Erotische Leckerbissen dank nächtlicher Eingebung

30.4.2010, 00:00 Uhr
Erotische Leckerbissen dank nächtlicher Eingebung

© Tobias Stich

Genau das Richtige für laue Frühlings- und heiße Sommernächte liefert Aveleen Avide mit ihrem neuen Erotikband »Samtene Nächte«. Der Nachfolger des Amazon-Bestsellers »Seidene Küsse« erschien im Februar und macht bereits beim bloßen Anlesen Lust auf mehr. An einem sonnigen Nachmittag traf sich die Erfolgsautorin mit den Neumarkter Nachrichten, um über ihre Arbeit, ihre Leser und »die immer gleiche Frage« bei grundsätzlich jedem Interview zu sprechen.

Aveleen, wie kommt »frau« eigentlich dazu, erotische Kurzgeschichten zu schreiben?

Aveleen Avide: Ganz ehrlich gesagt war es eine nächtliche Eingebung. Ich bin sprichwörtlich im Bett hochgeschossen und hatte das Wort »Schreiben« im Kopf. Heute würde ich sagen, es war eine Vision; damals dachte ich einfach »Ich spinn‘«. Da ich klein anfangen wollte, entschied ich mich zunächst Kurzgeschichten zu verfassen.

Ganz oben auf Bestsellerlisten

Meine ersten Gehversuche, die ich übrigens immer noch aufbewahre, waren furchtbar. Kein Wunder, dass sie allesamt von den Verlagen abgelehnt wurden, was jedoch meinen Entschluss reifen ließ, für den Erfolg zunächst das entsprechende Handwerk zu erlernen. Zur Erotik kam ich dann gewissermaßen auch durch die »Schule des Schreibens« in Hamburg, besser gesagt durch Studienleiter Wolfgang Gogolin. Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich ein Händchen für erotische Literatur habe. So hat sich der Kreis letztendlich geschlossen.

Mit Ihrem Erstling »Seidene Küsse« haben Sie über vier Monate lang den ersten Platz der Amazon-Erotik-Bestseller-Liste angeführt. Das war 2006. Im Februar 2010 ist nun mit »Samtene Nächte« die zweite Sammlung erotischer Geschichten erschienen. Wie läuft es denn mit dem aktuellen Werk?

Avide (lacht): Das zweite Buch läuft derzeit noch ein wenig langsamer an, aber ich sage immer »erst langsam, aber dafür schlägt es umso gewaltiger ein«. Es ist so, dass »Samtene Nächte« auf Etappen jetzt schon sieben Mal in den Top 100 der erotischen Literatur bei Amazon.de vertreten war. Und da ich sehr internetaktiv bin, denke ich, dass der Durchbruch noch kommt.

Stichwort Internet. Ihre wahre Identität ist ja ein wohl gehütetes Geheimnis. Dennoch präsentieren Sie sich sehr umfangreich im Netz, betreiben neben Ihrer Homepage auch ein Weblog, bestücken regelmäßig soziale Netzwerke wie Twitter, MySpace und Facebook und interviewen unter Ihrem Pseudonym momentan auch Autorenkollegen und Büchermacher. Haben Sie nicht Angst, dass Ihre verschleierte Identität doch irgendwann die Hülle fallen lässt?

Avide: Oh ja. Mein Problem ist, dass ich im wahren Leben halbtags im Office-Bereich arbeite und die meisten Kollegen von meiner Tätigkeit als Erotikbuchautorin nichts wissen. Es wird viel gemunkelt, aber »nix gwiss woas ma net«. Im Internet bin ich unter meinem Pseudonym mit vielen Videos und Fotos vertreten. Für die »Schule des Schreibens« agiere ich hin und wieder als Testimonial. Grundsätzlich habe ich kein Problem mit dem, was ich mache; im Gegenteil, ich bin stolz darauf. Nur gerade für die männliche Bevölkerung in der Arbeitswelt ist das noch immer ein klares Tabuthema, mit dem viele nicht umzugehen wissen. Einige setzen mich mit meinen Fantasiefiguren gleich und vermuten, dass ich meine persönlichen Erlebnisse in den Geschichten widergebe. Doch einen Kriminal-, Thriller- oder Horrorbuchautor wird doch auch nicht gleich nachgesagt, dass er selbst schon Morde begangen hat, oder?

»Empfehlenswert«, »ganz heißer Tipp« und »einfach geil« sind nur einige Kommentare, die man Kundenrezensionen im Internet entnehmen kann. Ihre Leser sind begeistert und loben, dass Sie trotz des Themas nie ins Ordinäre abgleiten. Was entgegnen Sie Kritikern, die Ihr Werk zerreißen oder als »Schmuddelkram« bezeichnen?

Avide (zwinkernd): Ich habe einmal den Tipp bekommen, Kritikern nicht zu widersprechen. Jeder hat seine eigene Meinung und es wäre schlimm, wenn es anders wäre. Für mich war immer klar, dass ich veröffentlichen möchte und nicht für die Schublade schreibe. Meine Leser geben mir Recht. Das zeigen die begeisterten Kommentare auf meinem Weblog und die Reaktionen der Fans während meiner Lesungen.

Was hält eigentlich Ihr direktes Umfeld von Ihrer Berufung zur Erotikautorin?

Avide (schmunzelnd): Man kann sich vorstellen, dass ich gerade meine große Verwandtschaft in zwei Lager gespalten habe. Die einen finden es ganz großartig und loben mich. Die andere sagen nur »hoat etz des unbedingt saa mian?«.

Die Frage, die Sie in Interviews grundsätzlich gestellt bekommen, ist ja die, ob Sie Ihre erotischen Geschichten bereits selbst erlebt haben. Derart intime Details wären sicher lesenswert. Vielleicht verraten Sie unseren Lesern, woher Sie Ihre Inspiration nehmen. Fliegen Ihnen die Ideen zu oder haben Sie eine Quelle für Ihre kreativen Schübe?

Avide: Meine Geschichten basieren auf sehr viel Fantasie, das ist ja klar. Meistens habe ich eine Idee oder eine einzelne Sequenz für eine erotische Handlung, vielleicht auch nur einen einzigen Satz im Kopf und suche dann die passende Geschichte drum herum. Manchmal ereignet sich das Grundgerüst für eine Episode aber auch im Alltag durch skurrile Geschichten, die nur das Leben schreiben kann. In dem Fall suche ich dann nach dem Teil der Erotik, der zu genau dieser Geschichte passen könnte.

Inspiration im Tattoo-Studio

Meine Inspiration hole ich mir nicht nur im Alltag, sondern auch auf Reisen oder bei der Arbeit. Eine Zeit lang habe ich zum Beispiel im Büro eines Tattoo-Studios gearbeitet. Die Location und Mitarbeiter waren so genial, aberwitzig und beeindruckend, dass ich die dort gesammelten Eindrücke garantiert irgendwann in eine erotische Geschichte einfließen lasse.

Was darf man zukünftig von Aveleen Avide erwarten? Ist der nächste Band oder gar ein Roman schon in Arbeit?

Avide: In der Tat arbeite ich momentan schon an meinem dritten Buch. Auch das nächste Werk wird ein Band mit erotischen Kurzgeschichten werden, da ich mich momentan für einen Roman in Sachen Spannungsaufbau und Plot noch nicht bereit fühle. Aber ich will es können und deshalb lasse ich mich von www.wortweisend.de coachen. Der nächste logische Schritt wäre dann ein erotischer Roman. Ich würde auch gerne einen spannenden Thriller schreiben, vielleicht mit ein bisschen Erotik. Aber ein wenig Zeit werde ich dafür schon noch brauchen.

Interview: TOBIAS STICH

Aveleen Avide: »Samtene Nächte - Erotische Geschichten«, 2010, Rowohlt Taschenbuch Verlag, http://aveleen-avide. blog.de