Der Mauersegler hat Hunger

15.5.2019, 10:59 Uhr
Der Mauersegler hat Hunger

In ihren Brutgebieten angekommen, werden die Flugkünstler jedoch gleich mit zwei Problemen konfrontiert: "Den reinen Insektenfressern macht nicht nur der zunehmende Insektenmangel schwer zu schaffen, als Gebäudebrüter mangelt es ihnen zunehmend auch an geeigneten Nistplätzen", sagt LBV-Mauerseglerexpertin Lorena Heilmaier. Seit 2016 sind die Mauersegler deshalb in der Roten Liste bayerischer Brutvögel sogar in der Kategorie "gefährdet" eingestuft.

Mauersegler ernähren sich ausschließlich von Insekten. "Bereits die Küken werden ungefähr einmal pro Stunde mit einer haselnussgroßen Futterkugel aus Insekten gefüttert", sagt Lorena Heilmaier. Durch aufgeräumte Gärten, exotische Zierpflanzen und Spritzmittel gibt es im Umfeld der Gebäudebrutplätze immer weniger Insekten in der Luft für die rasanten Flugjäger.

Bunte Blumenwiesen

Die Mauersegler müssen dadurch weite Strecken fliegen, um die Schnäbel ihrer Küken zu füllen. Das kostet Zeit, und die ist während der Brutsaison äußerst knapp. So gelingt es ihnen immer seltener, alle Küken großzuziehen.

Um den Vögeln wieder eine gute Nahrungsgrundlage zu bieten, müssen die Städte naturnaher werden. "Um die Biodiversität auf städtischen Grünflächen zu erhöhen, ist es ratsam, die Vielschnittrasen in Blumenwiesen mit heimischem Saatgut umzuwandeln – das sieht noch dazu schön aus", so die LBV-Biologin.

Auch in Privatgärten und auf Balkonen lässt sich viel für die Insekten- und damit auch die Vogelwelt tun. Ideal sind heimische Stauden, deren Fruchtstände über den Winter stehen bleiben. Viele Sämereien fressende Vögel haben so lange Zeit, etwas zu fressen, und die Insekten einen möglichen Überwinterungsplatz. Kleine Totholzecken und der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel fördern ebenfalls die Vielfalt.

Neben der erschwerten Futtersuche kämpfen Mauersegler auch mit der Suche nach einem Brutplatz. "Die Vögel brüten in kleinen Nischen hoch oben an Gebäuden. Werden diese Hohlräume verschlossen, verlieren die ortstreuen Vögel ihren Brutplatz oder die Brut", so Heilmaier.

Nische am Neubau

Die Mauersegler verbringen nur etwa drei Monate im Jahr in Bayern. Umso wichtiger ist es, dass sie ihre alten, angestammten Brutplätze jährlich wieder benutzen können. Da die Suche nach Alternativen Zeit kostet, stehen Mauerseglerbrutplätze auch deshalb ganzjährig unter Schutz.

Ein weiteres Problem: die energetische Außenhülle vieler Neubauten bietet den Mauerseglern kaum Unterschlupf. Der LBV empfiehlt daher, dass bereits bei der Planung von Gebäuden Quartiere für Gebäudebrüter berücksichtigt werden. "Es ist wichtig, dass auch andere Städte dem Münchner Vorbild folgen und Gebäudebrüternistplätze an Neubauten verbindlich vorschreiben", fordert Lorena Heilmaier. Unterstützung bekommen die Gebäudebrüter durch das vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderte LBV-Projekt "Der Spatz als Botschafter der Stadtnatur", das sich intensiv für die Belange gebäudebrütender Vogelarten einsetzt.

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