Das Landlmuseum hat lange Historie als Schulhaus

24.8.2011, 17:00 Uhr
Das Landlmuseum hat lange Historie als Schulhaus

© Toni Karg

Das Gebäude beherbergte einst die protestantische Schule, war aber nicht das erste und einzige Schulgebäude in Sulzbürg. 1861 war ein Vorgängerbau abgerissen worden. Er war nach der Reformation im Landl zu Zeiten der protestantischen Herren von Wolfstein errichtet worden und dürfte über 200 Jahren geworden sein.

Das Landlmuseum hat lange Historie als Schulhaus

© privat

Wie sehr der Zahn der Zeit daran genagt hatte, beschreibt Pfarrer Holzinger, der als Localinspector damals die geistliche Schulaufsicht über Lehrer und Schulwesen ausübte: „Das vorige Schulhaus war ein altes, im unteren Stockwerk aus steinernen, im oberen Stock aus hölzernem Fachwerk bestehenden Wänden errichtetes Gebäude, in dessen unteren Räumen sich die Schul-Localitäten befanden“ – ein Schulzimmer für alle Schüler.

Im Gebäude hatte noch ein Stall Platz, in dem der Schulmeister Milchkühe halten konnte, die aber auch als Zugtiere zur Bewirtschaftung von einem Tagwerk Acker und zwölf Dezimal Wiesen dienen mussten. Im oberen Fachwerkstockwerk hatte der Lehrer und Cantor seine Wohnung.

Unterricht im Stall

Als dem Schulmeister auf Grund der Zunahme der Schülerzahl 1834 noch ein Schulgehilfe zur Seite gestellt wurde, wurde der Stall in ein Schulzimmer umgebaut. „Rechts befand sich die Oberclasse, links die Elementarclasse. Das Schulzimmer der Oberclasse war ein feuchter, dumpfiger, gewöhnlich wenig beleuchteter Raum, dabei ungesund und unräumlich. Schon längst war das Unpractische und Ungesunde dieses veralteten, unschönen Gebäudes anerkannt und die Nothwendigkeit einer Abhilfe angedeutet.“, nimmt Pfarrer Holzinger kein Batt vor den Mund.

Nach vierjährigem zähem Ringen mit den umliegenden Dörfern war man sich endlich einig. „Nachdem das alte Schulhaus von den Bewohnern geräumt und die Cantorsfamilie (Johann Georg Kleemann) bei dem hiesigen Wagnermeister Weichselbaum und der Schulgehilfe bei einer jüdischen Familie untergebracht waren; nachdem auch für den Unterricht ein Zimmer im oberen Stock des Pfarr-Hauses ausersehen und gegen Entschädigung für die Zeit des Schulhausbaues überlassen war und man die Anordnung getroffen hatte, daß die Schüler der Oberclasse von vormittags 6–9 Uhr und die Elementarclasse von 9–12 Uhr unterrichtet würden, fing der Bau-Accordant, Maurermeister Joseph Löll im Monat März 1861 mit dem Abbruch des alten Schulhauses an.“ Schon am 9. April 1861 wurde die Grundsteinlegung gefeiert.

„Vom schönsten Wetter begünstigt, schritt der Bau gedeihlich vorwärts und erhob sich aus der Tiefe, als am 13. Mai 1861 abends 5 Uhr ein fürchterliches Hagelwetter über Sulzbürg und mehrere benachbarte Ortschaften hereinbrach, das ½ Stunde lang den Hagel in der Größe von Taubeneiern in größter Menge über den hiesigen Markt und die umherliegenden Fluren herabschüttete, so daß brausend die Wasserfluthen von den Höhen herab durch die Straßen stürzten, viele Häuser beschädigten, während der Hagel die Feldfrüchte zerstört hatte. In der Kellertiefe des Schulhauses stand das Wasser mehrere Schuh hoch.“ Doch für den 22. Juni 1861 konnte bereits zum Richtfest eingeladen werden. Und Mitte Oktober 1861, nach sechs Monaten Bauzeit, war das Schulhaus bezugsfertig und man meinte, für alle Zeiten ausgesorgt zu haben.

Hätten die Sulzbürger die schon 1827 erschienenen Ratschläge eines Schulinspektors Zeller gekannt und beachtet, wäre ihnen einiges erspart geblieben. „Das Schulhaus soll so gebaut sein, daß auf die zunehmende Bevölkerung der Gemeinde, also auch der Schule, gehörige Rücksicht genommen werde, daß man sich also beim Bauen schon erinnere, eine Gemeinde pflege sich im Durchschnitte in fünfzig Jahren wenigstens um ¼ zu vermehren, und ein Schulzimmer, das jetzt für 100(!) Kinder groß genug ist, müsse nach fünfzig Jahren wenigstens 125 Kinder fassen.“

So war schon nach 26 Jahren auch in Sulzbürg ein dritter Schulsaal notwendig. Man musste den Dachstuhl abbauen und ein weiteres Stockwerk aufsetzen. Mit einigen kleineren und größeren Schönheitsreparaturen und Modernisierungen tat es 106 Jahre lang als protestantische Schule seinen Dienst. 1970 zog das von Kurt Wappler 1954 gegründete Landlmuseum ein, das somit 57 Jahre besteht.

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