Ehepaar macht aus verfallenem Wohnstallhaus ein Prunkstück

19.8.2017, 14:01 Uhr
Ehepaar macht aus verfallenem Wohnstallhaus ein Prunkstück

© Sturm Helmut

Die beiden haben das Potential einer Bruchbude, eines früheren einfachen Wohnstallhauses in Plankstetten, als die Grundlage ihres Glücks erahnt. Mit einem unvorhersehbar großen Aufwand, reichlich fachlicher Unterstützung durch die Untere Denkmalschutzbehörde und die Begleitung des Architekturbüro Kühnlein aus Berching bei der Planung und Umsetzung des Projektes haben sie Beeindruckendes geschaffen. Sie haben aus einem dem Verfall preisgegebenen Gebäude ein Schmuckstück gemacht, auch das Gartengelände passt dazu. „Die Planung hat meine Frau gemacht, ich habe nur die großen Löcher gegraben“, sagt Kollinger.

Schlechter Zustand

Für diese gelungene Sanierung des baufälligen Wohnstallhauses nebst Grundstück erhält das Ehepaar Kollinger im Herbst den bayerischen Staatspreis. Landrat Willibald Gailler und Berchings Bürgermeister Ludwig Eisenreich gratulierten dem Paar.

Einfach war es nicht. Das Haus wollte keiner kaufen. Es war in einem erbärmlichen Zustand. Kein Strom, kein Gas, kein Wasser und auch kein Abwasser. An das ursprüngliche Haus von 1730 war ein Holzschuppen angebaut. Und innen muffelte es nach Verfall. Mit ein paar Eimern Farbe war das nicht getan, das war den Eheleuten Kollinger von Anfang an klar, es ging darum, den „Verfall des Hauses zu stoppen“. Knapp zwei Jahre wurde mit dem Architekten und den Denkmalschützern geplant, untersucht und um eine tragbare Lösung gerungen.
„Die Phase, als wir das Haus nur als Wochenendlösung nutzen wollten, war schnell vorbei.“ Die emotionale Bindung an das Fleckchen Erde mit dem kleinen, alten Bauernhaus wuchs mit jeder Schaufel Schutt und Dreck, den sie entfernten. Interessante Entdeckungen und Überraschungen blieben dabei nicht aus.
In den fast 300 Jahren seiner Existenz durchlief das Haus starke bauliche Veränderungen. Errichtet wurde es als Fachwerkbau in typisch Oberpfälzer Art. 100 Jahre später wurden die Holzanteile durch Steine ersetzt, Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein Stall für Kleingetier angebaut. So wurde das Gebäude zu einem Anwesen für Kleinbauern, einem „Einfirsthof mit Steildach“. Die Familien lebten auf ganz engem Raum mit den Tieren und der Wärme, die diese abgaben, unter einem Dach.
Die größte Überraschung in dem mit einfachsten Mitteln erbauten Haus war eine etwa 300 Jahre alte Balkenbohlendecke in der guten Stube. Sie war irgendwann einmal verputzt worden. Die Raumhöhen mussten durch Ausgraben des Bodens erhöht werden, die Räume wurden von der Nutzung her umgewidmet: Der frühere Stall ist heute ein Badezimmer.

Moderner Holzanbau

Das Dach musste gänzlich erneuert werden und der Bretterstadl war aus Denkmalsicht „weniger wertvoll“, sodass er abgerissen werden konnte und durch einen sich einfügenden, modernen Holzanbau mit großen Fenstern ersetzt wurde. Aus dem ursprünglich geplanten Wochenenddomizil wurde der Hauptwohnsitz. Teresa Wiechová und Armin Kollinger wohnen jetzt auf 150 Quadratmetern. Im Erdgeschoss finden sich die Wohnräume und oben haben das Schlafzimmer und ein lichtdurchfluteter Arbeitsbereich für das Ehepaar Platz gefunden.
Mit dem neu gestalteten Gartengelände und dem Haus, das sein typisches Gesicht behalten durfte, ist ein wahres Schmuckstück entstanden, sind sich Hausbesitzer, Architekt und Denkmalschützer einig.
„Denkmalschutz heißt für mich nicht nur, Altes zu bewahren, sondern Altes für eine weitere Nutzung zu ertüchtigen“, so Architekt Michael Kühnlein. „Durch die Erweiterung des Ursprungshauses um den modernen Holzanbau hat nichts gelitten, aber alle haben gewonnen.“

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