Berchinger formieren sich gegen Stromtrasse

3.2.2020, 12:29 Uhr
Bei der Gründung einer Bürgerinitiative in Berching gegen die Ersatzleitung der P 53 legten die Trassengegner ihre Standpunkte deutlich dar.

© Anton Karg Bei der Gründung einer Bürgerinitiative in Berching gegen die Ersatzleitung der P 53 legten die Trassengegner ihre Standpunkte deutlich dar.

Initiiert hatte die Zusammenkunft Gerhard Binder, Leiter des Caritas Seniorenheims und Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler. Nach gut zweistündiger Information und Diskussion mit dem Tenor „dagegen“ wurde eine BI Berching (Stadtgebiet) gegründet. Zum Sprecher wurde Alexander Delacroix ernannt, im engeren Kernteam arbeiten mit ihm zusammen Markus Burger, Gerhard Binder, Thomas Frölich und das Ehepaar Franziska und Andre Wiegleb.

Am Beispiel der Gemeinde Aschau, Nähe Straubing, die die Berchinger Bürgerinnen und Bürger auf Einladung der Freien Wähler vorab besucht hatten, veranschaulichte Binder, dass „dezentrale Energieversorgung“ möglich ist. Mit einem Blockheizkraftwerk (Wärme-Kraft-Kopplung), einem System, das Wärme und Strom in die Häuser liefert und mit Photovoltaik zum Beispiel auch für die Straßenbeleuchtung genutzt werden kann. Binder zitierte Professor Markus Brautsch von der technischen Hochschule Amberg: „Die Konzepte sind da.“ Technisch sei die wohnortnahe Energieversorgung möglich.

Und die Energieversorgung der Industrie: Da nannte Binder als Beispiel das BMW-Werk in Dingolfing, das sich autark mit Strom und Wärme versorge. Wolfgang Großmann, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Pollanten, forderte, dass auch im Stadtbereich Berching – in mehreren Ortschaften wie Pollanten, Erasbach, Rudertshofen oder Winterzhofen gibt es bereits eine BI – „der weiße Fleck Berching Stadt“ weg müsse.
Er begründete seine Aussage damit, dass im Großgemeindebereich Berching 277 Prozent des Bedarfs an Strom mit zehn Windrädern und zahlreichen Photovoltaikanlagen erzeugt werde. Ein Manko liege aber darin, dass diese Überschussenergie derzeit nicht gespeichert werden könne. „Speichern ist das A und O einer dezentralen Energieversorgung. „Wir brauchen keine Trasse, nirgendwo“, so sein Standpunkt.

Großmann erinnerte an die vielen Argumente für die dezentrale Energieversorgung und die seiner Meinung nach negativen Auswirkungen für Menschen und die Natur eines möglichen Starkstromnetzes durch die Gemeinde Berching, über die hier bereits mehrfach berichtet wurde. Weitere Details erläuterte Michael Spangler von der BI Pollanten anhand von Videoclips und einer PowerPoint-Präsentation.

Großmann fasste zusammen: „Die Energiewende wird nur gelingen, wenn die Trasse verhindert wird.“ Um mehr Einwirkung auf die Politik zu erreichen, müssten alle Bürgerinitiativen im Landkreis und darüber hinaus gemeinsam handeln und damit einen „großen Raumwiderstand“ gerieren. 

Die stellvertretende Bürgermeisterin Gerlinde Delacroix war als Vertretung der Stadt und des 1. Bürgermeisters gekommen. „Aber auch aus eigenem Interesse“, wie sie sagte. Sie rief dazu auf, möglichst viele Informationsveranstaltungen zum Thema Stromversorgung zu besuchen. Je genauer sie sich informiert habe, umso klarer sei ihr geworden, dass die Stromtrasse nicht nötig sei. Dezentrale Versorgung sei der einzige Weg. Zugleich forderte Delacroix auch ein Umdenken in der Gesellschaft, was den sparsamen Umgang mit Strom betrifft. 

Am Mittwoch, 12. Februar, findet in der Europahalle in Berching eine Großkundgebung der BI statt. Gastredner ist der Berliner Professor Christian Hirschhausen. Zuvor werden sich am kommenden Mittwoch die Bürgerinitiativen der Region beim Roßmarkt in Berching bemerkbar machen.
 

1 Kommentar