Berching baut Kulturhalle mit Holz aus dem Stadtwald

27.3.2019, 06:11 Uhr
 Berching baut Kulturhalle mit Holz aus dem Stadtwald

© Foto: Michael Matejka

Architekt Michael Kühnlein hat einen Holzbau mit einem steilen Satteldach entworfen. Das Holz für das Gebäude an der Sulz stammt aus dem eigenen Stadtwald. Rund 300 Raummeter Rundholz werden dafür eingeschlagen und in Unterbürg zu Balken und Brettern gesägt sowie getrocknet.

Ein großer Teil davon ist die für Bauholz häufig verwendete Fichte. Eine Besonderheit ist die Fassade. Sie wird aus Schwarzkiefer gestaltet. Die Art stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist aber auch in Österreich sehr verbreitet. Von der bei uns häufigen Waldfichte unterscheidet sie sich durch ihre längeren Nadeln. Außerdem ist ihre Rinde dunkel gefärbt, wo die Waldfichte einen leichten Rotton zeigt. Ihr Holz ist auch wesentlich schwerer und dichter, es wird zu den Harthölzern gezählt.

 Berching baut Kulturhalle mit Holz aus dem Stadtwald

© Foto: Michael Matejka

"Die Schwarzfichte sägt sich fast so wie Eiche", sagt ein Waldarbeiter im Rachental, wo derzeit die Stämme mit einem Harvester aus dem Forst geholt werden. Bis vor 150 Jahren befand sich dort ein Steinbruch. Er lieferte den Grundstoff für die Kalkbrennerei im Tal.

Als der Abbau sich nicht mehr lohnte, setzte der damalige Förster neue Bäume. Weshalb er die nördlich des Wienerwalds kaum verbreitete Art auswählte? "Die Schwarzkiefer ist eine dankbare Art, die wenig Nährstoffe braucht und sehr gut mit einem kalkreichen Boden zurecht kommt", sagt Andreas Müller. Er leitete das staatliche Forstrevier Mühlhausen, das auch den Berchinger Stadtwald betreut.

Den der kalkreiche Boden bereitet anderen Bäumen arge Probleme, wie man an einigen Fichtenstämmen sieht, die wenige Meter entfernt am Waldrand liegen. Ausgerechnet am Fuß des Baums, dort wo der Stamm am dicksten ist und den höchsten Erlös erzielen könnte, ist der Kern mürber, bröselt das Holz zwischen den Fingern. "Solche Faulstellen sind die Folge eines falsch gewählten Standorts", sagt Müller.

Die Standorte verändern sich derzeit überall durch den Klimawandel. Die Sommer werden heißer und trockener. In den vergangenen Jahren hatten wir einen Vorgeschmack darauf. Besonders stark leidet die Fichte darunter. Sie ist zwar noch immer der "Brotbaum" der Waldbesitzer. Doch die Hitzesommer haben viele Bestände geschwächt, die in der Folge dem Borkenkäfer eine Angriffsfläche bieten. Beträchtliche Flächen Forst mussten notgedrungen zur selben Zeit geerntet werden.

Deshalb war gleichzeitig sehr viel Holz auf dem Markt, was die Preise drückte. Glücklicherweise brummt der Bausektor, die Nachfrage war also da, so dass die Erlöse nicht ins Bodenlose fielen. Überhaupt sieht Christian Kleiner noch großes Potenzial für den Baustoff Holz. Der Leiter der Abteilung Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten blickt nach Österreich. "In Vorarlberg etwa hat man das Gefühl, es wird nur noch aus Holz gebaut, es gibt nichts anderes mehr."

Aber könnten die heimischen Forsten eine solche Nachfrage überhaupt decken? Kleiner sieht keine Probleme. "Die kommunalen und privaten Wälder in der Region sind sehr Altholzreich." Es seien also Holzvorräte vorhanden, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht genutzt wurden.

Trotzdem gilt: "Wir müssen den Wald umbauen und an die veränderten Verhältnisse anpassen", sagt Kleiner. Dabei setzt man zunächst auf heimische Arten, die trockene Phasen vertragen. Eichen etwa oder Buchen. Bei schnellwüchsigen Nadelhölzern, die in absehbarer Zeit Geld in die Kasse bringen sollen, werden verstärkt Douglasien oder Lärchen gesetzt. Auch die Schwarzkiefer wird an geeigneten Standorten künftig wohl öfter gesetzt.

Sie hat allerdings einen Nachteil: Die Schwarzkiefer ist sehr harzreich. In den Sägewerken wird ihr Holz deshalb nicht so gerne genommen. Doch im Außenbereich ist der hohe Harzgehalt sogar ein Vorteil, weil das Holz dadurch beständiger ist als von anderen Arten. Also genau die richtige Wahl für die Fassade von Berchings Kulturhalle.

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