Transportsystem aus Sengenthal

Bögl-Container schweben schnell und geräuscharm dahin

27.10.2021, 12:38 Uhr
Das Containersystem aus Sengenthal soll das Transportwesen revolutionieren. Foto: Jürgen Kotzbauer   

© NNZ Das Containersystem aus Sengenthal soll das Transportwesen revolutionieren. Foto: Jürgen Kotzbauer  

Erfolgreiche Weltpremiere des TSB Cargo in Hamburg: Die Zukunft des leisen und nachhaltigen Containertransports hat begonnen. Eine Woche präsentierte sich das von der Firmengruppe Max Bögl entwickelte TSB Cargo auf einer eigens dafür errichteten Demonstrationsanlage anlässlich des ITS World Congress 2021 in Hamburg erstmals der Weltöffentlichkeit.

Über 900 Gäste und Besucher, darunter auch viele europäische Hafenbetreiber sowie Delegationen aus Südamerika und Saudi-Arabien konnten sich von der Leistungsfähigkeit des TSB Cargo überzeugen und waren laut Bögl-Pressemitteilung durchwegs begeistert.

Die Firmengruppe Max Bögl liefert das Gesamtsystem TSB aus einer Hand.

Vorstandsvorsitzender Stefan Bögl: „Der Bau einer ersten Anwendungsstrecke ist nun im nächsten Schritt enorm wichtig, um zu zeigen, dass Deutschland nicht nur in der Entwicklung, sondern auch in der Einführung neuer Technologien eine führende Rolle einnehmen möchte. Wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren ein erstes Projekt realisieren können“.

Kostenmäßig konkurrenzfähig zu klassischen Bahnen

Im Interview mit dem Handelsblatt erläuterte Stefan Bögl, dass das TSB Cargo mit Kosten von 30 bis 40 Millionen Euro je Kilometer Doppelspur preislich konkurrenzfähig mit klassischen Bahnen ist und daher der Zuspruch bei Hafenbetreibern groß ist.

Das Transport-System Bögl wurde mit Entwicklungskosten von nur rund 50 Millionen Euro und damit mit einem vergleichsweise niedrigen Budget bereits zur Serienreife entwickelt.

Leise und bis zu 150 km/h schnell

TSB Cargo transportiert Container vollautomatisiert und sehr leise mit Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h sowie Taktfolgezeiten von 20 Sekunden. Die Technologie des TSB entwickelte die Firmengruppe Max Bögl in den vergangenen Jahren bereits für den Personennahverkehr zur Serienreife und setzt diese erfolgreich auf der hauseigenen Teststrecke in Sengenthal sowie auf einer Demonstrationsstrecke im chinesischen Chengdu ein. Mit dem Demonstrationsprojekt für den ITS World Congress folgt nun auch die Adaption auf den Gütertransport.

Auf einer Fläche des Cruise-Centers Steinwerder im Hamburger Hafen, wo auch die großen Kreuzfahrtschiffe auf Weltreise gehen, wurde der automatisierte Fahrbetrieb von einzelnen Containern, der Wechsel zwischen den Fahrspuren über eine Weiche und insbesondere der Containerumschlag zwischen TSB Cargo und anderen Transportmodalitäten – wie Lkw – auf einer Streckenlänge von rund 120 Metern demonstriert. Mit dem System können Containergrößen bis zu 45 Fuß unter Maximalgewicht transportiert werden.

Weniger Kohlendioxid

Im Anschluss an die Messe kann die Anlage noch bis Ende November nach Terminvereinbarung besichtigt werden.

Da aktuell im Container-Einzeltransport hauptsächlich Lkw eingesetzt werden, führt die Verlagerung auf ein vollelektrisches System wie TSB Cargo zu einer Kohlendioxid-Reduktion in der Transportkette und entlastet die Infrastrukturen im Hafen.

Das TSB verwendet ein elektromagnetisches Schwebesystem und reduziert dadurch den Verschleiß an Fahrzeugen und Infrastruktur. Daraus folgt eine erhebliche Senkung von Betriebskosten wie auch Feinstaubemissionen im Vergleich zu konventionellen Systemen.

Einsparung von bis zu 50 Prozent der jetzigen Kosten

Aus betriebs- wie auch volkswirtschaftlicher Sicht können Container wesentlich effizienter transportiert werden. Auf Basis erster Analysen sind Einsparungspotenziale von 50 Prozent der derzeit anfallenden Kosten möglich.

Die schlanken, aufgeständerten Fahrwege vermeiden Flächenzerschneidungen und ermöglichen ebenfalls eine Integration in bereits bestehende Verkehrskorridore.

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