Neue Konditionen zum 1. Januar

Die Gaspreise explodieren, nur in Neumarkt nicht

26.11.2021, 19:15 Uhr
Zum 1. Januar steigen die Gaspreise.

© imago images/Panthermedia/filmfoto, NN Zum 1. Januar steigen die Gaspreise.

Norbert G. staunte nicht schlecht, als er kürzlich einen Brief von seinem Energieversorger öffnete: Eine Kilowattstunde Gas wird ab Januar 2022 doppelt so viel kosten - 9,8 Cent statt 5,4 Cent. Der Familienvater aus dem Landkreis Neumarkt rechnete aus, dass er pro Monat 100 Euro mehr berappen muss, um seiner vierköpfigen Familie ein warmes Heim zu bieten. "Ich bin total erschrocken", gesteht G.

Ein Wechsel des Anbieters kann sich lohnen, weiß er aus den Vorjahren. Über die einschlägigen Vergleichsportale im Internet suchte er Jahr für Jahr den günstigsten Tarif. Diesmal dann der Schock: Die Gaspreise bei Neuverträgen lagen zwischen 11 und 14 Cent pro kWh. Einige Anbieter nahmen gar keine Neukunden mehr auf. Norbert G. war ratlos.

In der Zeitung stieß er schließlich auf eine Annonce der Neumarkter Stadtwerke. Auch sie gaben bekannt, dass ihre Kunden ab 2022 tiefer in die Tasche greifen müssen. In Norbert G.s Fall - seine Familie benötigt im Jahr 30.000 kWh - beträgt die Preisanpassung allerdings "nur" 1,79 Cent pro kWh (rund 30 Prozent mehr).

Einkauf auf lange Sicht

So wie Norbert G. ergeht es derzeit vielen Gaskunden aus dem Landkreis. Und nicht wenige entscheiden sich für einen Neuvertrag bei ihrem Grundversorger; im Landkreis Neumarkt sind das die Stadtwerke (SWN), in der fränkischen Nachbarschaft die N-Ergie Nürnberg. "Es kommen viele auf uns zu, wir wachsen derzeit mehr als üblich", bestätigt Dominique Kinzkofer, der Geschäftsführer der Stadtwerke Neumarkt und erklärt, warum das so ist.

Anders als die Mitbewerber aus dem Internet kaufen Grundversorger ihr Gas viele Jahre im Voraus ein. "Wir schließen Terminverträge bis zu drei Jahre im Voraus ab", erklärt Kinzkofer. Das sorgt für eine "Glättung" der Preise, große Schwankungen lassen sich so vermeiden - auch für den Verbraucher.

Internet-Anbieter, die mit Boni und günstigen Preisen im ersten Jahr locken, kaufen kurzfristig ein. Diese Taktik geht auf, solange die Preise niedrig und stabil sind. Im Falle eines explosionsartigen Anstiegs, wie im laufenden Jahr, bleibt nur das Drehen an der Preisschraube - und das nicht zu knapp.

Sonderkündigung zum Jahresende

Norbert G. hat seinem bisherigen Anbieter zum Jahresende gekündigt - im Fall einer Preissteigerung steht ihm dieses Sonderrecht zu. Auch ohne einen Neuabschluss stehen er und seine Familie nicht ohne Warmwasser und Heizung da: Der Grundversorger muss jeden in seinem Versorgungsgebiet aufnehmen, das ist gesetzlich so geregelt. Bei Vertragsabschluss verbessern sich die Konditionen deutlich.

Um Kunden wie Norbert G. aufzufangen, haben die Stadtwerke Neumarkt mehr Gas eingekauft. "Wir sehen der Situation gelassen entgegen, wir können noch Kunden aufnehmen", sagt Kinzkofer. Und das sogar über die Landkreisgrenze hinaus, bis nach Nürnberg sorgen die SWN für warme Stuben.

Wie entwickelt sich der Gaspreis?

In den vergangenen drei Jahren hielten die Stadtwerke den Gaspreis für ihre Kunden stabil, zuvor, in den Jahren 2015 bis 2017, hatten sie sogar Senkungen weiter gegeben. Aktuell befindet sich der Gaspreis am Markt "immer noch auf einem sehr hohen Niveau", beurteilt Kinzkofer. Langfristig erwartet er, dass sich die Preise normalisieren.

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