Bakterien helfen Neumarkter Klärwerk beim Sparen

22.5.2015, 18:45 Uhr
Bakterien helfen Neumarkter Klärwerk beim Sparen

© Etzold

„Das eine ist, Energie zu produzieren, das andere, weniger Energie zu verbrauchen“, fasst Klärwerksleiter Willibald Gottschalk die Verfahrensphilosophie zusammen. Beides gelingt zunehmend besser. So gut, dass immer wieder Delegationen von anderen Kontinenten an der Schönmühle vorbeikommen. Im Februar waren Japaner dort, nun eine Gruppe von 16 indonesischen Unternehmern, die auf Einladung des bayerischen Wirtschaftsministeriums eine Woche besonders energieeffiziente Standorte in Bayern ansehen.

Im Klärwerk Neumarkt wird ein Großteil der benötigten Energie mit Gasmodulen produziert, die in den Faultürmen erzeugtes Methangas verbrennen. Dabei entsteht einige Abwärme, im mollig warmen Betriebsgebäude braucht man keine langen Ärmel, auch das Gewächshaus der Stadtgärtnerei wird damit beheizt.

Im Januar sind die kleinen Kraftwerke im Untergeschoss durch modernste Geräte ausgetauscht worden. Der Wirkungsgrad erhöhte sich von 25 Prozent auf 42 Prozent. Wurde im Jahr 2014 etwa die Hälfte des verbrauchten Stroms selbst erzeugt, waren es im April 2015 schon 82 Prozent. „Erreichbar sind 90 Prozent, sogar 100 Prozent, wenn wir durch veränderte Prozesse in den Becken weniger Energie verbrauchen“, zeigt sich Gottschalk überzeugt.

Bakterien helfen Neumarkter Klärwerk beim Sparen

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Wie dies funktionieren kann, zeigt sich in der Deammonifikations-Anlage. Dort werden die Filterwässer, die nach der Trocknung des Faulschlamms übrig bleiben, gereinigt. Bakterien wandeln unter Sauerstoff-Abschluss das giftige Ammonium in Nitrat und Stickstoffgas um, das in die Luft abgegeben wird. Ab 25 Grad Celsius fühlen sich die Einzeller am wohlsten, steigt die Temperatur in dem Tank über 35 Grad, ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt, denn ab 38 Grad stellen die kleinen Helfer ihre Tätigkeit ein.

Durch den Einsatz von Bakterien benötigt das Klärwerk Neumarkt somit 60 Prozent weniger Energie als bei herkömmlichen Verfahren. Erst an drei Standorten in Bayern kommt das innovative Verfahren zum Einsatz.

Bisher wird nur das Wasser aus den Faultürmen so behandelt. „Der Hauptstrom, also die anderen Becken, sollen eines Tages umgestellt werden“, erläuterte Umweltamtsleiter Werner Schütt den indonesischen Gästen.

Das Klärwerk Neumarkt ist ausgelegt auf die Reinigung der Abwässer von 150 000 Einwohnern. Die Marke von 90 000 Einwohnern ist bereits erreicht. Allerdings stammt nur rund die Hälfte der Kloake von den Privat-Haushalten. Eben soviel fließt von der Industrie ein, deren Schmutzwasser wird in sogenannte Einwohner-Äquivalente umgerechnet.

1974 ist das Klärwerk an der Schönmühle gebaut worden, seitdem hat man kontinuierlich in seine Verbesserung investiert, sowohl was die Reinigungsleistung als auch, was die Effizienz der Reinigungsprozesse betrifft, sagte Schütt. „Unser Ziel ist es, die komplette Energie rein aus Klärwasser zu gewinnen.“

Vor dem Besuch dem Klärwerks hatte Stadträtin Ruth Dorner die Delegation im Rathaus begrüßt und ihr die Klimaschutzaktivitäten der Stadt Neumarkt erläutert. Am Nachmittag besichtigte die Gruppe die Photovoltaikanlage am Bahndamm bei Pölling, schließlich folgte ein Austausch in der Firma Petry AG.

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