Das ist der Coup: Raiffeisen Banken Parsberg und Hemau heiraten

27.10.2018, 09:44 Uhr
Das ist der Coup: Raiffeisen Banken Parsberg und Hemau heiraten

© Foto: Werner Sturm

Bei einer Pressekonferenz in der Raiffeisen-Filiale in Hemau erläuterten Vorstandssprecher Martin Reindl und Vorstand Roland Pirzer von der Raiffeisenbank Parsberg-Velburg sowie Vorstandsvorsitzender Klaus Federholzner und Vorstand Stephan Paulus von der Raiffeisenbank Hemau-Kallmünz, warum die beiden Banken ihre Zukunft gemeinsam gestalten wollen und wie das weitere Prozedere bis zur juristischen Fusion und der endgültigen technischen Zusammenführung aussieht.

"Angesichts der dynamischen Veränderungen im Finanzdienstleistungssektor ist die Verschmelzung nach der festen Überzeugung der Vorstände und Aufsichtsräte beider Kreditgenossenschaften die richtige strategische Antwort auf die künftigen Herausforderungen", so Federholzner. Es handele sich um eine Fusion identischer Herausforderungen zweier erfolgreicher Partner aus einer Position der Stärke.

Beide Banken pflegten seit vielen Jahren vertrauensvolle Kontakte. Die geschäftspolitische Ausrichtung sei sehr ähnlich, beide Häuser stünden auf einem wirtschaftlich gesunden Fundament. "Der angestrebte Zusammenschluss ist somit eine logische Fortsetzung der strategischen Unternehmensentwicklung beider Kreditinstitute", so Federholzner.

Von der größeren Einheit versprechen sich die benachbarten Genossenschaftsbanken Vorteile für alle Seiten. Vorstandssprecher Reindl aus Parsberg sagte: "Im Mittelpunkt stehen die steigenden Kundenanforderungen an eine moderne Genossenschaftsbank. Gemeinsam wird es uns leichter fallen, das zu bewahren, was beide Kreditinstitute schon heute auszeichnet, es mit noch individuelleren Angeboten und Beratungsleistungen weiterzuentwickeln und technische Innovationen zügig umzusetzen."

Mitglieder und Kunden sollen künftig ein größeres und spezielleres Beratungs- und Betreuungsangebot nutzen. Zumal sich beide Genossenschaftsbanken als leistungsstarke und verlässliche Partner der regionalen Wirtschaft und Privatkunden verstünden. Wichtiges Ziel sei dabei der Erhalt der Kundennähe. Die vorhandenen Gebäude erlaubten eine dezentrale Struktur und sicherten die Präsenz in der Region. So würden auch in Zukunft persönlicher Service, qualifizierte Beratung und schnelle Entscheidungen vor Ort gewährleistet sein.

Durch künftig vier attraktive Standorte in einem weitgehend geschlossenen Marktgebiet erhoffe man sich ferner eine höhere Schlagkraft im Warengeschäft. Mit der Betriebsgröße der "neuen" Bank sei man in der Lage, die wachsenden Herausforderungen wie Investitionen in Digitalisierung, die Auswirkungen des demografischen Wandels, Erlös- und Kostendruck oder Regulierungsdichte besser zu meistern. Man werde ein starker Partner des Mittelstandes sein. Wie die Banker betonten, werde sich an der Anzahl der Geschäftsstellen nichts ändern. Beide Kreditinstitute hätten ihre Hausaufgaben auf diesem Gebiet schon im Vorfeld der Fusion getätigt.

Für die Mitarbeiter entstehe nach den Worten der Vorstände Pirzer und Paulus durch das größere Haus ein noch attraktiverer Arbeitgeber, der interessante Entwicklungsperspektiven biete. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Man wolle die Chancen von Altersteilzeit und natürlicher Fluktuation nutzen. Die wirtschaftliche Kraft der Bank ermögliche langfristig sichere Arbeitsplätze, junge Menschen profitierten von einem starken Ausbilder. "Weil Kreditinstitute durch den Gesetzgeber in Deutschland und Europa vor immer neue Herausforderungen gestellt werden, können wir mit dem Zusammenschluss zu einer genossenschaftlichen Regionalbank diese regulatorischen Anforderungen gemeinsam besser bewältigen und durch Vermeidung von Doppelarbeiten auch Kosten senken", so Pirzer und Paulus unisono.

Bei der geplanten Fusion wollen sich die Raiffeisenbanken zeitlich nicht unter Druck setzen. Nachdem in diesen Tagen die Aufsichtsräte beider Häuser jeweils einstimmig grünes Licht für weitere Gespräche gegeben haben, werden die Vorstände auch die nächsten Schritte partnerschaftlich und konstruktiv einleiten. Die Mitglieder und Vertreter beider Banken wurden bereits schriftlich benachrichtigt, weitere Informationen folgen in regionalen Veranstaltungen Ende November. Über ein Zusammengehen entscheiden die General- beziehungsweise Vertreterversammlung beider Banken im Mai/Juni 2019. Die Genossenschaftsbank soll rückwirkend zum 1. Januar 2019 entstehen unter dem Namen Raiffeisenbank im Oberpfälzer Jura. Bis dahin werden vor allem die Mitarbeiter beider Häuser intensiv einbezogen. "Wir haben keinen Zeitdruck", sagen die Vorstände, "und wollen in dem Prozess alle Beteiligten Schritt für Schritt mitnehmen."

Mit der erfolgreichen Fusion der zwei Kreditinstitute würde eine starke genossenschaftliche Regionalbank im Oberpfälzer Jura entstehen. Das gemeinsame Institut käme aus heutiger Sicht auf eine Bilanzsumme von 850 Millionen Euro. Das Kundenanlagevermögen würde bei über einer Milliarde Euro liegen, das betreute Kundenvolumen bei 433 Millionen. Weitere wichtige Kennziffern sind elf Bankstellen, 34 000 Kunden (davon mehr als 11 000 genossenschaftliche Anteilseigner) und rund 190 Mitarbeiter. Das Genossenschaftsgebiet umfasst mit 842 Quadratkilometern in etwa das Gebiet vom Altlandkreis Parsberg plus das Gemeindegebiet von Kallmünz. Die Aufsichtsratsvorsitzenden, Roland Lehner aus Parsberg und Bürgermeister Hans Pollinger aus Hemau, werteten das Ganze als klares Bekenntnis zum ländlichen Raum. Die Fusion sei nicht aus der Not geboren, sondern aus der Verantwortung, rechtzeitige Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen.

Keine betriebsbedingten

Kündigungen geplant.

"Rechtzeitig Weichen für

die Zukunft stellen"

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