Bauernbühne Woffenbach lädt zu Gaudi im Paradies

5.11.2019, 06:00 Uhr
Bauernbühne Woffenbach lädt zu Gaudi im Paradies

© Foto: Helmut Sturm

Mit der Auswahl des Stücks bewiesen die Woffenbacher Mut. Sie verließen den bewährten Pfad aus Herz, Schmerz und unendlichen Verwechslungsgeschichten und wandten sich dem Risiko eines Stücks zu, das Irrungen und Wirrungen der Politik mit zum Thema hat.

Bauer Hans Burgstaller, gespielt von Reinhard Lang, ließ sich zur Kandidatur in den Landtag überreden und errang zur Überraschung seiner selbst und aller anderen das Mandat.

Seine Gattin Jutta (Sandra Sturm) lief zu Hochform auf. Getrieben von den Vorstellungen eines Lebens in der schillernden Öffentlichkeit, jenseits ihrer gegenwärtigen Existenz auf einem stinkenden Bauernhof, versuchte sie mit allen Mitteln, ihren Gatten auf Vordermann zu bringen. Sie spielte ihre Debut-Rolle gekonnt und mit Vehemenz.

Für den Abgeordneten Burgstaller erwies sich: Er ist dem Trubel nicht gewachsen, ihm ist alles zu viel. Nach nur sechs Monaten raffte ihn der Herztod dahin und er hinterließ ein Chaos.

In der Rolle aufgegangen

Bäuerin Jutta leidet, hat doch der Bauer nicht einmal eine Lebensver-sicherung hinterlassen. Sie sieht ihren Lebensstil deutlich gefährdet und sucht neue Wege.Die von der verwitweten Bäuerin schwer gepiesackte Magd Urschl (Margit Blomenhofer) gestaltete die Zukunft aus dem Hintergrund. Den Einheimischen braucht man die Darstellerin nicht vorzustellen. Sie ist ein Glücksfall für jede Theatergruppe.

Sie verinnerlichte ihre Rolle als Urschl dermaßen, dass sie sie nicht mehr spielte – sie wurde zur Urschl. Ihre Mimik, ihre Gestik, ihre Büh-nenpräsenz ist einzigartig. Selbst wenn sie, was selten vorkommt, außerhalb des aktuellen Geschehens steht, lebt sie die Situation mit.

So richtig politisch wird’s im 2. Akt. Der Himmel ist überfüllt. Petrus (Christian Waffler) ärgert sich mit den verblichenen Politikern rum, die sich nicht damit abfinden wollen, nur noch eine Nummer zu sein.

Immer wieder versuchen sie, ihre ehemalige Funktion auszuspielen und Privilegien durchzusetzen, bis Petrus den Ministerpräsidenten mit dem typischen Hochziehen der Schulter und dem friedlich neben ihm sitzenden Sozialdemokraten wortgewaltig zurechtstutzt und ihnen himmlische Aufgaben zuteilt.

Vielsagende Blicke

Alois Karl und seine Frau Hildegard in der ersten Reihe warfen sich regelmäßig vielsagende Blicke zu und amüsierten sich köstlich.

Für den Ex-Abgeordneten Burgstaller jedenfalls ist noch kein Platz im Himmel. Den muss er sich erst noch verdienen. Mit himmlischer Arbeit sieht es schlecht aus, die verrichten bereits Engel Nummer 13 und 25. Burgstaller muss als nur für seine Frau sichtbarer Geist zurück auf die Erde und das hinterlassene Chaos richten. Das gelingt ihm auch: Er findet einen angemessenen Platz für seine untreue Gattin, und für die Zukunft des Hofs sorgt er auch aus dem Jenseits dann mit bestimmender Hand.

Riesenschrei nach letztem Vorhang

Zwischen den drei Akten und zum Einlass spielte das Trio "Ziach-Klang" mit zwei Steirischen und einer Gitarre.

Pfarrer Roland Seger und Diakon Andreas Lerch amüsierten sich köstlich während der drei Stunden. Premierenapplaus gab es reichlich für die Woffenbacher Bauernbühne und ein Riesenschrei der Erleichterung über die geglückte Premiere entlud sich nach dem letzten Vorhang hinter der Bühne. 

Das Stück ist noch zu sehen am 8., 9., 10., 15., 16., 17., 22. und 23. November, jeweils ab 19.30 Uhr im Saal des BSC Woffenbach.

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