Eine schöne Überraschung an der Wand

30.3.2012, 10:00 Uhr
Eine schöne Überraschung an der Wand

© nas

Ein drittes Bild dürfte nach den Worten des Experten von Maria Theresia Asam und ihrem Sohn Egid Quirin Asam gemalt worden sein.

Eine schöne Überraschung an der Wand

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Von 1708 bis 1710 wohnten, lebten und arbeiteten die Asams in Breitenbrunn in einem Haus am Marktplatz, vermutlich im ehemaligen „Reindl-Haus“ und späteren Kaufhaus Ferstl.

Die Erkenntnisse von Friedrich Fuchs, die der Kunsthistoriker jetzt bei einem Vortrag in Breitenbrunn einem großen Publikum präsentierte, stellen eine große Überraschung dar. Bisher war man nämlich davon ausgegangen, dass in Breitenbrunn nichts mehr von den Asams vorhanden ist.

Intensive Recherchen

Fuchs hatte für seinen Vortrag intensive Recherchen durchgeführt, wobei er eher durch Zufall auf die Porträtbilder stieß. Eines davon zeigt Ferdinand Lorenz Xaver von Tilly (1666–1724), an den noch heute viele Bauten im Marktflecken erinnern, zum Beispiel die Erweiterung der Sebastianskirche und der Neubau des Langhauses der Pfarrkirche.

Was der Kunsthistoriker zum zweiten Porträt ausführte, war die nächste große Überraschung. Bisher war man davon ausgegangen, dass es sich bei der abgebildete Adeligen um eine italienische Prinzessin handelt. Fuchs beschäftigte sich eingehend mit dem Bild und mit den auf der Rückseite befindlichen schriftlichen Hinweisen. So konnte er recht schlüssig nachweisen: Es handelt sich um Anna Antonia, geborene von Fürstenberg, Gräfin zu Aspermont-Lynden (gest. 1747). Die war die Ehefrau von Claude von Tilly (gest. 1723), Gouverneur von Maastricht und Oberkommandierender der Armee der Generalstaaten. Damit ist ein weiteres Rätsel geklärt und Fuchs sorgte für Überraschung Nummer drei: Die beiden Porträts stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Ahnengalerie des ehemaligen Schlosses Helfenberg bei Lengenfeld. Eingehende Vergleiche mit dem Bildnis von Gräfin Maria Anna Katharina von Tilly-Montfort (gest. 1744), das beim Winklerbräu in Lengenfeld zu sehen ist, hätten diese Annahme eindeutig untermauert.

Das dritte Bild im Rathaus hatte nach den Worten des Experten einst seinen Platz in der Kastelmühlkapelle. Es zeigt eine Madonna, getragen von Engeln und schwebend über einer Landschaft: Eine Nachbildung des berühmten Gnadenbildes Maria hilf. Intensive Abgleiche mit den Altarbildern in der Kirche St.-Egidius in Harenzhofen bei Velburg, die nachweislich in der Werkstatt der Asams in Breitenbrunn entstanden sind, führten zum Ergebnis, dass das auf das Jahr 1713 datierte Bild von Maria Theresia Asam, der Ehefrau von Hans Georg Asam, und ihrem Sohn Egid Quirin Asam gemalt worden sein dürfte.

Auch Bürgermeister Josef Kellermeier war von den Erkenntnissen des Kunsthistorikers Dr. Friedrich Fuchs zu den Bildern und zu dem Porträt von Anna Antoni Gräfin zu Aspermont-Lynden überrascht. „Damit wird ein wichtiger Teil der Geschichte von Breitenbrunn neu beleuchtet und wir werden die Bilder in Ehren halten“, sagte er.

Ein Wanderkünstler

Franz Kraus hatte den Kunsthistoriker übrigens zu dem Vortag eingeladen. Der Lehnersaal war voll und Fuchs berichtete vom Leben des „Wanderkünstlers“ Hans Georg Asam und seiner Familie: Geboren am 12. Oktober 1649 als Sohn des Klosterbräuwirts in Rott am Inn, war Hans Georg Asam ein sehr bedeutender Deckenmaler des Barock. Hans Georg Asam und seine Frau Maria Theresia hatten gemeinsam neun Kinder, von denen zwei das künstlerische Erbe des Vaters fortsetzten: Cosmas Damian Asam, und Egid Quirin Asam sollten später zu den gefragtesten Künstlern der europäischen Barockkultur zählen.

In Breitenbrunn sollte Hans Georg Asam für eine von Tilly gestiftete Kapelle einen Altar fassen und Stuckarbeiten ausführen. Bei der Kapelle dürfte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Sebastianskirche gehandelt haben.

Am 4. März 1711 starb Hans Georg Asam in Sulzbach, danach löste

sich die Familie auf. Maria Theresia Asam starb am 14. März 1719 in München.

 

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