Ferien fühlen sich jetzt anders an

5.4.2020, 20:15 Uhr
Ferien fühlen sich jetzt anders an

© Foto: Pauline Meiller

Zwiegespalten ist die Aussicht auf die Osterferien für den zwölfjährigen Leo: Zwei Wochen ohne tägliche Arbeitsaufträge, ohne Zeitdruck und ohne manchmal mühevolle Selbstmotivation machen ihm schon gute Laune.

Doch in normalen Ferien würde er in seinem Heimatort Kastl mit Freunden Radfahren oder Fußball spielen – all das fällt im Moment flach, und das findet er "schon etwas blöd".

Seine 15-jährige Schwester Pauline ist Realschülerin, sie schreibt in diesem Jahr die Abschlussprüfung. Auch in den Ferien wird sie also lernen. "Aber ich kann ausschlafen, das ist schon mal gut." Denn auch während des Homeschoolings hat sie sich den Wecker gestellt, um sich zeitig an den Schreibtisch zu setzen; das lässt sie in den Ferien lockerer angehen.

Sich selbst zu organisieren, findet sie okay: "Ich mag es, wenn ich mir alles selber einteilen kann."

Die Online-Arbeit und -Kommunikation mit den Lehrern habe insgesamt gut geklappt, "bei Fragen war immer jemand ansprechbar". Sie sei ein Familienmensch, sagt sie, und daher schmerzt sie es, wenn Ostern – anders als sie es kennt – nicht mit der großen Familie gefeiert wird.

Auch die 18-jährige Lisa aus Postbauer-Heng bereitet sich auf entscheidende Prüfungen vor, sie ist Abiturientin. "Für mich wären die Osterferien so oder so vor allem Lernzeit gewesen", sagt sie.

Katharina Kurzendorfer, sie ist Lehrerin an der Grundschule Wolfstein, freut sich auf etwas Zeit zum Durchschnaufen und erlebt "schon etwas Ferienstimmung", sagt sie, denn "meine Kollegen und ich waren ganz gut beschäftigt, die Kinder mit Aufgaben zu versorgen". Sie hat unter anderem ein Erklärvideo erstellt und von einer Mutter gehört, das Kind habe sich gefreut, wieder die Stimme der Lehrerin zu hören.

In den Ferien wird es auf freiwilliger Basis Arbeitsmaterial geben, denn ohne das gewohnte Freizeit- und Freunde-Programm sei etwas zu tun gar nicht so schlecht. Das sei auch die Rückmeldung mancher Eltern, sagt Kurzendorfer. Auch die Eltern hatten viel zu tun beim Homeschooling, ist der Lehrerin bewusst.

 

Daheim vor dem "Blechdeppen"

 

Generell ist die vierte Klasse für die Eltern oft ein intensives Jahr, heuer läuft es corona-bedingt noch einmal anders: Die aktuelle Note gilt für den Übertritt, Proben können noch mitgeschrieben werden, zählen aber nur, wenn sich das Kind verbessern würde.

Das betrifft den Viertklässler Emil aus Buchberg, der sich über die Ferien freut: "Doppelt gut", findet er sie auch nach den drei Wochen zuhause. Seine Mutter möchte trotzdem den Ferien ein bisschen Struktur geben, es wird also weiter ein bisschen gelernt und gearbeitet.

"Geringfügig anders" sehen die Ferien jetzt aus, sagt Alois Dorner, der an der Mittelschule West unterrichtet. Die Schüler haben in den drei Wochen zuhause erlebt, wie wichtig ihnen das Miteinander mit den Klassenkameraden ist: "Das kann man wieder schätzen, wenn man es eine Zeitlang nicht hat", sagt Dorner.

Auch ihm selbst geht die direkte Rückmeldung der Schüler etwas ab, sagt er: "Daheim hockt man vor dem Blechdeppen, denkt nochmal über die Aufgaben nach; im Klassenzimmer wären direkte Fragen oder Meldungen dazu gekommen, das fehlt jetzt." Eine wichtige Erfahrung für alle, findet der Pädagoge.

Vor allem per Mail hat er sich mit den Schülern ausgetauscht, manche hätten nicht so intensiv gearbeitet, andere wie gewohnt mitgemacht. Für die Osterferien hat er mit den Schülern vereinbart, dass es ein paar Aufgaben gibt, aber in reduziertem Umfang. "A bissl Ferien machen wir schon", sagt Alois Dorner.

Keine Kommentare