Staatsanwalt klagt an

Auch zwei Unternehmer aus Neumarkt beteiligt: Korruptionsskandal im Bauamt Nürnberg

Wolfgang Fellner

Neumarkter Nachrichten

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25.1.2023, 12:34 Uhr
Mit Scheinrechnungen und überhöhten Preisen trieben die Bauunternehmer die Kosten in die Höhe - und sahnten ab.

© Silas Stein/dpa/Symbolbild Mit Scheinrechnungen und überhöhten Preisen trieben die Bauunternehmer die Kosten in die Höhe - und sahnten ab.

Die Betrügereien liefen seit 2011, teilte die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth mit. Der Schaden, der dabei entstand, liegt in Millionenhöhe. Offiziell hat die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Korruption sowie gewerbs- und bandenmäßigen Betrug Anklage gegen sieben Männer und eine Frau im Alter von 32 bis 63 Jahren erhoben; einer davon, ein früherer Mitarbeiter des Bauamtes, sitzt seit März 2022 in Untersuchungshaft.

Effektiver Plan

Die Angeklagten gingen nach einem einfachen, aber lange Jahre effektiven Plan vor: Die Baufirma erhielt regelmäßig Aufträge vom Bauamt. In die Rechnungen soll der Angestellte der Baufirma Positionen aufgenommen haben, die gar nicht erbracht worden waren. Der ehemalige Mitarbeiter des Bauamtes steht im Verdacht, diese Rechnungen zur Zahlung freigegeben zu haben, obwohl er wusste, dass sie überhöht waren.

Allein in den Jahren von 2017 bis 2021 soll das Staatliche Bauamt auf diese Weise um einen Betrag im mittleren siebenstelligen Bereich betrogen worden sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeschuldigten einen großen Teil dieser Gelder anschließend untereinander aufgeteilt haben.

Zahlungsfluss verschleiert

Um den Zahlungsfluss zu verschleiern, sollen sie die Verantwortlichen von zwei weiteren Firmen mit Sitz in Mittelfranken und im Landkreis Neumarkt ins Boot geholt haben, die ihnen durch das Ausstellen von weiteren Scheinrechnungen halfen.

Die beiden Geschäftsführer aus dem Landkreis Neumarkt, der eine 57, der andere 32 Jahre alt, mischten an verschiedenen Stellen des Systems mit: Der eine schrieb Scheinrechnungen, der andere half mit Scheinrechnungen und rechnete zugleich noch überzogene Preise ab.

Schmiergeld floss auch

Unabhängig von diesem betrügerischen Abrechnungssystem wird der ehemalige Mitarbeiter des Bauamts verdächtigt, anderen Verantwortlichen der gleichen Nürnberger Baufirma angeboten zu haben, gegen Schmiergeld Aufträge bevorzugt zuzuteilen. Dafür soll er einen Betrag im unteren sechsstelligen Bereich erhalten haben.

Aufgeflogen waren die Durchstechereien, als im Bauamts Unstimmigkeiten bei Rechnungen der Nürnberger Baufirma auffielen. Bei einem Verhör legten vier Mitarbeiter der Firma auf Anraten ihrer Anwälte die Karten auf den Tisch.

Im März 2022 durchsuchten die Ermittler eine Vielzahl von Wohn- und Geschäftsräumen, der ehemalige Mitarbeiter des Bauamts wanderte in Untersuchungshaft. Er hat die Vorwürfe nur teilweise eingeräumt. Eine Angeschuldigte verweigert die Aussage, die anderen gestanden.

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