Aufräumaktion in der Wallfahrtskirche Freystadt

1.11.2020, 10:27 Uhr
Aufräumaktion in der Wallfahrtskirche Freystadt

Weil Schmutz und Abfall aus drei Jahrhunderten einmal gründlich aufgeräumt werden mussten, ergriffen freiwillige Helfer unter der Leitung von Kirchenpfleger Josef Motz die Initiative und entrümpelten die Flächen in der Kuppel und in den sie umgebenden vier Türmen von Unrat. Eine ansehnliche Menge: Ein großer Anhänger voll ist es geworden.

Doch das war alles gar nicht so einfach, denn der Rundweg am Fuß der Kuppel ist an manchen Stellen nur etwa 30 Zentimeter breit und relativ niedrig, was so viel heißt, wie "Kopf einziehen". Die Nischen in den vier Türmchen sind eine Holzkonstruktion, in denen teils nur knieend ein Saubermachen möglich ist. In Teile der höheren Etagen der Kuppel führen einfach gezimmerte Leitern. Um an unzugängliche Stellen zu gelangen, mussten sich die Arbeitenden mit kreativen Zugangslösungen behelfen.

Grundreinigung empfohlen

Dass eine entsprechende Aktion notwendig ist, ging schon aus dem Gutachten des Glockensachverständigen der Diözese Eichstätt vom Juli 2017 hervor, erzählt der Kirchenpfleger. Darin schreibt dieser, Turm und Aufgang zur Glockenstube befinden sich in einem mäßig gepflegten Zustand. Turmstuben und Teile der Zugangswege sind mit Nistmaterial, Kot und weiterem Unrat bedeckt. Außerdem sei nicht unerheblicher Wartungsmüll zu finden. Er empfahl, den Kuppelumgang und die Turmstuben einer Grundreinigung zu unterziehen.

Aufräumaktion in der Wallfahrtskirche Freystadt

© Foto: Anne Schöll

Daraufhin hat die neugewählte Kirchenverwaltung die Kuppel besichtigt und beschlossen, die Säuberung in Angriff zu nehmen. An mehreren Samstagen in den letzten Monaten waren dann von der Kirchenverwaltung Josef Brandl, Matthias Gerner, Rudolf Ulrich, Karl Herzog, Gerhard Fritsch, Josef Motz und Willi Popp, als weitere freiwillige Helfer Franziskanerpater Adam, Roland Neppig, Herbert Hofbeck, Werner Hackner, Sonja Wagner, Michael Brandl, Michael Motz und Walter Mödl im Inneren der Kuppel unterwegs, um diese anstrengende und äußerst staubige Arbeit zu erledigen.

Zum Schuttsammelsurium gehörten neben Kot und alten Nestern von Vögeln, dem von Handwerkern hinterlassenen Wartungsmüll (Elektrokabel, defekte Glühbirnen und Sicherungen samt Verpackung, leere Silikontuben, Zigarettenschachteln, Getränkeflaschen und Papiertüten), Blech und Holz, Mörtel sowie eine große Menge an Schiefer (etwa 1000 Platten), die weggeräumt werden musste.

Bis 1955 war die Kuppel mit Schiefer eingedeckt. Bei der Sanierung 1954 bis 1959 unter Stadtpfarrer Franz-Xaver Lederer wurde die Kuppel mit Kupfermaterial eingeblecht. Die Schiefertafeln hat man beim Abdecken zwar nach unten geworfen; was aber im Kuppelraum gelandet ist, blieb liegen.

Eimerweise haben die Freiwilligen Dreck und Liegengelassenes zusammengetragen und alles in der großen Kuppelstube in stabilen 240-Liter-Schwerlast-Abfallsäcken zwischengelagert. 30 solcher Säcke voll mit Mörtel, Backstein- und losen Sandsteintrümmern aus dem Mauerwerk, Dachpappe und Staub waren ein Teil der "Ausbeute", dazu ein ansehnlicher Berg aus Brettern, Latten und Holzbalken. Was noch auf die Entsorgung gewartet hat, war eine riesige Menge Zinkblech, mit dem die Kuppel innen eine Zeit lang ausgekleidet war, damit das Wasser nicht auf die Gemälde im Kirchenraum tropfen konnte. Es war unter der Ära Pfarrer Schraufstetter (1883 bis 1896) montiert worden. "Bei der Kuppelrenovierung in den 50er Jahren wurde es weggerissen und einfach liegengelassen", stellten die Helfer entsetzt fest.

Aus der Kuppel auf die Deponie

Der Abtransport der Schuttberge vom Kuppelinneren in den Anhänger, der unten aufgestellt war, gestaltete sich ebenfalls recht aufwändig. Von der Turmstube bis zum Turmaußenfenster bildeten die Helfer – gute Staubmasken vor Mund und Nase waren wichtigstes Arbeitsutensil neben den Arbeitshandschuhen – eine Kette und beförderten mit viel Muskelkraft die befüllten Behältnisse und losen Teile durch das Fenster auf einen Hubsteiger, mit dem die "Ware" nach unten gebracht und auf den Anhänger aufgeladen worden ist. Anhänger und Traktor hat Franz Rackl aus Allershofen zur Verfügung gestellt und die "Ausbeute" dann auch mit dem Einverständnis der Stadtverwaltung auf der städtischen Deponie Sulzkirchen entsorgt.

Was dem Betrachter beim Rundgang durch die Kuppel nun wieder auffällt, sind die vielen Inschriften, entweder in die Balken eingefräst oder aufgemalt. Die Handwerker haben sich hier gerne mit Namen und Jahreszahl verewigt, und auch der Reinigungstrupp im Juli 1980 unter Josef Motz‘ Vater Josef, der seinerzeit Kirchenpfleger war. Damals wurden die vier Turmstuben von Vogelhinterlassenschaften befreit. Die Entsorgung der "Ware" war seinerzeit um einiges einfacher, weil zu dieser Zeit die Wallfahrtskirche außen renoviert worden ist und alles über das Baugerüst nach unten transportiert werden konnte.

Ein ernüchterndes Fazit von Josef Motz, der auch als Archivpfleger aktiv ist und Zugang zu den Dokumenten hat: Die Kuppel wurde bei Renovierungen in 1907, 1910, 1954 bis 1959 oder 1980 bis 1984 nur notdürftig gesäubert. Bequemerweise ließ jeder Handwerker seinen Schutt in einer der vielen Nischen verschwinden. Motz weiß: Die Grundreinigung ist geschafft. "Es sind aber in der Kuppel noch so viele versteckte Schlupflöcher vorhanden; da findet sich bestimmt noch was." Gleiches gilt für die Glockenstube, deren Säuberung als nächstes ansteht. Der Zugang ist nun ja – dank vieler fleißiger Hände – wieder frei.

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