Dankbar, dass er Priester werden durfte

7.6.2011, 00:00 Uhr
Dankbar, dass er Priester werden durfte

© Siegfried Mandel

Rund 100 geladene Gäste fanden sich nach dem in der Stadtpfarrkirche vom Jubilar selbst gehaltenen Festgottesdienst, der unter Mitwirkung von neun Konzelebranten abgehalten wurde, im Johanneszentrum an der Ringstraße ein. Während dieser Agape wurden dem Jubilar nicht nur Glück- und Segenswünsche von Freunden, Bekannten und langjährigen Wegbegleitern überbracht.

Auch Stadtrat Georg Jüttner übermittelte im Namen des Oberbürgermeisters, der in Issoire weilte, persönliche Wünsche. Jüttner verlas das Glückwunschschreiben des Neumarkter Stadtoberhaupts, in dem Marc Aurel zitiert wird: „Das Glück im Leben hängt von den guten Gedanken ab, die man hat. Gerade diese verleihen uns Energie und Zuversicht“, so der OB.

Als Kind Pfarrer gespielt

Viel Energie brachte Senninger während seines jahrelangen Wirkens als Priester auf. Deshalb stellte er in seiner Predigt den Dank in den Mittelpunkt seiner Ausführungen, als Priester mit und für die Menschen arbeiten zu dürfen.

Gerhard Senninger wurde in Weiden geboren und hatte bereits während seiner Kindheit die Idee, Pfarrer zu werden. Deshalb musste ihm seine Mutter auch entsprechende Gewänder aus Papier fertigen. Da zu dieser Zeit der Nationalsozialismus immer mehr aufkeimte und sich sein Vater entschied, nicht in die Partei einzutreten, wurde dieser von Ingolstadt nach Hameln/Weser zwangsversetzt. Wie sich später herausstellte war es für die Familie weniger eine Strafe, mehr ein Segen. In dem überaus großen Anwesen kamen im Laufe der Zeit immer mehr Kinder zusammen, um gemeinsame Freizeit, beispielsweise mit Theateraufführungen, zu verbringen.

Nach dem Krieg musste Senninger in verschiedenen Firmen hart arbeiten und beim Wiederaufbau helfen, um etwas Geld für sein späteres Studium zu verdienen. Im Dezember 1945 übersiedelte die Familie wieder nach Ingolstadt.

Dort erlangte Gerhard Senninger fünf Jahre später die Hochschul-

reife und studierte Philosophie und Theologie in Eichstätt. Nach dem erfolgreichen Abschluss begann Senninger an der Universität München Latein, Geschichte und Religion zu studieren. Er kehrte 1955 nach Eichstätt zurück und wurde zwei Jahre später in Ingolstadt zum Priester geweiht. Die Primiz fand in St. Anton statt.

Der weitere priesterliche Werdegang Senningers verlief wie folgt: erste Kaplanstelle für sechs Wochen (als Aushilfe) in Neumarkt, St. Johannes bei Pfarrer Josef Kopf; 1957 bis 1961 Kaplan in Gunzenhausen; 1961 bis 1967 Domkaplan; 1967 bis 2000 Geistlicher in Altdorf, Pfarrei Dreifaltigkeit; danach Ruhestand und Aushilfe in verschiedenen Pfarreien in und um Neumarkt.

Besonders stolz ist Pfarrer Senninger über die Gründung von drei Kirchenchören in Gunzenhausen, Eichstätt und Altdorf. 1968 wurde in der Stadt Wallensteins der gemischte, achtstimmige Chor unter dem Namen „Roncalli“ ins Leben gerufen, der über die Grenzen der Region hinaus bekannt ist. Aber auch in seiner Freizeit bleibt der rüstige Pfarrer nicht untätig

2003 veröffentlichte er nach 50 Jahren sammeln und recherchieren sein erstes Buch mit dem Titel „Glaubenszeugen oder Versager“. Darin setzt er sich mit der katholischen Kirche und dem Nationalsozialismus auseinander. 2009 kam die vierte, wesentlich überarbeitete Auflage heraus. Zudem ergänzte Pfarrer Senninger seine Abhandlungen mit weiteren 81 Vorträgen und einer Gastvorlesung an der Uni Eichstätt. In Würdigung seiner Tätigkeit als katholischer Geistlicher wurde Senninger im März 2011 zum Monsignore (Hauskaplan des Papstes) ernannt.