Ein Brander, der für Europa brennt

28.4.2019, 16:07 Uhr
Ein Brander, der für Europa brennt

Ja, wenn Christian Doleschal denn auch am 26. Mai tatsächlich ins Europaparlament gewählt wird. Vor fünf Jahren verpasste er auf Listenplatz 9 der CSU-Europaliste noch den Einzug. Jetzt erbt er schon einmal den fünften Platz von Albert Deß. "Die Kandidaten auf den ersten vier Rängen machen alle weiter", sagt Doleschal. "Deshalb war Platz fünf auch hochumstritten. Die Oberpfälzer CSU hat sich aber durchgesetzt."

Seit 2004 war Agrar-Experte Albert Deß "unser Mann in Brüssel" – sowie in Straßburg. Nun muss sich Neumarkt an ein Dasein ohne eigenen Europapolitiker gewöhnen. Für Deß will nun ein junger Mann in die Bresche springen. Und zudem ein geeigneter, wie CSU-Bezirksvorsitzender Albert Füracker betont: "Er kommt aus Brand ganz im Norden der Oberpfalz – und brennt für Europa."

Es ist nicht nur seine Heimat in der Mitte Europas, wo er schon mit 19 in den Gemeinderat gewählt wurde, und die Nähe zur tschechischen Grenze, die Doleschal für die EU brennen lässt. Die Familie seines Großvaters sei nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Sudetenland vertrieben worden, erzählt der Kandidat.

Gefährdete Selbstverständlichkeit

Deshalb sei ihm auch der Wert der langen Friedenszeit in Mitteleuropa und die Bedeutung des Einigungsprozesses hierfür stets bewusst. "Für junge Menschen ist das heute eine Selbstverständlichkeit, und so soll es auch bleiben." Mit Christian Doleschal möchten die Christsozialen auch die jüngere Generation an die bei Europawahlen bisher nur spärlich gefüllten Urnen bringen. Am 26. Mai gehe es um viel, denn die Gegner der EU bliesen zum Sturm auf Brüssel: "Es wird die wichtigste Europawahl, die wir je hatten", sagt Doleschal. Deshalb möchte er besonders seine Generation dazu motivieren, die Stimmen nicht zu verschenken. Also wählen zu gehen und das Kreuz bei einer Partei mit freiheitlich-demokratischer Ausrichtung zu machen; für ihn am liebsten bei der CSU, natürlich.

Bei der Flüchtlingspolitik liegt Doleschal ganz auf der Linie seiner Partei: "Fluchtgründe vermeiden ist der beste Weg." Humanität ja, aber auch ein geordnetes Verfahren und, wo abgelehnt, eine ordentliche Rückführung. In der Umweltpolitik stehe er für Ressourcenschonung und Plastikvermeidung, aber im Einklang mit der Ökonomie. Was ihm Hoffnung macht: "Die Jungen schauen ganz anders auf die Nachhaltigkeit. Da wird ein Umdenken stattfinden."

Groß Gedanken, in welcher Weise sich sein Leben ändern würde, wenn er zwischen Brüssel, Straßburg und der Oberpfalz pendelt, hat sich der verheiratete Jurist, angestellt bei einem Bayreuther Bauunternehmen, noch keine gemacht. Für die heiße Phase des Wahlkampfs hat er Urlaub genommen. Nun folgt Termin auf Termin: "Ich hab gar keine Zeit, mir darüber einen Kopf zu machen."

Söder und Stoiber kommen

Auch den wilden Westen der Oberpfalz wird Christian Doleschal in den nächsten vier Wochen beackern. Am 9. Mai mit Edmund Stoiber in Parsberg und am 21. Mai mit Markus Söder in Oberbuchfeld. Am 13. Mai kommt CSU-Spitzenkandidat Manfred Weber nach Amberg. Der Niederbayer könnte Präsident der EU-Kommission werden. Eine "historische Chance für Bayern und die CSU", findet Marco Gmelch, Vorsitzender des CSU Stadtverbands und Gastgeber des Frühstücks mit Doleschal.

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