Findet der Dietfurter Chinesenfasching ohne Kaiser statt?

29.10.2019, 09:58 Uhr
Die klassische Schlüsselübergabe durch die Dietfurter Bürgermeisterin Carolin Braun fällt am 11. November mangels Kaiserdarsteller aus. Der "Sturm auf das Rathaus" wird anders als üblich gestaltet.

© André De Geare Die klassische Schlüsselübergabe durch die Dietfurter Bürgermeisterin Carolin Braun fällt am 11. November mangels Kaiserdarsteller aus. Der "Sturm auf das Rathaus" wird anders als üblich gestaltet.

Bekanntlich hatte der letzte Kaiser Fu-Gao-Di zum Ende der Faschingssaison 2018/19 sein Amt nach vierjähriger Regentschaft niedergelegt. Manfred Koller begründete dies mit familiären und beruflichen Gründen, aber auch mit der Bürde des Kaiseramtes, das immer mehr Zeit in Anspruch nehme.

Das schreckt potenzielle Nachfolger offenbar ab. Denn seit Monaten sucht ein Gremium aus Stadträten und Faschings-Aktiven unter der Führung von Bürgermeisterin Carolin Braun und Tourismus-Managerin Pia Pritschet nach einem neuen Kaiser oder einer Kaiserin - jedoch vergeblich. Die Gründe für die Absagen seien vielfältig, sagt Braun. Es sei gerade beruflich schlecht, sagen die einen, es fehle eine Unterstützergruppe, sprich der Hofstaat, die anderen. Auch der Aufwand werde gefürchtet.

Doch den könne der neue Kaiser durchaus selbst bestimmen, meint Braun. "Man muss nicht 30 Jahre im Amt bleiben, auch ein Jahr ist okay." Nicht jeder müsse gleich jahrzehntelang Kaiser bleiben wie der legendäre Bo-Da-Washy, der Friseurmeister Hans Geyer, der im Jahr 2000, kurz vor dem Unsinnigen Donnerstag, gestorben war. Auch dessen Nachfolger Fritz Koller, der ab 2001 als Ko-Houang-Di an der Spitze des Dietfurter Chinesenfaschings stand, räumte erst nach der Saison 2015 den Thron.

 

Früher seien kürzere Amtszeiten dagegen durchaus üblich gewesen. So sei etwa die bislang einzige Kaiserin Maria Linz alias Ria-Ria-Lin-Cio nur im Jahr 1967 auf dem Dietfurter Thron gesessen. "Dahin müssen wir, glaube ich, wieder zurück", meint die Bürgermeisterin.

Natürlich stehe der Dietfurter Kaiser sehr im internationalen Rampenlicht - kommen doch sogar regelmäßig Delegationen aus China, um das Spektakel am Unsinnigen Donnerstag zu beobachten. Diese Gäste müsse jedoch nicht unbedingt der Kaiser empfangen, meint Braun, das könne auch das Team hinter ihm leisten.

Noch ist Braun optimistisch, dass bis zum Höhepunkt des Chinesenfaschings, dem großen Umzug am 20. Februar 2020, ein neuer Kaiser oder eine Kaiserin gefunden wird. Falls nicht, so habe sich eine Gruppe zusammengetan, die das Spektakel trotz Thronvakanz organisiert. "Der Fasching findet auf jeden Fall statt und wird bestimmt lustig", verspricht Braun. Man könne ja sogar die Kaisersuche zum Thema machen. Aus der Sieben-Täler-Stadt sollte der neue Kaiser aber schon stammen, einen Regenten von auswärts würden die Dietfurter wohl nicht akzeptieren, meint Braun: "In den hiesigen Fasching muss man rein gewachsen sein."

Der Faschingsauftakt am Montag, 11. November, wird natürlich etwas anders ausfallen als sonst. Die Dietfurter Chinesen werden nicht auf die übliche Weise das Rathaus stürmen und die Schlüsselgewalt wird nicht durch Bürgermeisterin Carolin Braun an den Kaiser übergeben. Das Motto der neuen Faschingssaison 2019/2020 wird in jedem Fall offiziell am 11. 11. bekannt gegeben und dreht sich darum, dass Bayrisch China einen Kaiser/eine Kaiserin sucht.

Los geht es mit einer Eröffnungszeremonie um 19.30 Uhr vor dem Dietfurter Rathaus. Alle Maschkerer treffen sich dafür bereits um 19.15 Uhr vor dem Gasthof Schei-Pi (Gasthof Scheippl). Dann findet von der Scheippl-Bruck aus der heuer etwas andere "Sturm auf das Rathaus" statt. Nach der Eröffnungszeremonie geht es weiter zum Gasthof "Zum Bräu-Toni" zu Musik und Tanz. Beim gemütlichen Beisammensein spielt der bayrisch-chinesische Kulturattaché Karl-Heinz Bauer zur Unterhaltung auf. Alle Bayrischen Chinesen, Gäste und Besucher sind dazu herzlich eingeladen.

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