Der Tüftler im Museum Lothar Fischer

4.4.2020, 10:16 Uhr
Der Tüftler im Museum Lothar Fischer

Und welches sind die "Museumsschätze" dort, die sie lieben, hüten, verwalten, transportieren? Auch wenn das MLF – wie alle anderen Museen – geschlossen ist, haben die NN einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

Was viele Museumsbesucher wahrscheinlich nicht wissen: Es gibt im Museum Lothar Fischer ein Heinz-Erhard-Team. Zwar nicht im Andenken an den Komiker von Film, Funk und Fernsehen aus den 50er-, 60er-Jahren. Sondern es sind Heinz und Erhard, ohne die keine Ausstellung hin- und weggeräumt werden könnte: Heinz Platschek und Erhard Seitz.

Seitz war bis zu seiner Pensionierung im Vermessungsamt tätig, sagt über sich selbst, dass er praktisch veranlagt sei, aber auch ein Faible für die Kunst hat: für die Bildende, aber auch für die Musik – er spielt Bassklarinette im Symphonischen Blasorchester Parsberg.

Und ihm gefällt es besonders, wenn er bei den drei Auf- und Abbauten im Jahr interessante Künstler kennenlernt. Oder tüfteln muss, wie man deren metergroßen Werke am besten aufhängt und aufstellt (wie kürzlich bei der Graubner-Ausstellung). Dafür hat Seitz im MLF eine besonders gute Bohrmaschine angeschafft und einen Werkstattwagen mit Dübeln, Schrauben, Bohrern bestückt. Seit es den "Verein der Freunde des Museums Lothar Fischer e. V." gibt, ist er dabei: ein wirklich guter Kunst-Freund.

"Unglaubliche Atmosphäre"

Seit damals kennt er auch diese acht Figuren, die "Enigma-Variationen" heißen und die ihn schon immer besonders beeindruckt haben: "Die natürliche Beleuchtung, die weiß gehaltenen Figuren in Beziehung zu den weißen Wänden schaffen eine unglaubliche Atmosphäre", sagt Seitz.

Für den Meßberghof in Hamburgs Kontorhausviertel sind die Bronze-Originale gedacht gewesen, Ersatz für ursprüngliche Sandsteinskulpturen, und Lothar Fischer hatte den Wettbewerb dafür gewonnen.

Der Tüftler im Museum Lothar Fischer

© Foto: Erhard Seitz

Seitz ist fasziniert von den Neumarkter Styropor-Figuren: "Man findet ganze Lebensgeschichten in ihnen. Sie scheinen immer etwas zu geben oder zu nehmen, haben ein Kind oder ein Tier in den Armen." Wenn Platschek und Seitz Ausstellungen ein- und umräumen, haben sie meistens nicht die Zeit, die Fischer-Werke der Dauerausstellung mal wieder genau anzuschauen.

Deshalb setzt sich Seitz manchmal in Ruhe hin, um über die Rätsel-Variationen nachzudenken. Was sie dem Betrachter für ein Rätsel aufgeben, das hat nicht einmal Lothar Fischer gewusst, und Seitz verweist auf einen Brief, den der Künstler an den Hamburger Denkmalschützer Luis Moreno-Fernandez 1997 geschrieben hat: "Ich nenne die Figurenreihe also Enigma-Variationen. Rätsel deshalb, weil ich selbst nicht weiß, was die Figuren darstellen, bedeuten, tun oder in der Hand haben."

 

Verborgene Melodie

 

Und so wollte es Fischer denn auch gar nicht, dass diese "Figuren" "inhaltlich-literarisch-sinnig" aufgeladen würden. Das macht Seitz denn auch nicht: "Für mich ist das Schöne daran, die Figuren weiter zu erfinden, ob einzeln oder als Gruppe."

Was Seitz nicht wusste: Der englische Spätromantiker Edward Elgar (1857-1934) hat sein bedeutendstes Orchesterwerk auch "Enigma-Variationen" genannt, diese wurden 1899 in London uraufgeführt. Auch hier durchzieht eine verborgene Melodie wie ein Rätsel das gesamte Werk.

Allerdings: ganz im Gegensatz zu Fischer wollte Elgar mit jeder Variation einen Freund schildern – und ganz zu Beginn seine Gattin Alice. Also hat Seitz jetzt noch was Neues zu entdecken, und das gefällt ihm: "Immer nur Mozart wird mir zu fad."

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