Bauer im Kuhstall ist die ärmste Sau

8.5.2012, 00:00 Uhr
Bauer im Kuhstall ist die ärmste Sau

© Linke

Herr Geitner, derzeit bekommen die deutschen Milchbauern rund 30 Cent pro Liter ausgezahlt, Tendenz fallend. Wie viel benötigen Sie?

Xaver Geitner: Der BDM fordert einen kostendeckenden Preis, dieser liegt derzeit bei rund 43 Cent. Davon entfernen wir uns nach den jüngsten Kontraktabschlüssen zwischen Molkereien und Handel im Trinkmilchbereich immer weiter.

Woran liegt das?

Geitner: Eine einfache Folge von Angebot und Nachfrage. Es ist derzeit viel zu viel Milch auf dem europäischen Markt. Ein Überangebot von nur einem Prozent bringt den Markt total aus dem Gleichgewicht und macht 100 Prozent des restlichen Milchpreises kaputt. Statt einer Mengensteuerung wird noch mehr produziert, weil die Obergrenze für die Milchmengen in der EU bis zum Wegfall der Quote 2014 schrittweise erhöht wird. Das ist politisch so gewollt, um die Endpreise niedrig zu halten. Dem steht derzeit aber eine schwächere Nachfrage auf dem Binnen- und Weltmarkt gegenüber. Der Handel nutzt dieses Missverhältnis schamlos aus. Selbst die Molkereien kommen unter Druck, unter ihnen herrscht momentan ein starker Verdrängungswettbewerb.

Und der Bauer ist die ärmste Sau?

Geitner: Es heißt, dass im Landkreis jedes Jahr zehn Prozent der Milchviehhalter aufhören. Heutzutage schon mit 30, 40 oder 50 Jahren.

Wann fließt wieder Milch in Gullys?

Geitner: Ich glaube nicht, dass es solche Protestaktionen demnächst wieder geben wird. Nicht nachdem der Bauernverband beim letzten Mal alle BDM-Maßnahmen madig gemacht hat.

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