Auf der ASV-Matte regiert wieder der SCO

13.9.2010, 00:00 Uhr
Auf der ASV-Matte regiert wieder der SCO

© De Geare

Vier Trommeln sind im Einsatz, zwei werden für den ASV, zwei für den SCO bearbeitet – permanent, so dass einem bald die Ohren taub werden. Dazu gesellt sich bei jedem Punkt für den eigenen Mattenkämpfer die Stimmgewalt der Anhänger, die sich bei Punkt- oder Schultersieg ins schier Unermessliche steigert. Da die Ölsbacher eindeutig mehr Fans mitgebracht haben, sind sie schon mal im Vorteil, und auch im Wettstreit der Trommeln haben sie schon gewonnen: Sie haben eine mächtige Pauke dabei, die jedem Blasorchester zur Ehre gereichen würde.

Nah dran

Auf der ASV-Matte regiert wieder der SCO

© De Geare

Trotzdem: Diesmal sind die Lokalmatadoren nah dran, den Ölsbachern samt ihrem Anhang mal zu zeigen, was ’ne Harke ist. 17:12 führt der SCO schon, doch der ASV holt Punkt für Punkt bis zum 18:18 vor dem zehnten und letzten Kampf auf. Da muss dann die Entscheidung fallen – aber nur noch die Taktik regiert. ASV-Fuchs Armin Prantl (74 B, griechisch-römisch) kommt gegen den eher passiven Jürgen Fürst nicht an und holt nur eine technische Wertung zum 1:0 in Runde eins; der SCOler bekommt vom Mattenrichter Björn Goller (Lichtenfels), der sonst in der 2. Bundesliga aktiv ist und einige Proteste von beiden Seiten über sich ergehen lassen muss (einen ASV-Fan verweist er gar der Halle), dagegen drei nicht-technische Punkte zum 1:3. Folge: Fürst gewinnt insgesamt mit 1:0 (so das etwas komplizierte Regelwerk). Also 19:18-Sieg für die Gäste. Jetzt erst brechen beim SCO-Anhang alle Dämme, und der Schlachtruf braust zum ersten Mal durch die Halle wie ein Donnerhall: „Hier regiert der SCO.“

Auf der ASV-Matte regiert wieder der SCO

© Josef Thumshirn

Woran lag’s, dass der ASV erneut nicht gewann? Für den neutralen Beobachter mag der Kampf Alexander Seitz (ASV) — Michael Gottschalk (66 A Freistil) entscheidend gewesen sein: Der Lokalmatador hat den Gegner zwei Mal schon auf den Schultern, doch der Kampfrichter will nicht schnell genug abklopfen (wütende Proteste des ASV-Anhangs). Einmal bricht Seitz den Kampf ab, weil er meint, schon Sieger zu sein, einmal kann sich der SCOler aus der Umklammerung herauswinden. Fazit: Seitz verschenkt den sicheren Schultersieg, bricht körperlich ein und verliert noch 2:3 nach Runden.

ASV-Coach Martin Schmidt sieht dagegen „unglückliche Entscheidungen in den letzten Sekunden“, also auch Pech ursächlich für die hauchdünne Niederlage an.

Ein „Herzschlagfinale“

Dass sein Team nun Letzter ist, stört ihn nach zwei Kampftagen noch nicht. „Das Ziel kann angesichts der Riesen-Konkurrenz nur Klassenerhalt heißen“, meint er – und bleibt ruhig, so wie meist während der zehn Kämpfe. Es brächte ja auch nichts, bei dem Höllenlärm was reinzurufen; seine Jungs verstünden da ja eh nichts: „Die sind von mir auf ihre Kämpfe eingestellt und wissen eh, was los ist.“

Völlig anders sein Pendant auf der anderen Seite: Thomas Rößner spielt auf der Skala der Emotionen, springt rein, schreit, regt sich auf. Eben sein Temperament. Warum hat seine SCO-Truppe gewonnen? „Weil im Schwergewicht Matthias Geitner einen Schultersieg geholt und unser Sebstian Claußnitzer nur drei Punkte abgegeben hat.“ Aber auch Rößner spricht von einem „Herzschlagfinale“.

„Das tut weh“

Einer ist in der Halle, denn kann überhaupt nichts mehr erschüttern: Ringer-„Oldie“ Adolf Wachinger, einst der „Fels von Neumarkt“, mittlerweile 72. Zwischen 1957 und 1992 hat er 1150 Kämpfe für den ASV bestritten, und auch jetzt ist er immer noch als Fan dabei. Aber er gibt dann doch etwas preis: „Die Niederlage tut weh.“ Entscheidend für ihn: Dass Seitz nicht gewinnen konnte, „und auch Reimann hätte siegen müssen“.

Begeistert hat ihn der ASV-Neuzugang, der Bulgare Ivan Dobrev: „Haben Sie gesehen, wie stark der gegen Claußnitzer war?“

Aber am Ende sagt er dann doch: „Im Großen und Ganzen war der hauchdünne Sieg des SCO grad mal so lala verdient.“Die Kämpfe (ASV zuerst genannt): 55kg Freistil: Manuel Schmid — Nikolay Dobrev. Der ASVer hat in seinem ersten Kampf bei den Erwachsenen keine Chance und muss auf die Schultern (0:4).

120kg griechisch-römisch: Johann Hergert — Matthias Geitner. Geitner Schultersieger (0:8).

60kg griechisch-römisch: Arthur Wiebe — David Sittel. Wiebe Schultersieger (4:8).

96kg Freistil: Günther Sprockhoff - Nikolaj Kasakov 3:0. Der SCO-Russe, 52 Jahre, war erst vor kurzem Veteranen-Weltmeister geworden (7:8).

66kg A Freistil: Alexander Seitz — Michael Gottschalk 2:3. Seitz hatte Gottschalk zwei Mal fast schon auf den Schultern und verlor doch noch. ASV-Abteilungsleiter Alfred Luber: „Wenigstens hat er noch zwei Punkte geholt“ (9:11).

84kg B griechisch-römisch: Alexander Reimann — Jörg Geitner 2:3 (11:14).

66kg B griechisch-römisch: Michael Schmid — Hüseyin Biyikoglu 1:3 (12:17).

84kg A Freistil: Thomas Kreml — Tobias Stich 3:1. Ein Punktsieg in den letzten Sekunden (15:18).

74kg A Freistil: Ivan Dobrev — Sebastian Claußnitzer 3:0 (18:18).

74kg B griechisch-römisch: Armin Prantl — Jürgen Fürst 0:1 (18:19).

Ergebnisse Bayernliga: ASV Neumarkt — SC Oberölsbach 18:19, SpVgg Freising — SC Anger 12:27, TV Traunstein — ASC Bindlach 3:36, TSV Trostberg — SV Wacker Burghausen II 24:12. Tabelle: 1. ASC Bindlach 4:0 Punkte, 2. SC Anger 4:0, 3. SC Oberölsbach 4:0, 4. TSV Trostberg 2:2, 5. TV Traunstein 2:2, 6. SpVgg Freising 0:4, 7. SV Wacker Burghausen II 0:4, 8. ASV Neumarkt 0:4.

Bezirksliga Mittelfranken, Gruppe B: ASV II — SCO II 24:8 — 55kg: Manuel Schmid — Franz Braun 4:0 (Schultersieg), 60kg: Alexander Mederer — Michael Sittel 0:4 (Schulterniederlage), 66kg: Sascha Klein – Daniel Sittel 4:0 (Schultersieg), 74kg: Christian Grasruck – Martin Kölbl 4:0 (Schultersieg), Tobias Schmid – Sebastian Köchl 4:0 (Schultersieg), 84kg: Maxim Hergert – Michael Och 4:0 (Schultersieg), 96kg: Ramasanov -Guvantsch – Patrick Fanderl 0:4 (Schulterniederlage), 120kg: Josef Thumshirn 4:0 (kampflos).