Firmengruppe Max Bögl gegen Norma bei Sengenthal

9.11.2017, 11:10 Uhr
Firmengruppe Max Bögl gegen Norma bei Sengenthal

© Foto: Martin Herbaty

Unter neuen Vorzeichen wird die Innerortsgestaltung Sengenthals fortgesetzt. Architekt Michael Zaschka vom Büro Nutz stellte den endgültigen Plan des Kindergartens vor. Das Gebäude wurde leicht gedreht, um den Grunderwerb zu minimieren. Für einen barrierefreien Zugang zum Untergeschoss sorgt nun eine Rampe. Dafür wurden die Stellplätze auf die andere Seite des Weges verlegt.

Auf Anforderung des Landratsamts ist ein Geräteraum neben dem Mehrzweckraum vorgesehen, die Nebenräume der drei Gruppen müssen durch Türen abgetrennt werden. Entsprechend der Anregungen aus der vergangenen Sitzung wurde das Personal-WC versetzt und dient nun auch als Behindertentoilette.

Die größte Änderung ist dem Wunsch nach der Möglichkeit geschuldet, das Gebäude später aufzustocken: Für mehr Flexibilität, Stabilität und Wirtschaftlichkeit war Michael Zaschka von der ursprünglichen Holzbauweise zu einem Stahlbetonbau umgeschwenkt. Dies vereinfacht Schall- und Brandschutz sowie die Umsetzung der großen Gebäudeöffnungen zum Garten hin.

Die Fassade wird allerdings nach wie vor in Holz ausgeführt. Für eine Aufstockung müssen die Fundamente vergrößert werden und das Dach als Stahlbetondecke ausgeführt werden. Die Mehrkosten für die Aufstockungs-Vorbereitung betragen 70 000 Euro. Von den geschätzten Gesamtkosten des Projekts von 2,27 Millionen Euro sind rund 1,7 Millionen förderfähig. Hier liegt der Fördersatz bei 75 Prozent; die Regierung hat bereits ihre Zustimmung signalisiert. Der Gemeinderat beschloss einstimmig den Bau des Kindergartens als Massivbau mit Aufstockmöglichkeit.

Im Sondergebiet Nahversorgung und Gewerbegebiet Schlierferheide Nord sollen ein Supermarkt mit Metzgerei und Bäckerei sowie die Tankstelle mit Getränkemarkt ihren Platz finden. Der Gemeinderat beschloss Deckblatt und Bebauungsplan für das neue Gebiet ebenso einstimmig wie den Bauantrag für den Norma-Markt.

Die als Investor auftretende N+S Immo GmbH hat am Dienstag den Mietvertrag mit dem Discounter Norma unterschrieben. Kommende Woche entscheidet sich, welcher Metzger und Bäcker hier Filialen betreiben. Ziel ist eine Eröffnung des Marktes am 15. November 2018.

Ausgleichsflächen notwendig

Einige von Fachstellen hatten Bedenken zu dem Vorhaben geäußert. So forderte die Regierung der Oberpfalz mit Blick auf ein VGH-Urteil, dass sich im neuen Mischgebiet keine weiteren Einzelhandelsunternehmen niederlassen dürften, um den Einzelhandel in der Umgebung nicht zu beeinträchtigen.

Bei den Ausgleichsflächen für das Projekt in Raitenbuch und Sindlbach ist die Gemeinde mit dem Amt für Landwirtschaft und Forsten auf einer Linie, das dort einen langsamen Umbau zu einem artenreichen Mischwald empfiehlt. Deshalb lehnte der Gemeinderat auch die Forderung des Bundes Naturschutz ab, den Ausgleichsfaktor von 0,3 auf 0,5 zu erhöhen – zudem gebe es Pflanzgebote im neuen Gebiet. Die Stadtverwaltung Neumarkt stellte mit Hinweis auf den Landesentwicklungsplan den Supermarktstandort grundsätzlich in Frage, während Alternativen nicht ausreichend berücksichtigt worden seien.

Sengenthal konterte mit dem Hinweis auf die Prüfung der Landesplanungsbehörde: Der Standort sei nicht nur der einzig plausible und städtebaulich integriert. Er unterstütze auch die Ziele der Regionalplanung zu einer wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde.

Massive Einwände

Massive Einwände gegen das Projekt kamen von der Firma Max Bögl, die sich baurechtliche Maßnahmen vorbehielt. Das Unternehmen sah die Planung in weiten Teilen als fehlerhaft an, weil wichtige Grundlagen nicht beachtet worden seien. So sei der Bedarf für ein neues Mischgebiet an dieser Stelle nicht ersichtlich, zudem befürchtet das Unternehmen negative Auswirkungen, wenn Wohnbauten errichtet würden.

Hier verwies Sengenthal darauf, dass das neue Gebiet weiter vom Firmengelände entfernt sei als die Schmidmühle, bei der Bögl bereits Immissionsgrenzwerte einhalten müsse. Auf Empfehlung des Gutachters ist Wohnbebauung nur in der nördlichen Hälfte des Gebiets vorgesehen.

Als "unverantwortlich" bezeichnete die Firma es, dass in der Nähe von Bahnübergang, Schwerlastverkehr und Abzweigung zur Schmidmühle eine massive neue Gefahrensituation geschaffen werde und Mitarbeiter die ungesicherte B 299 überqueren müssten. Der Gemeinderat sah dagegen den Umweg zu den bestehenden Unterführungen als zumutbar und im Gegenteil sogar eine wesentlich verbesserte Nahversorgung für die Beschäftigten.

Bereits am 25. Oktober hatte der Gemeinderat die Innerortsgestaltung für Sengenthal ausführlich diskutiert und goss die Ergebnisse am Dienstag in Beschlüsse. Angesichts der aktuellen Planungen für Kindergarten und Bauhof hat sich das bisherige Konzept erledigt. Die Entwicklung soll weitergeführt werden, allerdings nicht mehr mit dem bisher beauftragten Büro Beer, Bembe & Dellinger, bei dem sich der Gemeinderat für das Basiskonzept bedankte.

Für neue Gebäude stehen nur noch der Bereich des alten Dorfladens sowie die Grünfläche gegenüber des Kindergartens zur Verfügung. Der Bolzplatz unterhalb der Kirche soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Zwei Architekten werden beauftragt, jeweils Entwürfe für die beiden angedachten Gebäudekomplexe zu erstellen.

Priorität hat dabei die Tagespflege mit Mensa, die als Großküche die Pflegeeinrichtung, Kindergarten und Schule sowie ein kleines Bistro für Tagesgäste versorgt.

Ein Saal, viele Funktionen

Anschließend soll der Multifunktionssaal mit Gemeinderatssaal, Bürgermeister-Büro, Bücherei und Gemeindearchiv umgesetzt werden. Weitere Nutzungen – etwa für einen Jugendtreff oder Wohnungen über dem Multifunktionssaal – sind für einen späteren Zeitpunkt angedacht.

Mit Umsetzung des Saales wird auch der Gemeinderatssaal im alten Schulhaus aufgelöst: Aufgrund des Raumbedarfs der Schule soll das Gebäude ausschließlich für schulische Zwecke genutzt werden.

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