Bei Kontrollen reihenweise Verstöße festgestellt

20.8.2014, 11:00 Uhr

Das konkurrenzlos günstige Angebot rechnet sich etwa laut Flixbus-Pressestelle bereits ab einem zu 50 Prozent ausgebuchten Bus. Knapp 30 Anbieter gibt es derzeit bundesweit, darunter sieben große. Zu den Marktführern gehören Flixbus, Meinfernbus oder Deutsche Touring. Die Anbieter haben meist keinen eigenen Fuhrpark. Sie beschäftigen Subunternehmen, also Busunternehmen, die im Auftrag fahren.

Weniger euphorisch als das kostenbewusste Reiseklientel der Anbieter ist die Gewerkschaft in der Angelegenheit: Ob Schleuderpreise automatisch auch Dumpinglöhne beinhalten, dazu gibt es von dieser Seite noch keine Aussage, denn: „Es gibt in diesem Bereich zwar viele Beschäftigte, aber kaum gewerkschaftlich Organisierte“, so Verdi-Mann Manfred Weidenfelder vom Fachbereich Verkehr beim Landesbezirk Bayern.

Seine Einschätzung: „Bei den aktuell angebotenen Preisen handelt es sich um Kampfpreise, es geht nur darum, Fuß zu fassen und den Markt aufzuteilen. Spätestens mit nächstem Jahr werden und müssen die Preise deutlich anziehen, ist er überzeugt.

Die Anbieter scheinen zudem Firmensitze in Bayern und Baden-Württemberg zu meiden. Grund sei die bessere Entlohnung für Busfahrer in beiden Bundesländern. „In Hamburg oder Thüringen fallen die Löhne deutlich geringer aus“, so Weidenfelder. In Bayern liege der Stundenlohn bei etwa zwölf Euro. „Zu beachten ist aber auch, dass ein Busfahrer erst einmal 10 000 bis 12 000 Euro in die Hand nehmen muss, um die erforderliche Fahrerlaubnis zu erlangen.“

Den Gewerkschafter sorgt mit Blick auf die Branche aber in erster Linie die Einhaltung der Sicherheitsstandards. Ob die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten eingehalten werden (können), bezweifelt er. Denn die Fahrpläne seien zum Teil so eng ausgelegt, dass allein die Route in der angegebenen Zeit kaum zu schaffen sei.

Damit ist Weidenfelder nicht allein. Dringenden Handlungsbedarf sieht auch Helmut Diener, Geschäftsführer von „Mobifair“. Der Frankfurter Verein setzt sich für einen fairen Wettbewerb in der Mobilitätswirtschaft ein. Dieners Erfahrung: „Es werden zu wenig Fahrer beschäftigt und damit Arbeitszeitverstöße in Kauf genommen.“

Diener ist selbst ein paar mal auf Linien mitgefahren und hat „bei jeder vierten Fahrt“ Verstöße festgestellt. Als einziges Bundesland habe Niedersachsen Fernbusse kontrolliert: „Im Januar hat die Polizei bei 17 Fahrten 35 Verstöße festgestellt. Zwei Monate später wurden bei 37 Kontrollen 99 Verstöße festgehalten.“

Monotone Arbeit, zu wenig Personal: Ein erhebliches Gefährdungspotenzial durch übermüdete Fahrer am Steuer dürfte damit nicht nur Mobifair befürchten. Der Verein habe auch bereits mehrfach auf Kontrollen in der Branche gedrängt. Passiert sei bislang aber nichts.

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