Fahrendes Volk nimmt Kurs auf Neumarkt

28.2.2011, 09:00 Uhr
Fahrendes Volk nimmt Kurs auf Neumarkt

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Noch ist es hier alles andere als gemütlich. Der graue Himmel fängt sich in Schneepfützen, von den Festhallen tropft das kalte Nass, selbst die mit rhythmischen Klängen beschallte Eisbahn wirkt nicht gerade einladend.

Ganz anders die Bilder im Kopf von Horst Gensing, Mitorganisator der Jubiläums-Rallye. Bis zu 500 Camper aus allen Ecken Europas stehen mit ihren Wohnmobilen und -anhängern Wand an Wand, die Vögel zwitschern zu Andrea Berg und den Puhdys, Bratwürstchenduft tänzelt durch die Wege. Ein großes Treffen unter Freunden, die die gleiche Leidenschaft teilen, soll es werden, sagt Gensing. Dass Deutschland das Jubiläumsfest zum Fünfzigsten vom 9. bis zum 13. Juni ausrichten darf und Neumarkt die auserkorene Stadt ist, bringt die ohnehin schon lachenden Augen des Vorsitzenden des Deutschen Camping Clubs Landesverband Nordbayern zum Leuchten. „Saugut“ sei das.

Neumarkt statt Starnberger See

Als er vom Präsidenten des Europa-Komitees vor einigen Monaten Bescheid bekommen hat, dass Deutschland den Zuschlag erhält, habe er es anfangs gar nicht recht fassen können. In den vergangenen Jahren hätten sich die Camper in der Slowakei, Finnland, Frankreich oder Polen getroffen, nun dürfe endlich wieder Deutschland seine Facetten präsentieren.

Dass Europas organisierte Camperschaft nicht am Starnberger See oder Stralsund den Motor abstellt, ist ebenfalls Gensing zu verdanken. Nein — er habe Neumarkt nicht ins Gespräch gebracht, weil es ihm als einem aus dem Fichtelgebirge Stammenden eine lange Anfahrt erspart. Vielmehr kenne er Neumarkt und sei davon überzeugt, mehr Europäer auf die Sehenswürdigkeiten in und um die Stadt aufmerksam machen zu müssen.

Dass auf diese Art die Werbetrommel gerührt wird, findet freilich auch bei den Stadtoberen Zuspruch. OB Thomas Thumann lässt es sich daher nicht nehmen, im Programmheft ein Grußwort an die Camper zu richten, Besonderheiten der Stadt anzupreisen und abwechslungsreiche Tage zu wünschen.

Die werden die Camper zweifelsohne haben, wenn auch nicht auf die Weise, die das Wörtchen „Rallye“ erwarten lässt. Wer fürchtet, Kolonnen von Wohnmobilen würden sich an hiesigen Ampeln in provokantem Gasgeben üben und dann in allen Ecken des Landkreises durchs Gelände pflügen oder bei Orientierungsfahrten auf Schatzsuche gehen, der irrt. Vielmehr stehen Busausflüge nach Nürnberg und Regensburg, Stadtführungen, Sitzungen des Komitees und Feste in der Jurahalle mit Speis’, Tracht und Musik auf dem Plan.

Kein lotterhaftes Lagerleben

Auch sonst werde es zivilisiert zugehen, sagt Gensing und beruhigt damit jene, denen ein lotterhaftes Lagerleben am Festplatz vor Augen flackert. Bei den Campern handle es sich um „gediegene Leute“ meist höheren Alters, die das Reisen auch als Entdeckung der Langsamkeit verstehen. Selbst nach China seien Bekannte schon per Wohnmobil gereist, drei Monate waren sie hierfür unterwegs.

Ganz so weit werden es die bis zu 500 erwarteten Einheiten, sprich Wagen samt Besatzung, im Juni nicht haben. Und auch wer von ganz nah komme, sei willkommen, sagt Gensing. Schließlich gehe es um ein Treffen unter Gleichgesinnten, bei dem man über die neuesten Modelle, die schönsten Reiserouten und -ziele

und die spannendsten Erlebnisse schnackt. Mitreden und Spaß haben könne da jeder, egal ob er aus Skopje, Minsk, Lissabon oder Berg/Richtheim anreist.

Noch bis zum 30. April können

sich Interessenten unter horst-gensing@gmx.de über das Programm informieren oder sich anmelden. Und: Besuch von Nichtmotorisierten auf dem Platz ist jederzeit gestattet.