt eine fortlaufende Liste; genaue Zahlen könne sie daraus nur mit großem rechnerischen Aufwand ermitteln, sagt sie. Und das Ergebnis spiegelt sowieso nicht die Realität wider. Denn nicht wenige Halter meldeten ihre Lieblinge nach deren Tod nicht ab.

Und dann gibt es da noch eine Dunkelziffer "illegal" importierter Exoten. Auch die Parsbergerin, der jüngst das Chamäleon abhanden gekommen war, versäumte es, das im Internet erstandene Reptil bei Hermann anzumelden. Nun muss sie ein Bußgeld zahlen.

Dieses hätte sich die Chamäleondame leicht sparen können. Mit einem Blick in die Bundesartenschutzverordnung: Darin werde geregelt, welches Tier bei den zuständigen Behörden gemeldet werden muss, sagt Markus Neuwald, der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. "Damit will der Gesetzgeber die Zahl der Naturentnahmen streng geschützter Tiere kontrollieren.  Die Haltung ist bei uns nur legal, wenn sie aus Nachzuchten stammen." Ist das der Fall, erhalten Gecko & Co. einen "Personalausweis" (EU- oder Cites-Bescheinigung).

Gepanzertes Souvenir aus Griechenland

Bestes, da häufigstes Beispiel im Landkreis sei die Griechische Landschildkröte, meint Markus Neuwald. "Diese Schildkröten wurden noch in den 70er Jahren von Urlaubern aus Griechenland mitgebracht und drohten, dort auszusterben."

Auch Papageien, die schon kurz nach dem Schlüpfen beringt werden, und Schlangen seien relativ oft in den Meldelisten zu finden, sagt Sylvia Hermann. Krabbeltiere wie Vogelspinnen und Skorpione schon etwas seltener. Ein Krokodil – eines der liebsten Sommerloch-Tiere der Medien, vor allem wenn es im Badesee dümpelt – habe sie derzeit aber nicht im Angebot.

Waltraud Fuchs, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Neumarkt, erinnert sich noch an Weißbüscheläffchen aus dem Raum Berg. Die Horde wurde erst vor wenigen Jahren dem Neumarkter Tierheim angedient. Aber auch schon Schlangen, Bartagamen oder Wasserschildkröten. "Das teilen wir dann dem Landratsamt mit."

Diese Tiere werden, ebenso wie die beschlagnahmten, an geeignete Halter weitergegeben. Die Pflegeeltern halten sich in der Öffentlichkeit tunlichst bedeckt: Sie befürchten, dass am nächsten Morgen eine Kiste voller Reptilien vor der Tür steht, sollte ihr Name in den Medien auftauchen.

Das einzige meldepflichtige Tier, das Unterschlupf im Tierheim findet, ist die Landschildkröte. Der letzte Neuzugang wurde vor zwei Wochen an der Mussinanstraße im Neumarkter Stadtteil Altenhof aufgegabelt. Ein Foto hat Waltraud Fuchs gleich mit an die Untere Naturschutzbehörde geschickt: "Die Panzerzeichnung ist wie ein Fingerabdruck."

Nicht nur gefährdete, auch gefährliche Arten unterliegen der Meldepflicht. Hier gibt es aber erstaunliche Ausnahmen, die die Chefin des Tierheims nicht immer nachvollziehen kann: beispielsweise Riesenschlangen wie der Königspython oder der mitunter noch längere Grüne Leguan.

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