Die ersten Absolventen der Berufsaufbauschule Neumarkt haben sich getroffen

8.8.2019, 09:50 Uhr
Die ersten Absolventen der Berufsaufbauschule Neumarkt haben sich getroffen

Es handelte sich um einen ganz neuen zweiten Bildungsweg in Bayern. Der Unterricht an der Berufsaufbauschule (BAS) in Neumarkt hatte 1969 mit zunächst rund 80 Schülern begonnen, darunter nur ganz wenige Frauen.

Davon hielten nur 29 junge Männer im Alter von 18 bis 29 Jahren bis zum Abschluss durch und bekamen am 19. Juli 1969 vom damaligen Schulleiter, Oberstudiendirektor Träger, die Zeugnisse überreicht.

Aufs Gymnasium oder Ausbildung

Sie erwarben die Fachschulreife, die der Mittleren Reife gleichgesetzt war. Danach konnten sie entweder – nach einer Aufnahmeprüfung – in die siebte Klasse eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums übertreten oder eine Ingenieursausbildung machen, die höhere Handelsfachschule besuchen oder in der Verwaltung arbeiten. Eine weitere Möglichkeit war die Berufsoberschule, die es bereits in Nürnberg gab.

Der Grund für den großen Schwund: Im ersten und zweiten Schuljahr der gewerblich-technischen Berufsaufbauschule besuchten die Schüler, die alle schon eine Lehre hinter sich hatten, neben ihrer 40- oder mehrstündigen normalen Arbeitszeit wöchentlich an einem Abend und am Samstag acht Stunden Unterricht.

Der Unterrichtsplan gliederte sich auf in je zwei Stunden Deutsch, Englisch und Mathematik sowie je eine Stunde Physik und Geschichte. Das bedeutete weniger Freizeit, dafür umso mehr Lernen. Das dritte BAS-Jahr war ein Vollschuljahr mit 33 Wochenstunden. Das hieß, der erlernte Beruf musste aufgegeben werden, der Verdienst fiel weg.

"Das war ein erheblicher Aufwand neben der Arbeit", erinnert sich Helmut Rauscher, der damals unter den ersten BAS-Absolventen war und als einer der Besten abschloss. Der gebürtige Dietfurter war mit drei Geschwistern aufgewachsen. "Mein Vater konnte sich die Fahrtkosten nach Neumarkt zum Gymnasium nicht leisten." Die Folge: Helmut Rauscher ging zur Volksschule und lernte anschließend Industriekaufmann bei der Firma Pfleiderer. Die BAS war für ihn und viele andere junge Leute vom Land, darunter Handwerker, Facharbeiter, Landwirte und Kaufleute, die Chance weiterzukommen. Rauscher schaffte es: Bis 2001 war er Finanzvorstand bei Pfleiderer.

Theo Nutz war ebenfalls dort

Auch andere bekannte Persönlichkeiten aus der Stadt und dem Landkreis Neumarkt sind BAS-Absolventen, zum Beispiel der Architekt Theo Nutz, der Regisseur und Drehbuchautor Josef Rödl oder der Schulleiter Reinhold Hornauer. "Eigentlich sind wir alle was geworden", sagt Rauscher.

Entsprechend viel gab es bei dem Treffen nach 50 Jahren, das von Sepp Liebig organisiert worden war, zu erzählen. Die 22 Männer – zwei waren krank, fünf sind schon gestorben – besichtigten ihr altes Klassenzimmer in der Weinberger Straße, wo früher die gewerbliche Verbandsberufsschule war, an die die BAS angegliedert war. Anschließend wurde im Berggasthof Sammüller gefeiert. "Wir waren und sind immer noch eine tolle Gemeinschaft", freute sich Rauscher.

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