Berching: Neue Kulturhalle für 3,4 Millionen Euro

22.3.2018, 10:34 Uhr
Berching: Neue Kulturhalle für 3,4 Millionen Euro

© Foto: Kühnlein Architektur

Nicht nur in Großstädten seien Bühnen nötig, sagte Bürgermeister Ludwig Eisenreich. Auch auf dem flachen Land brauche man Kultur, um mit den Metropolen mithalten zu können. In Berching gebe es eine aktive Kulturszene, und für diese brauche es Freiräume, Förderung; ein interessiertes Publikum sei vorhanden.

Das Projekt Kulturhalle sei eine große Investition in die Altstadt, eine Aufwertung. Neben Kulturveranstaltungen aller Art soll die Location auch für Hochzeiten, Empfänge, Veranstaltungen oder Tagungen zur Verfügung stehen, auch in Verbindung mit dem Hotel Zur Post direkt daneben.

Die vier möglichen Bau-Varianten, die sich am Ende als möglich herauskristallisiert hatten, stellte Michael Kühnlein junior vom gleichnamigen Architekturbüro vor. Dabei geht es um einen Saal mit 250 bis 260 Sitzplätzen und Bühne sowie den nötigen Nebenräumen mit Abstell- und Lagermöglichkeiten, Künstler-Garderoben, Toiletten und mehr. Wobei die Variante mit einem Keller unter und hinter dem Bühnenbereich wesentlich mehr Nebenfläche biete.

Aus dem Stadtwald

Zum Aufruf kamen das Gebäude als Flachdach mit Keller, als Flachdach ohne Keller, als Satteldach mit Keller und als Satteldach ohne Keller. Wobei die vom Arbeitskreis favorisierte Variante die mit Satteldach und Keller und somit die teuerste war: 3,45 Millionen Euro sind dafür veranschlagt.

Das Flachdach, rechnete Michael Kühnlein junior vor, sei um 205 000 Euro günstiger als das Satteldach, der Kellerausbau koste 177 000 Euro mehr. Was bei der Kostenauflistung fehle, seien die Außenanlagen, da diese über die Renaturierung der Sulz finanziert werden sollen. Auch die Erschließung fehle, da zum großen Teil ja vorhanden.

Für das Satteldach schlug Kühnlein eine Lärchenschalung vor. Da das Satteldach ziemlich massiv in die Höhe wachse, sei das Holz, das im Laufe der Jahre Patina ansetze und grau werde, eine lebhafte Oberfläche entwickle, in seinen Augen am besten geeignet. Die Lebensdauer der längs verlegten Lärchenbretter liege bei 25 bis 30 Jahren.

Der große Vorteil: Das Holz für die Dachkonstruktion könne im eigenen Stadtwald geschlagen werden. Damit spare man zwar nur 25 000 Euro, diese Lösung habe aber den Charme, dass man mit nachwachsenden Rohstoffen aus der eigenen Gemeinde baue.

Eine Stellprobe mit Stühlen in der Europahalle in Berching habe zudem ergeben, dass es keines Hubbodens für die gesamte Halle bedürfe. Die ersten zehn Stuhlreihen müssten noch nicht angehoben werden, erst dahinter sei dies nötig. Damit spare man weiteres Geld ein. Die Dachneigung sei den Berchinger Stadeln nachempfunden, somit reihe sich die Kulturhalle gut in die Dachlandschaft der historischen Altstadt ein.

Keller ist nötig

"Heute ist ein guter Tag für Berching", sagte Stadtrat Andreas Höffler. Besonders der Einsatz von Holz aus dem Stadtwald hatte es ihm angetan: "Biologischer kann man nicht bauen." Die Kosten seien höher als gedacht, es gebe aber 55 Prozent Zuschuss. Den Keller brauche es, sonst werde es zu eng. "Das wird sonst ein Hallchen, keine Halle." Kein gutes Haar ließ Josef Neumeyer an dem Projekt. Der Standort sei schlecht erschlossen, schlicht deplatziert, es gebe keine Parkplätze. Die Kosten seien von 2,5 auf nun 3,4 Millionen Euro angestiegen.

"Verführerische" Zuschüsse

Seine Befürchtung: "Das wird am Ende ein Fünf-Millionen-Projekt." Dazu komme noch der Unterhalt. Das Problem seien die hohen Zuschüsse, "die verführen, über die Kosten zu leben". Die Kosten seien von 2,9 auf nun 3,4 Millionen Euro gestiegen, sagte Eisenreich korrigierend.

Er trage die Planung mit, sagte Josef Meyer. Das Satteldach sei besser als ein Flachdach, aber: "Woran ich mich stoße, ist das Dach. Das ist eine einheitliche Fläche, die erschlägt einen." Das Lärchenholz habe auch keine lange Lebensdauer, und: Die Gestaltungsfibel der Stadt Berching, an die sich jeder Häuslebauer halten müsse, sehe für Satteldächer in dieser Größe "Biberschwanz rot" vor. Die Stadt könne doch kein Gebäude bauen, das nicht der Fibel entspreche.

Am Lärchenholz entzündeten sich allgemein die Geister: Das sei die Schwachstelle der Planung, sagte Manfred Rackl. Man sollte etwas suchen, das dauerhafter sei. In dieselbe Kerbe hieb Josef Leidl: "In meinen Augen ist die Schalung ein No-go." An der Kubatur des Gebäudes rieb sich Werner Stork. Der untere Bereich sei drei Meter hoch, darauf sitze ein steiles Satteldach. Das stimme von den Proportionen nicht.

"Mit einem Flachdach sieht das aus wie eine Schachtel", sagte Gerlinde Delacroix. Sie fand die Proportionen stimmig, wandte sich aber gegen den geplanten Vorhang zur Verdunkelung des Saales. Stattdessen forderte sie Außenjalousien. Maria Meil warb für die Variante mit Flachdach. Das mache alles offener.

Ohne Dachgauben

"Das Satteldach passt besser in die Altstadt", sagte Helga Huber, Leiterin der Bauabteilung des Landratsamtes Neumarkt. Das sei bei einer Fachstellenbesprechung unisono die Meinung der Teilnehmer gewesen. Sie wandte sich auch gegen die als Gestaltungselement ins Spiel gebrachten Dachgauben.

Vorbehaltlich der Bezuschussung segnete der Stadtrat gegen drei Stimmen die Variante Satteldach plus Keller ab. Das Gremium gab dem Arbeitskreis Kulturhalle aber die Hausaufgabe mit, eine andere Dacheindeckung zu finden.

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