Eine Zitterpartie: Heiraten während der Corona-Krise

13.5.2020, 11:53 Uhr
Eine Zitterpartie: Heiraten während der Corona-Krise

© Foto: Barbara Gindl, AFP

Jasmin und Markus Meier haben einen Schlussstrich gezogen. Eigentlich wollte das junge Paar aus der Gemeinde Berg im Juli dieses Jahres kirchlich heiraten, mit feierlicher Trauung und einem rauschendem Fest mit Freunden und Familie. "Wir haben unsere Hochzeit abgesagt", erzählt die 33-Jährige. Die Enttäuschung ist ihr anzuhören.

Lange haben die Meiers diese Entscheidung vor sich hergeschoben, immer wieder gewartet, was Kanzlerin Merkel und Ministerpräsident Söder bekanntgeben. Letztlich war es aber vor allem die Angst davor, dass die Stimmung an ihrem großen Freudentag distanziert und getrübt sein könnte. "Selbst, wenn die Beschränkungen weiter gelockert werden, das wird wohl noch eine Weile in den Köpfen der Leuten hängen", glaubt Jasmin Meier.

Hochzeitsgäste zeigten Verständnis

Die Hochzeitsgäste reagierten mit Verständnis auf die Absage. Ärger gab es hingegen mit dem Gasthaus, wo die Hochzeitsgesellschaft essen, trinken und bis in die Nacht tanzen wollte. "Das wird wohl über unseren Anwalt laufen", sagt Markus Meier. Denn obwohl das Paar den Wirt zeitnah über die Planänderung informiert hat, verlangt er eine Anzahlung in vierstelliger Höhe. Sein Argument: Wenn eine Reservierung platzt, entgeht ihm der eingeplante Gewinn, den er kurzfristig nicht anderweitig kompensieren kann.

"Da wird er keine Chance haben", sagt Ludger Wilma. Er ist der Inhaber von "Brot und Spiele", ein Catering- und Schulverpflegeservice in Postbauer-Heng. Wilma kennt die Gesetzeslage und appelliert vor allem an den gesunden Menschenverstand: "Man kann über alles reden, es wird sich eine Lösung finden." Die Corona-Krise hat seine Firma mit voller Wucht getroffen: Von einem auf den anderen Tag rauschte der Umsatz in den Keller, "auf Null", wie er sagt.

Einige wenige Hochzeiten im "Loft" gegenüber des alten Kago-Geländes stünden dieses Jahr noch im Kalender, die allermeisten aber sind auf 2021 verschoben oder abgesagt worden. Dafür hat der Gastronom durchaus Verständnis, denn "wer will schon eine Hochzeit mit Mundschutz feiern?".

Wie geht es für private Feiern weiter?

Paare, die eine Anzahlung geleistet haben, erhalten diese zurück, versichert Ludger Wilma. Von Seiten der Politik vermisst er eine klare Ansage, wann und wie es für private Feiern weitergeht – "wir werden hängen gelassen!". Ludger Wilma bleibt trotz Krisenstimmung optimistisch und ist überzeugt, dass es sein Unternehmen auch nach Corona noch gibt.

Generell sind alle Hochzeitsdienstleister von der Corona-Krise hart getroffen. Hochzeiten stellen ihre Existenzgrundlage dar: Fotograf, Trauredner, Caterer oder ein DJ sind also auf Brautpaare angewiesen.

Der Bund deutscher Hochzeitsplaner empfiehlt aktuell: verschieben statt absagen. Denn sollte ein Paar seine Hochzeit aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus absagen, müsse es alle Kosten tragen. Ein Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der gebuchten Dienstleister verrät mehr zu den Regelungen zu Absagen und Stornierungen. Viele Dienstleister haben in ihren AGB gestaffelte Stornoklauseln: Je früher die Buchung abgesagt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Geld zurück gibt.

Wird die Hochzeit abgesagt, weil es von Seiten der Behörden verboten ist, im großen Stil zu feiern, sieht es anders aus. In diesem Fall können andere Stornobestimmungen in Kraft treten. Je nachdem, welcher Grund für die Absage genannt wird und welche Leistungen bereits erbracht wurden, gibt es mehr oder das ganze Geld zurück.

Last-Minute im Mai oder Juni

Für Familie Meier dürfte sich der finanzielle Schaden also in Grenzen halten, wenn sie die Feier auf den Sommer 2021 verschiebt. "Wir müssen natürlich neu planen, neue Einladungen schreiben und eventuell eine neue Location suchen", sagt die Braut. Die ausgesuchten Eheringe, das Hochzeitskleid und die Dienstleister will sie ins kommende Jahr mitnehmen.

Oder: Sie heiraten noch diesen Monat kirchlich. Termine gibt es reichlich. Zum Beispiel im Münster St. Johannes in Neumarkt. Seit 4. Mai finden in den Kirchen wieder öffentliche Gottesdienste statt. Auch heiraten ist "jederzeit möglich", wie Pfarrer Norbert Winner bestätigt.

Bis 1. August standen 27 Hochzeiten im Kalender der Pfarrgemeinde, "die meisten sind abgesagt", erklärt Winner. Bei der Vergabe neuer Termine sei die Pfarrei sehr kompromissbereit und traue beispielsweise auch an manchen Feiertagen, Freitagen und Sonntagen. "Wir wissen, wie schwierig das Verlegen für die Brautpaare wird", sagt Winner.

Gute Nachricht für Kurzentschlossene: Mit ein wenig Vorlauf, dem Brautgespräch und den notwendigen Formalitäten steht einer Trauung im Münster oder einer Filialkirche nichts im Weg. Die Zeremonie kann wie gewohnt stattfinden, mit dem kleinen Unterschied, dass die Hochzeitsgäste verstreut Platz nehmen müssen. Das Brautpaar darf – ohne Schutzmaske und mit Sicherheitsabstand zum Priester – vorne sitzen.

Für Jasmin und Markus Meier ist "Last Minute" keine Option. Sie wollen eine große Sause nach der kirchlichen Trauung, mit ausgelassener Stimmung, vielen Umarmungen und ohne Gedanken an einen Spaßverderber wie das Coronavirus.

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