Neumarkter Kammermusikkreis feiert mit Mozart

Christuskirche: Konzert-Erlös für Ukrainehilfe

24.6.2022, 14:50 Uhr
Christuskirche: Konzert-Erlös für Ukrainehilfe

© Thomas Burucker

Endlich ist es soweit: Der Neumarkter Kammermusikkreis begeht mit einem Festkonzert sein 35-jähriges Bestehen. Eigentlich sollte es bereits 2021 über die Bühne gehen, musste aber coronabedingt zweimal verschoben werden.

Auf dem Programm und musikalischen Höhepunkt zu diesem festlichen Anlass stehen die Klavierkonzerte B-Dur KV 238 und Es-Dur KV 271 von Wolfgang Amadeus Mozart. Solist ist Wolfgang Müller, Pianist und Leiter des Orchesters. Das Konzert findet am Sonntag, 3. Juli um 19 Uhr im Historischen Reitstadel statt.

Die Orchestermitglieder haben sich dafür entschieden keinen Eintritt zu verlangen, sondern die Besucher um Spenden für die Renovierung der evangelischen Christuskirche und für die Ukrainehilfe zu bitten. Aus diesem Grund ist der Eintritt frei. Veranstalter ist das Evangelische Bildungswerk.

Der Neumarkter Kammermusikkreis wurde als zweites Laienorchester in Neumarkt vom Musikpädagogen Wolfgang Müller im Herbst 1985 gegründet, nachdem ein Jahrgang mit überdurchschnittlich vielen guten Streichern im Willibald-Gluck-Gymnasium Abitur gemacht hatten und um diesen die Möglichkeit zu schaffen, weiterhin miteinander zu musizieren.

Großartige Unterstützung

Zu diesem Zeitpunkt begannen die Proben für das erste Konzert, das im Frühjahr 1986 in der Neumarkter Christuskirche stattfand, was nur durch die großzügige Unterstützung durch das Evangelische Bildungswerk und seinem damaligen Leiter Ernst Damm möglich war.

Seit 1988 fanden die einmal im Jahr stattfindenden Konzerte im Reitstadel statt, ohne Unterbrechung bis zur Corona-Zwangspause 2020. Zu den elf Gründungsmitgliedern, alle aus dem Umfeld des Willibald-Gluck-Gymnasiums, stießen im Lauf der Jahre auch immer mehr Absolventen des Ostendorfer-Gymnasiums sowie Musiker von außerhalb dazu, so dass zeitweise eine Mitgliederzahl von über 20 erreicht wurde. Immerhin sind noch zwei Gründungsmitglieder mit von der Partie.

Christuskirche: Konzert-Erlös für Ukrainehilfe

© privat, NN

Qualitativ hat sich das Ensemble im Lauf der Jahre zu einem beachtlichen Niveau entwickelt. Ein besonderes Markenzeichen waren immer Programme, die vieles zu Gehör brachten, das man im Konzertsaal in der Regel kaum zu hören bekommt. Neben selten gespielten Werken der Literatur für Streichorchester wurden ab und zu Bearbeitungen von Klavierstücken aufgeführt.

Das Repertoire umfasst Werke aus allen Epochen vom Barock bis zur Musik der Gegenwart. Sogar Uraufführungen von Arbeiten des Orchestergründers und -leiters Wolfgang Müller standen wiederholt auf dem Programm.

„Mozart zu spielen und zu hören ist für jeden musikalischen Menschen stets ein Höhepunkt“, meint Wolfgang Müller, Solist bei den beiden Klavierkonzerten. Mozart komponierte für den eigenen Gebrauch das B-Dur-Konzert KV 238 im Januar 1776 in Salzburg. Es war eher für einen kleinen Kreis bestimmt, verzichtet auf äußeren Glanz. Interessante Klangwirkungen entstehen durch den Einsatz von Querflöten im Mittelsatz.

Das „Jeunehomme-Konzert“

Das zweite Klavierkonzert in Es-Dur-Konzert KV 271 ist das letzte und bedeutendste der Salzburger Klavierkonzerte Mozarts. Die Komposition entstand 1777 für die Klaviervirtuosin Louise Victoire Noverre verheiratete Jenamy, die Tochter des mit Mozart befreundeten Tänzers Jean-Georges Noverre Die Mozart-Biographen Théodore de Wyzewa und Georges de Saint-Foix vermuteten „Jeunehomme“ als den Namen der Pianistin, und so wurde das Werk im 20. Jahrhundert oft als „Jeunehomme-Konzert“ bezeichnet. Die pianistischen Fähigkeiten Jenamys dürften groß gewesen sein, da das Konzert ein hohes Maß an Virtuosität fordert. Strukturell dürfte es seinen einzigen Vorläufer in Carl Philipp Emanuel Bach haben. Einige Neuheiten, wie beispielsweise der Einsatz des Soloinstruments vor dem Eingangsritornell, lassen sich vorher nur bei Bach nachweisen. Dieses Konzert ist im Vergleich zu den vorher geschriebenen Konzerten eine geradezu singuläre Erscheinung, ohne Vorbild und stellt den frühesten Durchbruch Mozarts zu seinem Reifestil dar; Albert Einstein bezeichnet das Werk als „die Eroica Mozarts“. Konventionelle Regeln werden mehrfach gebrochen, etwa im 1. Satz, wo der Solist bereits in den ersten Takten (die normalerweise dem Orchester vorbehalten sind)

sich am Themenvortrag beteiligt bzw. am Ende nach der Solokadenz sich in

den Schlusstakten nochmals hören lässt.

Der 2. Satz mit seiner fast sprechenden Thematik ist der erste

Moll-Mittelsatz eines Mozart-Konzerts, er enthält opernhafte Elemente in

Form von Quasi-Rezitativen, eine gewisse Nähe zu Gluck ist spürbar. Das

mit 467 Takten sehr ausgedehnte Finale mit seinem eher motorischen

Presto-Hauptthema, das im Klavier zuerst erklingt, wird überraschend

unterbrochen durch einen menuettartigen Einschub, dessen Wiederholungen

jeweils leicht variiert werden.