Fischsterben hätte gar nicht passieren dürfen

25.4.2012, 09:15 Uhr
Fischsterben hätte gar nicht passieren dürfen

© Werner Daehne

Die Gärreste, ein gülleartiges Abfallprodukt der Gasproduktion aus Biomasse, war in breiter Front den steilen Hang hinabgeflossen, hatte zuerst den Ammelbach erreicht und war von dort in die von der Schneemühle kommende Pilsach geflossen. Wie viel von der Substanz, die gut dosiert ein sehr gutes Düngemittel abgibt, im Wasser aber den Lebewesen den Sauerstoff wegnimmt, auslief, steht noch nicht fest. Die Schätzungen gehen von 200 bis weit über 1000 Kubikmeter.

Was passiert ist, hätte in der von drei Landwirten betriebenen hochmodernen Anlage eigentlich nicht passieren dürfen. Denn eine Sicherheitsschaltung hätte dafür sorgen müssen, dass sich die Pumpe selbstständig nach 15 Minuten abstellt.

Die Pumpe hatte sich irgendwann in der Nacht eingeschaltet und war auch weiter gelaufen, als die Rückhaltung von 100 Kubikmetern auf dem Gelände schon überschwappte. Mitarbeiter des Bauhofs Pilsach entdeckten um 7 Uhr den Schlamassel. Unverzüglich sei, so Pilsachs Bürgermeister Adolf Wolf, versucht worden, mit Absperrungen noch zu retten, was zu retten war. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte die Brühe schon den Bach erreicht. Als sich der Unfall mit dem Traktor ereignete, sei ihm, der das mitansehen musste, sagt Wolf, das Leben der beiden verunglückten jungen Männer wichtiger gewesen, als das von Forellen. Vertuscht sollte gar nichts werden. Es habe zu dem Zeitpunkt aber andere Prioritäten gegeben.

In sensiblem Bereich

Die Frage, ob es nicht leichtfertig gewesen sei, eine derartige Biogasanlage in dem sensiblen Bereich an einem steilen Hang über einem Bachlauf zu genehmigen, beantwortet der Leiter der Abteilung Bau und Umwelt am Landratsamt, Regierungsdirektor Manfred Wiesenberg, sophistisch. Man hätte sie nicht verbieten können, weil die Sicherheitsvorkehrungen eigentlich einen solchen Unfall ausschließen.

Das Unmögliche hat allein dem Fischereiverein Neumarkt einen Schaden von bis zu 30000 Euro beschert. Am Wochenende und danach wurden aus dem Leitgraben fünf Zentner fangreife Forellen, zwei Zentner kleine Forellen und zwei Zentner Mühlkoppen und Elritzen, Kleinfische auf der Speisekarte großer Forellen, tot geborgen.

Als der Vorsitzende des Fischereivereins, Johann Medl, von dem Unglück erfuhr, war es bereits zu spät, um den Leitgraben noch zu retten. Beim Auhof regelt zwar ein Schütz den Zulauf aus der Pilsach, aber da war die dunkle Brühe schon längst auf dem Weg in den Kanalhafen.

Totalverlust erwartet

Die Pilsach ist von der Diemühle bis zur Mündung in die Schwarzach vom Neumarkter Verein gepachtet. Auch in diesem Gewässerabschnitt muss von einem Totalsverlust ausgegangen werden. Die Kadaver sammeln sich vorzugsweise in den tiefen Gumpen und konnten noch nicht geborgen werden. Immerhin eine Erkenntnis hat das Fischsterben gebracht: In der Pilsach lebten bedrohte Bachneunaugen.

Der vorübergehende Sauerstoffverlust im Wasser hat vermutlich auch den Großteil der Kleinlebewesen umgebracht, die den Fischen als Nahrung dienen. Doch der Sommer naht und die Steinfliegen, Köcherfliegen und Libellen werden ihre Eier im Wasser ablegen. Die Larven sind Futter für die kleinen Forellen, die jetzt wieder gesetzt werden können. Größere würden verhungern. Erholt haben wird sich die Pilsach, sagt Medl, in zwei bis drei Jahren.

 

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