Deftige Geschichten und alte Instrumente

26.10.2009, 00:00 Uhr
Deftige Geschichten und alte Instrumente

© Piehler

Die erste Geschichte handelte von den Bauersleuten Vinzenz und Margaret, die aus lauter Neugier auch einmal das nachbarliche Baderhaus besuchen wollten, um zu sehen, wie’s da zugeht.

Nachdem am Morgen der Kessel fürs warme Badewasser kräftig angeheizt wurde, läuft der Lehrbub durch Kastl mit den Worten: «’S Bad is angericht, das is eine Wohltat für Körper und Gesicht - also zauderst nicht.»

Magd im Zuber

Die beiden Bauersleut gehen also in die Baderstube und es endet, wie es enden muss. Die Margaret erwischt ihren Vinzenz in trauter Zweisamkeit im Badezuber mit der Bademagd. Das war dann das Aus für bäuerliche Hygienebemühungen. Die amouröse Geschichte wurde plastisch als Schattenspiel vorgeführt.

Heilpraktiker Helmut Umlauf aus Amberg hatte einige Utensilien mitgebracht, wie sie früher vom Bader verwendet wurden und auch auch heute noch teilweise in der alternativen Medizin Verwendung finden.

Grundlage der damaligen Medizin war das Ausleiten oder Ableiten von Körpersäften, damit im Körper wieder ein inneres Gleichgewicht entsteht. Dazu wurden Blutegel gesetzt, blutig oder unblutig geschröpft (ein Vakuumglas angesetzt) oder ein Aderlass mit dem so genannten Schnepper durchgeführt.

Vor allem die Blutegelmethode mit medizinischen Blutegeln, die im Körper durch ihr Sekret eine Blutverdünnung erreichen, hilft heute noch bei Geschwülsten, Blutergüssen, Krampfadern oder Rheuma. Ein mutiger Besucher ließ sich ein Schröpfglas ansetzen und wurde vom Publikum mit großem Applaus bedacht.

Über seinen beruflichen Werdegang vom Lehrling zum Friseurmeister erzählte Albert Fromm. Als Bub wollte er eigentlich Mechaniker, aber viel lieber noch Metzger werden. Freilich war er ziemlich schmächtig und der Berufsbrater meinte: «Da geht doch die Sau mit dir spazieren.»

Also wurde Albert Friseur, lernte zuerst in Amberg und später in Hirschau und wollte danach eigentlich Schiffsfriseur werden. Bei der Hapag Lloyd in Hamburg hatte er schon einige Zeit angeheuert.

Bei einem Heimaturlaub traf er eines Tages mit Fritz Starke zusammen, dem damaligen Kastler Boder, der einen Nachfolger suchte, da er eine Stelle als Berufsschulfachlehrer antreten wollte.

Nach einigen «Irrungen und Wirrungen» kam der Albert schließlich als Friseurmeister nach Kastl, pachtete zuerst das Boderhaus, kaufte es schließlich und renovierte und sanierte es mit viel Liebe.

«Fünf auf einen Streich beim schnellsten Boder der Welt», hießt der Rekordversuch. Fünf Männerköpfe mussten auf Zeit eingeseift und rasiert werden. Dazu wurde eigens ein Rasierbrett entwickelt, in das die Köpfe der zu Rasierenden fest eingespannt wurden.

Als der Boder so richtig voll bei der Arbeit war, ging die Feuerwehrsirene los und einige der gerade Eingeseiften mussten als aktive Feuerwehrler zum Einsatz und der Rekordversuch musste abgebrochen werden.

So ganz korrekt und ernst gemeint war der «Rekordversuch für das Guinnessbuch» sowie so nicht, da die «Opfer» sehr schnell merkten, dass sie nicht mit Rasierschaum, sondern mit Schlagsahne eingeseift wurden.